Radevormwald Erinnerung an den "Kuchenraub" bleibt

Radevormwald · 60 Jahre nach dem Realschulabschluss trafen sich zwei Klassen wieder zu einer Tour durch Rade und Dahlerau.

 60 Jahre nach dem Realschulabschluss besuchten die Ehemaligen auch die Leonardo-da-Vinci-Ausstellung in Dahlerau.

60 Jahre nach dem Realschulabschluss besuchten die Ehemaligen auch die Leonardo-da-Vinci-Ausstellung in Dahlerau.

Foto: Nico Hertgen

Die Wiedersehensfreude war bei Rüdiger Zühlke etwas verhalten. Gleich mehrere Jahrzehnte hatte er seine ehemaligen Klassenkameraden nicht gesehen. Einerseits war der Ex-Schüler der Realschule überaus neugierig auf seine Mitstreiter, anderseits erkannte er die meisten nicht. "Besonders bei den Mädels habe ich große Probleme, sie zuzuordnen. Nicht eines habe ich erkannt", beklagte er. Auch bei den Männern war ihm die Unsicherheit anzumerken. "Dass sich die Menschen so verändern können, ist erstaunlich", sagte er. Seit Juni 1967 lebt er in Johannesburg in Südafrika. Anfangs nur mit seiner Ehefrau, später kamen Sohn und Tochter in Südafrika zur Welt. "Jetzt habe ich schon Enkel. Diesen erzähle ich viel von meiner alten Heimat", sagte Rüdiger Zühlke. Bis 2009 kam er in jedem Jahr, meist im Februar, nach Rade. "Ich verband den Besuch meiner hier lebenden Mutter mit meinem geliebten Skiurlaub", erinnert er sich. Heute (ohne Ski) besucht er seine Mutter an deren Geburtstagen im August. "In diesem Sommer wird sie 99 Jahre", sagte er. Doch bis dahin mochte er nicht mehr warten und plante einen Überraschungsbesuch. "Meine Frau und ich haben sogar in Erwähnung gezogen, nach Rade zurückzukehren", sagte Zühlke. Das Leben in Südafrika sei heute nicht mehr das, was es früher war. Unsicherheit habe sich breit und das Leben dort schwieriger gemacht. Am Samstag erzählte er seinen Klassenkameraden von seinem Leben und hatte später viel Freude, mit ihnen zusammen alte Fotos zu betrachten.

Karl-Heinz Saure hatte das Treffen 60 Jahre nach dem Ende der Realschulzeit organisiert. "Wir sind heute 29 ehemalige Schüler, die aus zwei Parallelklassen stammen. 13 sind leider schon gestorben", sagte Saure.

Er bat die große Gruppe zu einem ersten "Beschnuppern" ins Restaurant "Am Matt". Nach den ersten Gesprächen und Erzählungen besuchte die Klassen eine "Unterrichtsstunde" im Fach "Leonardo da Vinci" im Gewerbepark Bartels in Dahlerau. Im Anschluss gab es Kaffee und Kuchen im Wülfingmuseum. Auch hier kamen sofort Erinnerungen an die Schulzeit auf.

Fast alle Sätze begannen mit "Weißt du noch......?". An die Lehrer Meyer und Langner wurde erinnert. Karl-Heinz Saure zeigte seinen Schülerausweis, die damalige Schulordnung sowie Kopien eines Schulgeldzettels von 1955. "Damals ging es natürlich noch ganz anders zu als heute", sagte Saure. Die Eltern mussten eine monatliche Gebühr zahlen, damit die Kinder die Realschule an der Blumenstraße besuchen konnten.

Viele seien damals aus den Außenorten wie Hahnenberg, Önkfeld oder Rochollsberg bei jedem Wetter zu Fuß zur Schule gekommen. Auch sei es meist recht streng im Unterricht zugegangen. "Da wurden auch schon mal Ohrfeigen verteilt", sagte Saure. Auch der heutige stellvertretende Bürgermeister Ralf-Udo Krapp gehörte einst zur Schülergemeinschaft.

Gemeinsam erinnerten sich die Ex-Schüler an die Abschlussfahrt nach Burg Altena zur Jugendherberge, an Streiche wie das Einkeilen eines alten Lloyd einer Lehrerin, damit diese nicht wegfahren konnte. Auch ein "Kuchenraub" war Thema. Hier waren es die Jungen, die den fleißigen Bäckerinnen aus der Klasse damals einen Streich spielten. Der geraubte Kuchen ist heute sprichwörtlich "vom Tisch". Aber dieser deckte sich am Abend wieder im "Matt" zum gemeinsamen Ausklang des Klassentreffens.

(RP)
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