Radevormwald Jobcenter – generelle Sicherheit gibt es nicht

Radevormwald · Als die Mitarbeiter des Jobcenters an der Carl-Diem-Straße gestern vom gewaltsamen Tod einer Kollegin aus Neuss erfuhren, saß der Schock tief. "Es tut uns fürchterlich leid für die Familie, die Freunde und die Kollegen", sagt Leiterin Michaela Uhlir.

 Michaela Uhlir leitet die Jobcenter Hückeswagen und Rade.

Michaela Uhlir leitet die Jobcenter Hückeswagen und Rade.

Foto: Dö (Archiv)

Solche Ereignisse seien traumatisch. Ein 52-jähriger Mann hatte eine 31-jährige Frau niedergestochen. Trotz Not-OP starb die Frau.

Gestern Mittag bekamen die Mitarbeiter im Radevormwalder Jobcenter eine offizielle Mitteilung der Regionaldirektion, in der ihnen der Sachverhalt geschildert wurde. "Ich glaube, dieses schreckliche Ereignis wird Wellen schlagen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Sicherheitskonzept überdacht wird", sagt Michaela Uhlir. Welche Sicherungen es an der Carl-Diem-Straße gibt, will sie öffentlich nicht preisgeben. Sie traf sich gestern mit ihren Kollegen, um über das Geschehen in Neuss zu sprechen.

Keine Schleusen oder Plexiglas

"In klassisch organisierten Jobcentern gibt es am Eingang eine erste Anlaufstelle, bei uns kommen die Kunden direkt an unseren Schreibtisch", sagt sie. Wenn jemand komme, der nicht richtig bei sich ist, sei ein genereller Schutz schwierig. Von Schleusen wie in Gerichten oder Plexiglasscheiben in Büros hält sie nichts. "Jeder hat sein eigenes subjektives Sicherheitsempfinden. Mir ist der persönliche Kontakt wichtig. Wir wollen Probleme unserer Kunden lösen, und dafür müssen die sich ein Stück weit öffnen", sagt sie. Es sei wichtig, eine vertraute Atmosphäre zu schaffen, um offen miteinander umzugehen.

Das Jobcenter Oberberg sei ländlich geprägt und biete den Vorteil, dass man seine Kunden kenne. "Es kann trotzdem passieren, dass jemand laut wird oder Kollegen wüst beschimpft, was ich nicht akzeptiere", sagt Michaela Uhlir, die mit ihren 15 Kollegen 1500 Frauen und Männer betreut. Hausverbote und Bußgelder gebe es in Rade selten.

In der Vergangenheit wurden die Mitarbeiter auch in Deeskalation geschult. Sehr wichtig findet die Leiterin, dass die Kollegen aufmerksam sind und ihr Ohr auch mal am Nachbarbüro haben, wenn es dort lauter wird. "Der Neusser Fall ist eine absolute Sondersituation. Wenn sich Betroffenheit und Traurigkeit lösen, sollte man objektiv nachbetrachten", sagt Uhlir.

(RP/rl)
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