Radevormwald Gerlach Bente sucht Kontakt zu den Radern

Radevormwald · Der Glaskünstler Gerlach Bente hat wieder sein Atelier für Besucher geöffnet. Diese konnten eine innige Herzensangelegenheit sehen - den Entwurf einer weiteren Kirchenfenster-Vorlage.

 Gerlach Bente wohnt seit vielen Jahren in Radevormwald und hat im Umfeld der Innenstadt sein Atelier. Gestern war es wieder geöffnet.

Gerlach Bente wohnt seit vielen Jahren in Radevormwald und hat im Umfeld der Innenstadt sein Atelier. Gestern war es wieder geöffnet.

Foto: Jürgen Moll (aRCHIV)

Es muss schon ein ziemlicher Schmerz gewesen sein, die Nachricht, dass es zu einem großen und langersehnten Auftrag nun doch nicht kommen wird. Platz zwei heißt es ernüchternd in den Zeilen, die Gerlach Bente kürzlich von der Kunst-Fachjury aus Ulm erhielt. Fünf Monate hatte sich der Glaskünstler für sein Werk, einen Entwurf für ein großes Kirchenfenster im Ulmer Münster fast schon aufgerieben. "Dass man mich in den Kreis der sechs Künstler aufnahm, die mit einem Entwurf beauftragt wurden, war schon ein Glücksfall. Den hätte ich mir vor einem Jahr nicht erträumen lassen", sagt Bente.

Er steht gerne vor seinem 1,50 Meter hohen Entwurf, betrachtet ihn mit erkennbarer Hingabe. "Der Auftrag zu einem Entwurf als Wettbewerb wirkte schon beflügelnd", sagt er. In der Zeit von Dezember bis April sei häufig in der Frühe das Licht in seinem Atelier angegangen. "Das Thema Friede war gegeben, sonst nichts. Erschwerend kam hinzu, dass es schon rechts und links von dem zu entwerfenden Fenster bunte Fenster-Kunstwerke gibt", erzählt er. Er entwarf, probierte, fotografierte und zeichnete in den vielen Wochen mit großer Leidenschaft. 35 Quadratmeter Glas mussten in ein Kunst-Fass getaucht werden. Das Ergebnis: ein Kunstwerk in gigantischer Größe und ausdrucksstarker Schönheit. Dazu wirkt im unteren Teil des Fensters ein Kranz aus winzigen "Kunstmosaiken", fein aufeinander abgestimmt und anberaumt. Alle "Mosaiksteinchen" befinden sich als eigenständige Kunstwerke an den Wänden des Ateliers.

"Man muss schon genau hinsehen. Ich weiß, wo jedes Teilchen sitzt, ich kenne jeden noch so feinen Strick des Kunstwerkes", sagt er mit einem schelmischen Grinsen. Seinen Entwurf habe er auf einer Folie getreu des Maßstabs konserviert. "So hätte ich das Fenster mit meiner Eins-zu-Eins-Vorlage exakt malen können. So eine Vorlage habe ich noch nie zuvor gehabt", schwärmt er. Aber Bente ist Realist. "Es ist leider nur der zweite Platz geworden. Ich bin zwar darüber auch sehr stolz, aber der Auftrag ging nun an einen Kollegen", sagt er. Einige Zeit habe es gedauert, diesen Schlag zu verarbeiten. Doch Gerlach Bente ist Profi genug, Niederschläge, wie er sagt, wegzustecken. "Ich konnte dennoch immer weiter malen. Diese Sache hat mich in meiner Schaffenskraft nicht berührt. Und darüber bin ich dankbar und froh."

Gestern öffnete er wieder sein Atelier in seinem Privathaus. Die Besucher konnten neben dem Fensterentwurf die breite Palette der "Bente-Bilder" sehen. Diese tragen unverfälscht alle seine künstlerische Handschrift: die zahllosen winzigen und sauber angeordneten Striche. Diese können als zerknülltes Zeitungspapier ebenso wirken wie gestrichelte Bachläufe, zerknitterte Halstücher oder abgewickelte Bänder. Schwarz-weiße Werke standen zuletzt hoch in seinem Schaffensbild und lassen dem Betrachter sehr viel Raum für Gedankenspiele. So können ägyptische Skulpturen im gelben Sonnenlicht stehen oder Figuren in Falttechnik optische Streiche spielen. Alles ist möglich. Bente scheint das zu lieben. Strich für Strich bleibt alles irgendwie ein Geheimnis und alle Werke weiter ausnahmslos ohne Namen.

(RP)
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