Radevormwald Hückeswagen ist auf einem beschwerlichen Weg

Radevormwald · Finanzen, Wirtschaft, Digitalisierung und Flüchtlingswelle waren Themen des Neujahrsempfangs der Schloss-Stadt.

 Bürgermeister Dietmar Persian zeigte einen steinigen Weg auf.

Bürgermeister Dietmar Persian zeigte einen steinigen Weg auf.

Foto: Jürgen Moll

Wander- und Naturfreude haben sie schon einmal gesehen - die Steinmännchen: kleine Türme aus Steinen, die am Wegesrand stehen und seltsame Skulpturen bilden. Dieser Symbolik bediente sich Dietmar Persian in seiner Neujahrsansprache im Schloss. Dabei bezog er sich auf die großen Themen, die die Stadt im vergangenen Jahr begleiteten, aber auch in 2016 beschäftigen werden. Stolpersteine auf diesem Weg müssten beiseite geräumt werden.

"Eine lange Wanderung liegt vor uns, und der vor uns liegende Berg scheint manchmal riesig. Wir müssen ehrlich zugeben, dass wir in vielen Bereichen noch nicht wissen, wo es lang gehen soll", äußerte Persian. Positiv wertete der Bürgermeister die Entwicklung der hiesigen Wirtschaft. Im Gewerbegebiet West 2 wurden weitere Industrie- und Gewerbeflächen auf den Markt gebracht und teilweise an mittelständische Unternehmen verkauft. Die Stadtentwicklungsgesellschaft HEG habe zudem Schlüsselgrundstücke im zukünftigen Gewerbegebiet West 3 erworben; die planerischen Vorbereitungen der Erschließung laufen bereits. "2015 hat uns in diesem Bereich auf unserer Wanderung ein gutes Stück vorangebracht", betonte Persian.

Nicht vergessen werden dürfe, insbesondere im Hinblick auf die Wirtschaft, die Digitalisierung. "Hier müssen wir gerüstet sein, damit unsere Unternehmen alle Möglichkeiten haben." Die Breitbandanbindung soll sich nicht nur in den Gewerbegebieten deutlich verbessern. Der Etat für den Medienausbau an den Schulen soll zudem erhöht werden, damit auch Kinder und Jugendliche auf die zunehmende Digitalisierung vorbereitet werden. Das Thema "Wandern", das sich wie ein roter Faden durch die Neujahrsansprache zog, beinhaltet auch die Flucht der Menschen vor Krieg oder Verfolgung und damit die Flüchtlingssituation. "Diese Menschen sind tausende Kilometer unterwegs und riskieren ihr Leben, weil sie Sicherheit für sich und ihre Kinder suchen", betonte Persian.

Eine Herausforderung sei die menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlinge, die Integration und Finanzierung zur Bewältigung dieser Aufgaben. "Herr Schäuble sagt, das geht ohne neue Schulden. Aber die schwarze Null muss - was die Flüchtlingskosten angeht - genauso für den Haushalt der Stadt Hückeswagen gelten", richtete er einen persönlichen Neujahrswunsch nach Berlin an den Bundesfinanzminister und nach Düsseldorf.

Dieses Thema hatte vorab Frank Junker, Pastor der Freien evangelischen Gemeinde Lindenbergstraße, in seiner Ansprache angesprochen. Er erinnerte an Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe in der Stadt: "Auch Jesus war auf der Flucht. Und wenn Menschen bei uns Hilfe suchen, dann haben wir es auch mit Gott zu tun." Dabei müsse gar nicht alles von Anfang an perfekt sein. Nur der Überoptimierungswahn der Gesellschaft verlange die Perfektion.

Zum Ende dankte Persian seinen Kollegen aus der Verwaltung, wie auch den Bürgern für ihren aktiven Einsatz und ihre Mithilfe. Sie hätten auf dem Weg viele Steine aus dem Weg geräumt und zu Steinmännchen aufgestapelt. "Bürgerschaftliches Engagement wurde bei uns schon immer groß geschrieben, und man könnte fast meinen, es sei in Hückeswagen erfunden worden", sagte er und verwies auf das Bürgerbad, die vielen vereinseigenen Turnhallen, die öffentliche Musikschule und das vereinsgeführte Kultur-Haus Zach.

Mehr als 100 Hückeswagener, darunter Vertreter aus Vereinen und Politik, waren der Einladung des Bürgermeisters gefolgt. Die Sternsinger überbrachten ihnen den Segen mit einigen Lieder und Gedichten. Für den musikalischen Rahmen sorgte der Chor "Modern Generation" mit besinnlichen wie auch beschwingten Liedern.

(RP)
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