Radevormwald Grundwasser wird gefiltert

Radevormwald · An der Industriestraße auf dem alten Textor-Gelände werden seit einigen Wochen 2,5 Kubikmeter Grundwasser pro Stunde gereinigt. Ausgefiltert werden Chrom und chlorierte Kohlenwasserstoffe. Ein Ende ist nicht abzusehen.

Die Gebäude der alten Galvanik-Firma Textor sind seit 2005 verschwunden, der Untergrund ist ausgekoffert. "Entfernen konnten wir aber nur die obere Bodenschicht", sagt Ulrich Herweg. Er ist Mitarbeiter der Unteren Bodenschutzbehörde beim Kreis, der Auftraggeber der Grundwasserreinigung ist. "Das darunter liegende Festgestein hätte man sprengen müssen, um es zu entfernen", ergänzt Herweg. Trotz der Entfernung der Deckschicht muss das Grundwasser im Bereich der hinteren Industriestraße mit großem Aufwand von Chrom und Kohlenwasserstoffen gereinigt werden. Beide Stoffgruppen sind stark giftig und gelten als Krebsverursacher.

Zehn bis 20 Meter tief

"Acht Löcher für Entnahmestellen sind gebohrt, aus vier wird Wasser gepumpt", erklärt Ulrich Herweg. Entnommen werden 0,5 bis 0,6 Kubikmeter Grundwasser pro Bohrstelle in der Stunde aus einer Tiefe von zehn bis 20 Metern. Der Grundwasserspiegel liegt bei sechs bis sieben Metern.

"Wir haben festgestellt, dass sich die in den Boden gelangten Galvanik-Rückstände in dem unteren Bereich festgesetzt haben", sagt Diplom-Geologin Regina Jöckel aus Köln, die das Projekt betreut. Sie kontrolliert die in den Containern untergebrachten Aggregate, entnimmt Wasserproben, wertet zweimal pro Woche diese Proben aus und dokumentiert die Ergebnisse.

Das hochgepumpte Wasser läuft zuerst durch einen Harzfilter. Die Chromteile bleiben am Harz haften. Anschließend werden die chlorierten Kohlenwasserstoffe mit Aktiv-Kohle herausgefiltert, das Wasser fließt zurück in den Kanal. Zur Sicherheit sind hinter die Filter "Polizeifilter" gebaut. Diese werden aktiv, wenn ein Filter ausfällt oder nicht mehr ausreichend Schadstoffe aufnehmen kann. "Derzeit tauschen wir die Filter alle drei Wochen aus, später noch zwei- bis dreimal pro Jahr", glaubt Regina Jöckel.

Zur Dauer der Aktion gibt es keine Prognosen. "Wir haben Landesmittel bis Ende 2011. Dann wird man sehen", sagt Herweg. Insgesamt rechnet er für die Grundwasserreinigung mit 350 000 bis 400 000 Euro. Die Vorkosten haben mit 500 000 Euro zu Buche geschlagen. Da keine Textor-Erben haftbar gemacht werden können, tragen Kreis und Land die Kosten.

"Von den Containern kann keine Gefahr ausgehen", sagen die Geologen. Der Untergrund ist durch den Asphalt abgedeckt. Das Grundstück darf aber nicht zu Wohnbauzwecken genutzt werden. Die Pumpen sind auf Wannen gebaut. Im Schadensfall wird die Wasserförderung sofort gestoppt.

(RP)
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