Radevormwald Gebäudeschaden belastet den Haushalt

Radevormwald · Nach dem Brand im Übergangswohnheim für Asylbewerber und Obdachlose am Samstag hat die Ermittlung der Kosten oberste Priorität für die Stadt. Noch ist völlig unklar, wie hoch der Schaden ist und was die Gebäudeversicherung zahlt.

Eine blaue Folie deckt den immensen Schaden auf dem Dach des Übergangswohnheims Am Gaswerk ab. Zumindest im ersten Obergeschoss wird eine umfangreiche Sanierung der Zimmer nötig sein.

Eine blaue Folie deckt den immensen Schaden auf dem Dach des Übergangswohnheims Am Gaswerk ab. Zumindest im ersten Obergeschoss wird eine umfangreiche Sanierung der Zimmer nötig sein.

Foto: nico hertgen

Der Brand im Übergangswohnheim für Asylbewerber und Obdachlose in der Straße Am Gaswerk am Samstagmorgen wird die Stadt in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen. Noch ist völlig unklar, wie hoch der Schaden ist und was es kostet, das Gebäude mit vier Wohnungen bezugsfertig zu machen. 23 Frauen, Männer und Kinder haben ihre Bleibe verloren, weil nach ersten Erkenntnissen der Polizei vermutlich ein alkoholisierter 28-jähriger Bewohner der Unterkunft in seiner Wohnung im ersten Obergeschoss das Feuer verursacht haben soll.

"Wir müssen jetzt eine längerfristige Unterbringung für die Menschen organisieren", sagt Jochen Knorz, Leiter des Fachbereichs Soziales und Ordnung. Die städtischen Unterkünfte seien überbelegt. "Es ist eine Frage der Kommunikation, den Asylbewerbern die schwierige Situation zu schildern", sagt er. "Wenn wir den Menschen, die viel Not und Elend mitgemacht haben, erklären, dass wir ihnen für maximal eine Woche noch jemanden zusätzlich zuteilen, wird das weitestgehend akzeptiert. Aber wir sind dabei, die angespannte Lage zu entzerren." Knorz kündigt für heute und morgen Umverteilungen an.

Eine Turnhallenlösung werde es aber nicht geben. "Das wäre für die Leute furchtbar, außerdem wäre es für uns logistisch schwierig, weil wir zusätzliches Personal bräuchten und das Ehrenamt massiv einbinden müssten", sagt Knorz. Großes Glück im Unglück: Nach dem Brand am Samstag meldete sich eine Privatperson, über die die Stadt zwei Wohnungen, sogar teilmöbliert, anmieten konnte. "Wir schauen jetzt nach weiteren Wohnungen und haben noch zwei bis drei Angebote in der Warteschleife", sagt Knorz.

Über das neu gegründete "Netzwerk Asyl" gebe es viele Kontakte, die dazu genutzt würden, Ausstattungsgegenstände zu organisieren. Unbürokratisch hilft die Stadt den Flüchtlingen auch finanziell, denn vor allem die Kinder brauchen dringend Kleidung. "Bei 23 Personen hält sich das kostenmäßig aber noch im Rahmen", sagt Knorz.

Viel schwerer wiegt die anstehende Sanierung des durch das Feuer arg in Mitleidenschaft gezogenen Gebäudes und die Wiederbeschaffung des Mobiliars. Denn die Stadt hatte im Dachgeschoss des Brandhauses ein Lager eingerichtet: Reservebetten, Matratzen, Waschmaschinen und Trockner wurden ein Raub der Flammen oder sind durch den enormen Rauch unbrauchbar. "Es wurde alles vernichtet", sagt Knorz.

Deshalb habe die Bestandsaufnahme der Kosten oberste Priorität. Sobald die Polizei das Gebäude freigegeben hat, werde die Gebäudewirtschaft mit einem Gutachter das Haus inspizieren, um Schäden zu dokumentieren, die Rußbelastung zu ermitteln und Sanierungsmöglichkeiten zu erörtern. Knorz hofft auf eine schnelle Freigabe bis heute Mittag. Als Unterbringungsmöglichkeit nicht in Frage kommen die Gebäude in der ehemaligen Grundschule Blumenstraße/Neustraße, die zurzeit für die Unterbringung von Asylbewerbern vorbereitet werden. "Hier fehlen noch Grundvoraussetzungen wie die sanitären Anlagen", sagt Knorz. Gerade gestern habe es ein Treffen der Stadt mit Installateuren und weiteren Handwerkern gegeben.

Das Schicksal der betroffenen Menschen in dem Brandhaus liegt auch Kämmerer Frank Nipken besonders am Herzen. Die Frage nach neuer Ausstattung oder Mobiliar treibt ihm dabei weniger Sorgenfalten auf die Stirn als die Gedanken, was die Versicherung zu dem Gebäudeschaden sagt und kostenmäßig ersetzt. "Ich weiß nicht, ob die Versicherung auch für die Verrauchung und die Reinigung zahlt. Bis Ende der Woche hoffe ich auf verlässliche Informationen", sagt Nipken. Davon hänge ab, wie stark der städtische Haushalt belastet wird. "Unsere Reserven sind verbraucht", sagt er. Der Stadt sei wichtig, das Gebäude schnellstmöglich wieder nutzen zu können. "Immerhin haben wir zurzeit 120 Asylbewerber zu betreuen, und die Zuzugszahlen sind nicht verlässlich, die Fluktuation sehr hoch", sagt Nipken.

Bis das Haus hergerichtet ist, werde es dauern, denn die Stadt habe das Vergaberecht zu beachten. "Der technische Bereich muss gesetzliche Bestimmungen bei der Ausschreibung beachten, da müssen wir schauen, wie flexibel wir handeln können und mit Rechnungsprüfung und Gebäudewirtschaft sprechen", sagt der Kämmerer.

(RP)
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