Jugendhilfeausschuss in Radevormwald Debatte zur Zukunft des Jugendamts

Radevormwald · Die Pläne der Verwaltung wurden im Jugendhilfeausschuss kontrovers diskutiert. Aufgeworfen wurde auch die Frage, ob die Zuständigkeit nicht an den Kreis zurück soll.

 Bürgermeister Johannes Mans will die pädagogische Seite der Behörde stärken.

Bürgermeister Johannes Mans will die pädagogische Seite der Behörde stärken.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Die geplante Umstrukturierung des Jugendamtes war Thema im Jugendhilfeausschuss am Donnerstagabend. Die Fraktion der Alternativen Liste hatte der Verwaltung einen Fragenkatalog dazu geschickt und um Beantwortung gebeten. AL-Vertreterin Petra Ebbinghaus kritisierte, dass den Ausschussmitgliedern zu wenig Informationen vorlägen.

Bürgermeister Johannes Mans erläuterte noch einmal, warum die Verwaltung dieses Vorhaben anpacken möchte. Unter anderem soll das Amt eine neue Leitung mit pädagogischen Hintergrund bekommen. „Das hat nichts mit einer Diskreditierung der derzeitigen Leitung zu tun“, stellte er klar. Man habe Probleme bemerkt bei der Belastung der Mitarbeiter und der „effektiven Zusammenarbeit“, bei der „Frage der Binnendifferenzierung“ und der Kooperation mit externen Dienstleistern. Daher habe man sich entschlossen, das Ganze durch eine externe Perspektive prüfen zu lassen. Ansgar Nowak, ehemaliger Leiter der psychologischen Beratungsstelle „Herbstmühle“ in Wipperfürth und früher auch sachkundiger Bürger des Jugendhilfeausschusses in Radevormwald. „Es handelt sich nicht um ein ,Gutachten’“, sagte Mans. „Wir wollten die Situationen einfach beleuchten.“ Die Alternative Liste hatte sich gewünscht, Nowak bei der Ausschuss-Sitzung Fragen stellen zu können, er war jedoch verhindert.

„Wir brauchen vernünftige Konzeptionen, manche Bereiche könnte man an freie Träger geben“, erklärte der Bürgermeister. Es stelle sich auch die Frage ob die Zuständigkeit für den Bereich der Kindergärten und Tagespflege weiter in der Obhut des Schulamtes bleiben solle. Mans räumte ein, dass die Stadt auch „finanziell große Herausforderungen“ bei der Jugendpflege erwarte. Wie Jugendamtsleiter Volker Grossmann ausführte, ziehen häufiger Problemfamilien, deren Kinder betreut werden müssen, nach Radevormwald, weil hier die Mietkonditionen besser seien als beispielsweise in Wuppertal. Und das bedeute vermehrte Kosten für die Stadt.

Rolf Schäfer von der CDU-Fraktion zeigte sich skeptisch: Neue Konzepte würden nicht viel bringen, wenn die beiden Hauptprobleme nicht angepackt würden. „Zu wenig Personal, zu wenig Geld.“ In diesem Zusammenhang wurde in der Runde die Frage aufgeworfen, ob Radevormwald wirklich ein eigenes Jugendamt brauche oder ob – wie andere Städte im Kreis halten – diese Kompetenzen wieder an das Kreisjugendamt gegeben werden könnten. Die Entscheidung, vor 20 Jahren ein eigenes Amt zu gründen, sei aus finanziellen Gründen gefallen, meinte Schäfer. „Es war einfach kostengünstiger als die Kreisumlage.“

Dagegen verwahrten sich jedoch jene Ausschussmitglieder der freien Träger. Man sei sehr froh über das Jugendamt vor Ort. „Den langen Weg nach Gummersbach können Sie den Betroffenen nicht zumuten“, meinte Helga Kersting als Vertreter der Wohlfahrtsverbände.

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