Serie Gotteshäuser Geografischer Mittelpunkt der Wupperorte

Radevormwald · Die evangelische Kirche auf der Keilbeck ist mehr als 120 Jahre alt. Damals wurde sie von den Textilfabriken finanziert.

 Der geräumige Mittelgang der Kirche in Dahlerau wird heute besonders gerne von Brautpaaren genutzt. Viele Holzelemente sind noch original aus dem Jahr 1894.

Der geräumige Mittelgang der Kirche in Dahlerau wird heute besonders gerne von Brautpaaren genutzt. Viele Holzelemente sind noch original aus dem Jahr 1894.

Foto: Jürgen Moll

Auf der Keilbeck thront die Kirche der evangelischen Kirchengemeinde Dahlerau und ist damit allein geografisch ein wichtiger Mittelpunkt der Wupperorte. Die Kirche mit dem Gemeindehaus am Siedlungsweg und dem umliegenden Friedhof prägt das Leben derjenigen, die die Wupperorte zu ihrer Heimat zählen. Abends wird die historische Kirche mit vielen Lichtern in Szene gesetzt und ist damit von den umliegenden Höhen gut zu erkennen. Das ist besonders zur Weihnachtszeit ein Hingucker.

 Der Altar der evangelischen Kirche in Keilbeck mit Taufbecken.

Der Altar der evangelischen Kirche in Keilbeck mit Taufbecken.

Foto: Moll Jürgen

Entstanden ist die evangelische Kirche 1894. Damals florierten die Textilfabriken und entlang der Wupper entstanden die meisten Arbeitsplätze von Radevormwald. Die Männer und Frauen, die bei Schürmann und Schröder oder bei Wülfing arbeiteten, wohnten auch am Rand von Radevormwald, denn ihre Arbeitgeber sorgten für Wohnraum und Kinderbetreuungsangebote.

 Das "Vater Unser" in 139 Sprachen - dieses Kunstwerk wurde durch eine Spende beschafft.

Das "Vater Unser" in 139 Sprachen - dieses Kunstwerk wurde durch eine Spende beschafft.

Foto: Moll Jürgen

Für die vielen neuen Bewohner wurden eigene Kirchen gebaut, unter anderem auch die evangelische Kirche, die zum größten Teil von den Inhabern der Fabriken finanziert wurde.

 Kirchbaumeister Rolf Berghaus und Kirchmeisterin Dorit Lauterbach kümmern sich um das Gotteshaus.

Kirchbaumeister Rolf Berghaus und Kirchmeisterin Dorit Lauterbach kümmern sich um das Gotteshaus.

Foto: Moll Jürgen

Heute kümmert sich Rolf Berghaus als Kirchbaumeister um den Erhalt und die Pflege der Kirche, die er wie seine Westentasche kennt. "Die Kirche zeichnet sich durch ihre Größe aus. Wichtig ist auch der geräumige Mittelgang, der heute besonders von Brautpaaren genutzt wird", sagt er.

Das Langschiff der Kirche ist 21 Meter lang und 13 Meter breit, das Kreuzschiff hat eine Länge von 19 Metern, der Chor ist 6,50 Meter lang. Diese Parameter reichen aus, um die Dimension der Heizkosten abzuschätzen, die in dieser Kirche anfallen würden. Seit mehreren Jahren liegt die Heizung der Kirche deswegen lahm. "Wir können das einfach nicht finanzieren. Auch im Winter bleibt die Heizung aus", sagt Kirchmeisterin Dorit Lauterbach. Sie hat zusammen mit Rolf Berghaus für die etappenweise Renovierung der Kirche gekämpft und es durch Spenden geschafft, dass erhebliche Mängel behoben werden konnten. Unter anderem wurde das Fundament neu abgedichtet und die Westseite, die extremen Wetterverhältnissen ausgesetzt ist, neu verfugt.

Die Kirche, in die 700 Menschen passen, besticht durch sehr viele Holzelemente, die alle original aus dem Jahr 1894 stammen. Wer auf den schweren Holzbänken sitzt, blickt auf die frei stehende Holzkanzel, die über eine versteckte Treppe zu erreichen ist und über der, aus dem gleichen Holz gefertigt, ein Dach angebracht ist. Durch die Fenster am Ende des Kirchenschiffs fällt klares Licht auf den Altar und das dazugehörige Taufbecken. Wichtig für das Inventar der Kirche ist die Sammlung des Vater Unsers in 139 verschiedenen Sprachen. "Wie vieles in unserer Kirche war auch dieses Kunstwerk eine Spende und ist längst nicht mehr aus unserer Kirche wegzudenken", sagt Lauterbach.

In dem 22 Meter hohen Kirchturm auf der Keilbeck schlagen drei Glocken, von denen die größte 1200 Kilogramm wiegt und deren Klang bis runter an die Wupper zu hören ist. Die Orgel wurde in den 80er Jahren komplett saniert und ist jetzt wieder voll funktionsfähig.

Damit die Renovierungsarbeiten an der Kirche weitergehen können, veranstaltet die Gemeinde am Sonntag, 7. Juli, von 9 bis 16 Uhr im Gemeindehaus am Siedlungsweg einen Trödelmarkt. Natürlich wird dann auch das beliebte Café geöffnet sein. Alle Einnahmen fließen in den Erhalt der historischen Kirche, die ein großes Stück Heimatgeschichte erzählt.

(trei)
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