Radevormwald Fachsimpeln an alter Wirkungsstätte

Radevormwald · Ehemalige Mitglieder der Belegschaft besuchten die Tuchfabrik Peter Schürmann & Schröder in den Wupperorten. Auch der ehemalige Betriebsleiter von Wülfing & Sohn war mit von der Partie. Dabei wurden viele Erinnerungen wach.

 Gerd Neumann, Günter Schmale, Edmund Hägemann, Otto Anders, Peter Dominik und Wolfgang Masanek trafen sich an der alten Tuchfabrik Peter Schürmann & Schröder.

Gerd Neumann, Günter Schmale, Edmund Hägemann, Otto Anders, Peter Dominik und Wolfgang Masanek trafen sich an der alten Tuchfabrik Peter Schürmann & Schröder.

Foto: S. Hedderich

Die Sache liegt klar auf der Hand. Es muss sich um einen Weber vor seinem Webstuhl handeln, der seinem Gehilfen Anweisungen erteilt. Diese Szene ist als Fenstermotiv in farbigem Glas festgehalten. Firmenchef Hans Friedo Weisberg ließ es Anfang der 1960er-Jahre anfertigen, um mit ihm den Haupteingang der Tuchfabrik Peter Schürmann & Schröder zu schmücken.

Nun stand eine Gruppe ehemalige Beschäftigte aus diesem Werk sowie ehemalige Mitarbeiter der Tuchfabrik Wülfing & Sohn vor diesem Fenster, das auch die Worte "Eintracht erwerbt - Zwytracht verderbt" trägt. Sogleich wurden Erinnerungen wach. "Hier mussten alle Kunden vorbei, die zu Besuch kamen", erklärt Otto Anders.

Otto Anders kennt die ehemalige Fabrik mit seinen zahlreichen Hallen und Gebäudekomplexen wie seine Westentasche. "Ich war hier von 1948 bis Ende 1959 in verschiedenen Positionen tätig", erzählt er. Anfangs wurde er zum Garnspinner ausgebildet, später leitete er die gesamte Spinnerei. Er war zugleich Ausbildungsprüfer, Betriebsfeuerwehrmann und Betriebsratsmitglied. "Früher drehte sich alles um diese Firma. Hier lernte ich auch meine spätere Frau Anita kennen, die ebenfalls hier als Garnspinnerin arbeitete", sagt der heute 84-Jährige. Zusammen mit Organisator Günter Schmale und Peter Dominick konnten der ehemalige Textilfachmann und weitere Ehemalige einen ausgedehnten Rundgang durch das alte Gemäuer machen. Sylvia Krunke und Edmund Hägemann hatten bei der Durchführung des Rundganges beratend mitgewirkt.

Zu jedem Raum, Treppenhaus oder Hallenteil tauschten sich die Herren aus. Fast wie aus einer anderen Zeit wurden Fachsdrücke und Namen genannt, die vermutlich nur reine Insider der Branche kennen. Neben fachlichem Wissen kamen auch kleine Anekdötchen ans Tageslicht, die einst auf den Betriebsfesten oder Ausflügen ihren Ursprung hatten. "Eine tolle Zeit war es", bilanzierte Otto Anders.

Wolfgang Masanek, ehemaliger Betriebsleiter von Wülfing, hob hervor, wie gut die beiden Werke miteinander gearbeitet haben. "Wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und geholfen. Wenn es sein musste, übernahmen wir ganze Arbeitsschritte für das andere Werk", erzählte er. An Konkurrenzkampf wurde nicht gedacht. "Wülfing war viel größer und auf ganzer Breite sehr marktorientiert. Schürmann & Schröder hatte dagegen die qualitativ bessere Ware", berichtet Wolfgang Masanek. Otto Anders fiel ein, dass es Absprachen gegeben habe, keine Mitarbeiter aus den Werken abzuwerben.

Auf dem Rundgang besuchte die Gruppe die alte Turbinenhalle, die derzeit von Edmund Hägemann aufwendig restauriert wird. Weiter ging es zur Spinnerei, Weberei, Stopferei und dem schönen Glaserker, wo einst die Webmuster gestaltet wurden. Bestaunt wurde zudem das ehemalige Pförtnerhaus, in dem heute Gerd Neumann wohnt. "Leider konnten nicht alle Ehemalige zum heutigen Treffen gekommen", bedauerte Organisator Günter Schmale von der Arbeitsgruppe Heimatkreis des Bürgervereins der Wupperorte, der hofft, dass es eine Wiederholung des Treffens gibt: "Vielleicht schon im September", sagt Günter Schmale.

(sig)
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