Gemeindeversammlung in Dahlerau Holpriger Neustart nach der Fusion

Remlingrade/Dahlerau · Die Evangelische Kirchengemeinde Remlingrade-Dahlerau wurde von der Corona-Pandemie stark ausgebremst – nur wenige Wochen nach dem Zusammenschluss. Bei der ersten Gemeindeversammlung gab es nun viel Gesprächsbedarf.

 Albrecht Keller ist Pfarrer der Evangelischen Kirchenmeinden Remlingrade und Dahlerau.

Albrecht Keller ist Pfarrer der Evangelischen Kirchenmeinden Remlingrade und Dahlerau.

Foto: Jürgen Moll

Kaum hatten die Evangelischen Kirchengemeinden Remlingrade und Dahlerau im Januar 2020 ihren Zusammenschluss besiegelt, begann die Pandemie. Das Zusammenwachsen musste warten, Pläne wurden verschoben, das Gemeindeleben musste zurückgefahren werden. 18 Monate nach der Fusion lud das Presbyterium zur ersten Gemeindeversammlung ein – mit einer ganzen Liste an Baustellen, aber auch mit Ideen im Gepäck. Fest steht: Die Herausforderungen sind groß – auch mit Blick auf die Finanzen.

Wie sehen die Finanzen aus? Jüngst hat der Kirchenkreis Lennep den Haushaltsplan 2021 der Kirchengemeinde abgelehnt: Das Presbyterium Remlingrade-Dahlerau hatte mit einem Minus von 246.000 Euro geplant – um den Pastoratshof umbauen und die Orgelsanierung in Angriff nehmen zu können. Der Kirchenkreis befand: Die Rücklagen von 870.000 Euro würden zu stark schrumpfen und forderte ein Haushaltssicherungskonzept. Jeder Euro sei nochmal umgedreht worden, berichtete Presbyteriumsvorsitzender Torsten Kleinschmidt. Fest steht: Die Gemeinde will an beiden Kirchen festhalten – das Gebäude in Dahlerau schreibt 27.000 Euro Verlust im Jahr, das Gebäude in Remlingrade 19.000 Euro. „Aber in der jetzigen Situation wäre es unzumutbar, eine der Kirchen aufzugeben“, erklärte Kleinschmidt. Das habe auch der Kirchenkreis akzeptiert. Auch die beiden Friedhöfe sollen erhalten bleiben. „Die Kindertagesstätte steht ebenfalls nicht zur Diskussion“, betonte der neue Kirchmeister Christoph Maurer. Um Geld zu sparen und die Einnahmen zu erhöhen, will die Gemeinde das Vor-Ort-Büro im Siedlungsweg aufgeben – und mit dem Büro der Gemeinde Radevormwald zusammenarbeiten. Die Räume sollen als Büro- und Gewerbefläche saniert und dann vermietet werden. Mit dem Haushaltssicherungskonzept hat die Gemeinde die geplanten Verluste auf 126.000 Euro reduziert. Die Bilanz für das erste gemeinsame Jahr sehe übrigens ganz gut aus, sagte Kleinschmidt. Das Ergebnis 2020 liegt bei einem Minus von 20.000 Euro.

Welchen Einfluss haben die Finanzen auf die Pfarrstelle? Die Pfarrstelle von Albrecht Keller wird zur Hälfte von der Stiftung der Gemeinde finanziert. Der Kirchenkreis rät zu einer Reduzierung der Stelle – die Gemeindegliederzahlen gehen seit Jahren zurück. Gleiches gilt für die Erträge der Stiftung. „Wir werden uns diese volle Pfarrstelle nicht mehr leisten können“, stellte Kleinschmidt bereits in Aussicht. Aktuell gebe es aber keine Ergänzungsaufgaben im Kirchenkreis, die Pfarrer Keller übernehmen könne. Langfristig geht die Gemeinde von einer Reduzierung der Stelle auf 75 Prozent aus.

Welche Rolle spielt der Pastoratshof für die Situation der Stiftung? Neben den Zinserträgen fließen auch die Mieteinnahmen des Pastoratshofs in die Erträge der Stiftung. Weil die Diakonie aber das Mietverhältnis für die Senioren-WG gekündigt hat, fallen Einnahmen von jährlich etwa 30.000 Euro weg. „Wir haben uns sehr um die Gewinnung eines neuen starken Partners bemüht“, erklärte Maurer. Die Bemühungen halten an. Gleichzeitig ist die Gemeinde mit der Stadt im Gespräch, um die Nutzungsbedingungen für den Pastoratshof anzugleichen. „Dann würden wir sanieren und selbst ein WG-Angebot schaffen“, sagt Maurer.

Wie sieht die Situation nach dem Verkauf des Gemeindehauses aus? Die Zeitfenster für die Gemeindearbeit seien während der Pandemie geschrumpft, beklagten Gemeindeglieder. Anders als vertraglich vereinbart, habe die Musikschule mehr Raum in Anspruch genommen. „Wir müssen dringend das Gespräch suchen“, erklärte Pfarrer Keller, „die Gemeinde braucht diesen Anlaufpunkt.“

Welche Pläne hat die evangelische Kirchengemeinde Remlingrade-Dahlerau für die Zeit nach der Pandemie? „Die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien trägt erste Früchte“, freuten sich Pfarrer Keller und Presbyterin Martina Röttger. Die Konfirmandenarbeit wurde umstrukturiert und wird nun in zwei Phasen aufgeteilt. Die Gemeinde plant die Anschaffung eines Bauwagens, um etwa auf dem Wuppermarkt präsent zu sein. „Wir wollen dorthin gehen, wo die Menschen sind“, sagte Keller. Auch das Angebot, einen Eisenbahnwaggon mit den Jugendlichen als Treffpunkt zu gestalten, hat die Gemeinde angenommen. Für die Seniorenarbeit im Quartier gibt es im Juli einen Runden Tisch – um die Menschen nach der Pandemie aus der Isolation zu holen. Aktuell wird ein Besuchsdienst aufgebaut.

Wie soll die Kommunikation künftig gestaltet werden? „Das Fußvolk wurde von den Entwicklungen der Gemeinde ziemlich abgehängt“, beklagte Gemeindeglied Hans Neumaier während der Versammlung. Es gebe keine Transparenz. Das Presbyterium versprach Besserung: Man habe eine Arbeitsgruppe für Öffentlichkeitsarbeit gegründet, berichtete Kleinschmidt.

Wie sieht die Situation des Presbyteriums aus? Nach der Fusion verließen viele Mitglieder das Gremium. „Wir freuen uns sehr, dass wir Ehrenamtliche gefunden haben, die mitmachen“, erklärte Kleinschmidt. Zwei Plätze sind weiterhin vakant. Freiwillige sind willkommen.