Radevormwald Experten vermitteln Industriegeschichte

Radevormwald · Zum Mühlentag öffnete das Wasserkraftwerk Dahlhausen seine Türen. Viele Besucher nutzten das Angebot.

 Wolfgang Masanek, der fast sein gesamtes berufliches Leben in der Textilfabrik Wülfing als Betriebsleiter verbracht hat, stand er gestern für die Fragen der Besucher bereit. Zusammen mit Peter Dominick führte er die Besucher durch das Wasserkraftwerk in Dahlhausen.

Wolfgang Masanek, der fast sein gesamtes berufliches Leben in der Textilfabrik Wülfing als Betriebsleiter verbracht hat, stand er gestern für die Fragen der Besucher bereit. Zusammen mit Peter Dominick führte er die Besucher durch das Wasserkraftwerk in Dahlhausen.

Foto: Flora Treiber

Gestern öffnete das denkmalgeschützte Wasserkraftwerk in Dahlhausen zu dem bundesweiten Mühlentag seine Pforten. Über das zerfallene und nur lückenhaft genutzte Grundstück der ehemaligen Fabrik Hardt, Pocorny & Co bahnten sich viele Besucher bereits vormittags ihren Weg zu dem Tag der offenen Tür, denn das Industriedenkmal ist nicht oft für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Wülfing-Museum, das sich ebenfalls um das Denkmal weiter südlich im Verlauf der Wupper kümmert, hat zu wenige ehrenamtliche Helfer, um die Wasserkraftanlage häufiger zu öffnen.

Der Experte der Anlage ist Peter Dominick, der sich als gelernter Elektriker professionell um die technischen Anlagen kümmern kann. Er kennt jeden Winkel, jedes Detail des Wasserkraftwerks. "Ich kümmere mich darum, dass die Anlagen in einem guten Zustand bleiben und dass die Industriegeschichte bewahrt wird", sagt er. Zusammen mit Wolfgang Masanek, der fast sein gesamtes berufliches Leben in der Textilfabrik Wülfing als Betriebsleiter verbracht hat, stand er gestern für die Fragen der Besucher bereit. Teil des Mühlentages waren außerdem drei Führungen über die Anlage.

Wichtig für das Verständnis der Wasserkraftanlage ist das Wissen über den Achtstunden-Tag, der 1918 in Deutschland eingeführt wurde. Die Firmen mussten durch diese Veränderung in weniger Zeit genauso viel produzieren und benötigten deswegen mehr Energie. Dank des Stauchteichs im Flussverlauf der Wupper, der mittlerweile dem Wupperverband gehört, stand Hardt, Pocorny & Co deutlich mehr Wasserenergie zur Verfügung. Auch die Firmen, die weiter unten folgten, wie Schürmann & Schröder oder die Textilfabrik Wülfing profitierten von der Kraft des Stauteichs. 1922 ging das neue Wasserkraftwerk in Betrieb. "Die Generatoren wurden durch die Turbinen angetrieben und konnten den Drehstrom an die Elektromotoren der Fabrik schicken", erklärt Peter Dominick.

Während des Rundgangs durch die historische Kraftwerkhalle deckt er einige komplexe technische Details auf und gibt Einblick in die Elektrizität des 20. Jahrhunderts. Auf die Besonderheit der Energieversorgung der Fabrik weist Wolfgang Masanek besonders gerne hin. "Die Fabrik konnte sich komplett autark mit Strom versorgen, das gab es nur selten. Deswegen gibt es in dem Werk hier auch Dieselaggregate, die direkt vom nächstgelegenen Bahnhof mit Treibstoff versorgt wurden."

Seit 1985 gehört das Wasserkraftwerk den Gebrüdern Senft. Nach einer aufwendigen Instandsetzung konnte das Wehr wieder in Betrieb genommen werden. Danach gab das Denkmalamt die Erlaubnis, eine neue Wasserkraftmaschine im Bereich der alten Wasserkammer zu installieren. "Die Auflage war damals - aus Gründen des Denkmalschutzes-, dass die neue Maschine nicht zu sehen ist und dass das historische Werk bestehen bleibt. So läuft die neue Anlage im Hintergrund, und das Augenmerk liegt auf dem Industriedenkmal", sagt Peter Dominick. Dass er zusammen mit Ehrenamtlern wie Wolfgang Masanek das Vermächtnis der lokalen Wasserkrafttechnik bewahrt, wissen Hobbyhistoriker, wie Bernhard Niemueller zu schätzen. "Ich wollte mir schon sehr lange das Wasserkraftwerk in Dahlhausen angucken und hatte bisher nie die Möglichkeit dazu. Ich bin von dem guten Zustand und der professionellen Führung überrascht", sagt der Rentner. Er und die anderen Teilnehmer des Mühlentages nutzen die Gelegenheit, um viele Fotografien von den beeindruckenden Maschinen und Schaltflächen zu machen. Die Liebe zum Detail spürt man in dem Industriedenkmal nämlich an jeder Ecke. "Früher war alles funktional und bis zum Ende durchdacht. Es durfte aber auch schön und prachtvoll sein. Das kommt bei der heutigen Technik leider oft zu kurz", sagt Masanek.

(trei)
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