Radevormwald HSG wünscht sich einen Handball-Boom

Radevormwald · Neun Jahre nach dem WM-Titel in Köln ist Deutschland am Sonntag sensationell Europameister geworden. Ob der Erfolg zur HSG Radevormwald/Herbeck durchschlägt, bleibt abzuwarten. Das Leben für die Vereine wird nicht leichter.

Eine Flasche Sekt geköpft haben am Sonntagabend Klaus Berke und Ehefrau Elke, nachdem die deutsche Handballmannschaft die Sensation geschafft hatte und Europameister geworden war. Nachdem er den ganzen Tag über in der Halle der Realschule den Spielbetrieb organisiert hatte, schaffte er es gerade noch zum Anpfiff ins Wohnzimmer. Von Euphorie aber hält Berke (67), den alle seit fast 55 Jahren nur "Max" nennen und der der "Mister Handball" der HSG Rade/Herbeck ist, allerdings nichts. Er vertritt derzeit auch den HSG-Vorsitzenden Klaus Steinmüller.

"Heute genießen wir vor dem Fernseher noch die Ankunft in Berlin, der Alltag hat aber schon wieder begonnen", sagte Berke gestern am Vormittag. Das von Sonntagabend wegen des Endspiels verlegte Spiel der zweiten Mannschaft der Herren in der Bezirksliga zum Beispiel muss neu terminiert und organisiert werden.

Organisation, das ist für ihn das Stichwort. "Wir brauchen zum Glück keine Hallengebühren zu zahlen. Sonst würde das Ganze noch schwerer", sagt er. Die HSG stellt aktuell als ehrenamtlich tätiger Verein sieben Seniorenmannschaften und zwölf Jugendteams, von den Kleinsten bis zur männlichen A-Jugend, die in der Oberliga spielt. Da die Damen auch in die Oberliga aufgestiegen sind und die Herren um den Aufstieg in die Verbandsliga kämpfen, sieht sich die HSG fast 17 Jahren nach dem Zusammenschluss der Abteilungen des TV Herbeck und TSV Schwarz-Weiß gut aufgestellt. Da zum Sport das Gewinnen und der Erfolg gehören, ist die HSG stolz, dass ihre Mannschaften nicht nur im Kreis, sondern auch für den Handballverband Niederrhein qualifiziert sind, mit der Folge, dass für Auswärtsspiele bis zur niederländischen Grenze gefahren werden muss.

"Aber Erfolg kostet Geld. Das wissen viele nicht", sagt "Max" Berke, seit 45 Jahren Funktionär, Betreuer, Trainer und Schiedsrichter. Alleine Verbandsabgaben und Schiedsrichterkosten liegen bei der HSG im Jahr bei 10.000 Euro. Für Trikotwerbung zum Beispiel, kassiert der Verband ebenfalls Abgaben. Von Jahr zu Jahr steigen diese Kosten. Der Deutsche Handballbund hat zwar auch jetzt wieder einen großen Erfolg erzielt, die Kosten werden aber (auch) von kleinen Vereinen getragen. Die Organisation sei so aufgebaut, dass die unterklassigen Vereine dafür richtig bezahlen müssten. Berke gibt zu bedenken, dass in der Euphorie der letzten Tage fast untergegangen ist, dass der HSV Hamburg indie Insolvenz ist und vom Spielbetrieb der Bundesliga abgemeldet worden ist.

"Und trotzdem macht das Handballspiel einen riesen Spaß, auch als Zuschauer. Für uns kann es nur heißen, wie bisher weiter auf die Jugendarbeit zu setzen, um Schiedsrichter und ehrenamtliche Helfer zu werben", sagt Berke. Die HSG habe zwar ein gutes Team, zum Beispiel mit Inès Engstfeld und Frank Alsdorf in der Jugend und zahlreichen Helfern bei den Senioren, einen Spielbetrieb mit 19 Mannschaften von August bis Anfang Juni sieht er aus Jahrzehnte langer Erfahrung als großen Apparat an. "Wir müssen die Ärmel hochkrempeln, auch, um weitere Sponsoren zu gewinnen, ohne zu vergessen, dass uns die bisherigen schon gut unterstützen", sagt Berke.

Der nächste große Spieltag für die Rader Handballer steht nach dem Karnevalswochenende am 13./14. Februar an, mit zahlreichen Heim- und Auswärtsspielen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort