Wanderung in Radevormwald Mit Lotta von der Spitze bis ins Tal

Radevormwald · Auf der Wanderung vom höchsten bis zum niedrigsten Punkt der Stadt erlebt man Natur. So waren unsere zwölf Kilometer durch Radevormwald.

  Tiefster Punkt: Die Brücke über die Wupper, nahe der Ortschaft Oege.

Tiefster Punkt: Die Brücke über die Wupper, nahe der Ortschaft Oege.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Lotta ist vor über einem Jahr in unserer Familie gelandet. In der kleinen Münsterländerin steckt zur Hälfte ein Australian Shepherd und damit eine doppelte Portion Bewegungs- und Erlebnisdrang. Eine bessere Begleitung hätten wir uns heute, an dem eisigen aber sonnigen Sonntag, nicht aussuchen können, um von dem höchsten Punkt Radevormwalds zu dem niedrigsten der Stadt zu wandern. Vor uns liegen zwölf Kilometer.

Einen offiziellen Wanderweg, der Wintershaus mit dem Flussbett der Wupper, kurz vor Beyenburg verbindet, gibt es nicht. Gestern Abend habe ich also damit verbracht mir online selber eine Route durch die Wälder und über die Felder meiner Heimatstadt zusammenzustellen. Hauptverkehrsadern, wie die Uelfe-Wuppertal-Straße oder die B483 vermeide ich, schließlich wollen wir heute Natur erleben und uns so viel wie möglich auf Wanderwegen oder Trampelpfaden bewegen.

In Wintershaus, 421 Meter über Null, führt uns der ausgebaute Rad- und Fußweg Richtung Industriegebiet. Um 13 Uhr steht die Sonne hoch und wärmt uns von hinten. An großen Windrand, das rechts neben uns auftaucht, verlassen wir das erste Mal die bepflasterte Straße und wandern durch das Waldgebiet in Richtung Grüne. Nach einer schnellen Überquerung der Bundesstraße gehen wir querfeldein durch den Wald, der sich zwischen dem Flugplatz an der Leye und dem links liegenden Industriegebiet erstreckt. Hier verlaufen wir uns einige Male, denn die Pfade, die ich auf meinem Handy abgespeichert habe, führen entweder ins Nichts oder über nicht zu überquerende Höfe.

Die erste Stunde ist rum, Lotta ist begeistert von den neuen Gerüchen und Geräuschen, meine Wanderschuhe fangen an zu drücken, aber mein Freund findet abbrechen keine Option. Nach einigen zusätzlichen Schlenkern landen wir endlich hinter der Uelfestraße in dem traumhaften Wald, der sich zwischen der Uelfe-Wuppertal-Straße Rochollsberg und Önkfeld erstreckt. Ab hier läuft alles prächtig. Der Himmel ist blau, die Felder frostig und die Menschen, die einem begegnen, freundlich.

Während Lotta die Umgebung erkundet und sich zum Glück doch dagegen entscheidet ruhende Vögel aufzuscheuchen, entdecken wir eine sonnige Bank mit Blick auf den Stadtkern von Radevormwald. Eine kurze Rast, dann geht es weiter, damit wir die restliche Hälfte vor Sonnenuntergang schaffen. In dem Laubwald, den wir auf der Höhe des Restaurants Oberste Mühle betreten, begegnen uns beschriftete Steine, die an jeder Wegbiegung stehen. Wir taufen sie „Waldweisheiten“ und schmunzeln über die altmodischen Sprichwörter. „Die Seele wird vom Pflastertreten krumm. Im Wald kannst du mit den Bäumen reden, wie mit Brüdern. Es ist das Pflaster für die Seele“ sagt ein Stein, einige Meter weiter lesen wir „Tiere reden mit den Augen oft vernünftiger als der Mensch mit dem Mund.“

Mit einem Blick auf Lotta befinde ich diese Weisheit als wahr. Ihre braunen Augen blinzeln mich vertraut an und obwohl sie langsam müde wird, trottet sie treu voran. Keine Hintergedanken, nur Vertrauen und Instinkt halten die kleine Hündin wach und mutig.

Mittlerweile steht die Sonne vor uns. Wir sind Berg auf gegangen, haben Önkfeld rechts neben uns gelassen und wandern jetzt in den Wald, der uns vorbei an Remlingrade führen wird. Andere Wanderer begegnen uns jetzt, am späten Nachmittag, nicht mehr. Obwohl ich Radevormwald gut kenne, erfahre ich erst jetzt, dass es auf dem Weg ins Tal einen ausgeschilderten Pilgerweg gibt. In der letzten Stunde läuft auf unserer Wanderung alles rund. Wir gehen immer tiefer Richtung Wupper. Die Luft wird deutlich kälter und klammer, und auch das Licht verändert sich. Die Goldene Stunde ist vorbei, die Sonne ist kurz davor unterzugehen.

Um halb fünf haben wir den tiefsten Punkt Radevormwalds, das Flussbett der Wupper, erreicht. Knapp vier Stunden und 18.000 Schritte später sind wir alle müde. Lotta kann es nicht erwarten endlich vor einem vollen Fressnapf zu stehen und sich dann in ihrem Körbchen zusammenzurollen.

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