Helden in der Corona-Krise Lebensmittel einpacken für die Bedürftigen

Radevormwald · Der Radevormalder Mittagstisch verlegt sich in der Krise aufs Beliefern der Bedürftigen, die sonst dienstags zum Hürxthal kommen. 75 Taschen wurden am Mittwoch gefüllt und auf vier Touren im Stadtgebiet ausgeliefert.

 Maske muss sein: Bei der Packaktion im Haus Hürxthal werden die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten.

Maske muss sein: Bei der Packaktion im Haus Hürxthal werden die Sicherheitsmaßnahmen eingehalten.

Foto: Stefan Gilsbach

Zahllose Taschen, aus denen ein großer Laib Brot herausschaut, stehen bereit im Café-Bereich des Hauses Hürxthal. Nebenan sind Helfer dabei, weitere zu packen – rund 75 werden es an diesem Mittwoch sein, gefüllt mit Lebensmitteln, die an bedürftige Menschen verteilt werden. „Neben dem Brot sind das Eier, frisches Gemüse, Milchprodukte und Nudeln“, erklärten Karin Schmidt und Bernd Hermann, die Initiatoren des Mittagstisches. Da dieses Angebot, das im Wesentlichen dem einer „Tafel“ entspricht, derzeit wegen der Corona-Krise nicht stattfinden kann, ist man mit engagierten Helferinnen und Helfern dazu übergegangen, den Menschen zu beliefern.

Auch Volker Grossmann, der Leiter des Sozialamtes der Stadt, macht mit. „Wir hatten das Ganze mit dem Bürgermeister besprochen, und die Stadt hat für die Lieferungen auch eine Dienstwagen bereitgestellt“, erklärt er. Außerdem stellt Grossmann sein Privatauto zur Verfügung: „Da passt viel rein!“

Es sind jedoch nur drei Personen des üblichen Teams des Mittagstisches dabei. „Das Durchschnittsalter bei uns ist hoch“, sagt Bernd Hermann. Um niemanden zu gefährden, sind die aktuellen Packer daher jünger. Hinter den Menschen mit den Mund-Nase-Masken, die eifrig die Taschen füllen, verbergen sich freiwillige Helfer der Jusos, Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasium und Sportler des SC 08. Auch Studenten packen mit. Mehr als jeweils zehn Personen sind es nicht, der Vorsichtsmaßnahmen wegen.

Die Lebensmittel werden von Anbietern wie Rewe, Kaufpark, Penny oder von örtlichen Bäckereibetrieben wie Bauer und Özmen zur Verfügung gestellt. Ebenfalls unterstützt wird das ganze Projekt durch die Helene-Hürxthal-Stiftung. Und die FDP vor Ort hatte jüngst noch 800 Ostereier gespendet.

Die Regeln für die Bedürftigkeit sind die gleichen wie beim normalen Mittagstisch. „Wir liefern an Menschen, die den Oberberg-Pass haben“, erläutert Volker Grossmann. Diesen Pass bekommen unter anderem Menschen, die von Sozialhilfe oder Grundleistungen nach der Asylgesetzgebung erhalten. Mit dem Pass können sie nachweisen, dass sie dieses Angebot in Anspruch nehmen können. „Wir haben eine Liste der Personen“, erklären die Organisatoren.

Üblicherweise kommen zu den normalen Mittagstisch-Zeiten 70 bis 90 Menschen, allerdings handelt es sich oft um Menschen, die eine Familie zu versorgen haben. „Wir fahren jetzt vier Touren“, erklärt Amtsleiter Grossmann. Es geht auch nach Bergerhof, in die Wupperorte und in die Außenortschaften der Stadt.

Die Organisatoren des Mittagstisches hoffen, dass sie bald wieder den normalen Betrieb für die Bedürftigen aufnehmen dürfen. „Im Moment ist es halt so, dass Einzelpersonen mit der Tasche das Gleiche bekommen wie Familien“, sagt Karin Schmidt. Das sei natürlich nicht ganz gerecht.

Um die Sicherheitsbestimmungen nicht zu verletzen, sind Gespräche mit den Betroffenen bei der Abgabe der Lebensmittel derzeit kaum möglich. Doch Karin Schmidt und Bernd Hermann hören, dass die Menschen sehr dankbar sind: „Eine alte Dame rief an und sagte: Ihr schickt immer so nette Menschen vorbei, kann einer davon auch mal mit mir spazieren gehen?“

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