Radevormwald Erdbeben im Bergischen: Wenn der Boden unter den Fußen schwankt

Radevormwald · Bei einer Veranstaltung der Rader Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins berichtete Uwe Eckardt von kleinen und großen Katastrophen.

Eine Reise in die geologische Vergangenheit erlebten die Mitglieder des Bergischen Geschichtsverein, Abteilung Radevormwald und interessierte Gäste am Freitagabend beim Vortrag von Dr. Uwe Eckardt im Mehrzweckraum des Bürgerhauses. Der ehemalige Leiter des Stadtarchivs Wuppertal hatte sich die Geschichte der Erdbeben in der Region als Thema gewählt. Es gebe zahlreiche schriftliche Quellen, vor allem in Archiven am Niederrhein, die über Erdbeben ab dem Mittelalter berichten. "Damals schrieben hauptsächlich Pastöre diese Vorkommnisse auf. In vielen Kirchenbücher sind Erdbeben verzeichnet, aber leider meistens auch nur mit wenigen Worten", so Eckhardt. Das Bersten der Wände und die damit verbundene Angst wurden in frühen Jahren als eine Strafe Gottes verstanden. Eckhardt nannte von angekannten Schreibern aufgezeichneten Hinweise auf Feuerzeichen am Himmel kurz vor dem Tod des Kaisers Karl dem Großen als ein Beispiel.

Große Erdbeben bleiben freilich nicht auf eine Region beschränkt. "Ein großes, schweres Erdbeben, das in vielen Teilen Europa bemerkbar wurde, gab es 1755 in Lissabon", so Eckhardt. Selbst hier im Bergischen sei das Beben spürbar gewesen, wie alte Aufzeichnungen es belegen. In Mitteleuropa, speziell in Deutschland, lebe man in einem größtenteils erdbebensicheren Gebiet", hob er hervor. Erdbeben haben es dagegen aber auf der Schwäbischen Alb sowie am Oberrheingraben gegeben.

Ein nicht aufgeklärtes Rätsel gäbe es um den Altenberger Dom hinsichtlich eines Erdbebens. Der Referent erinnerte an den Klostersitz Altenberg mit der dort um 1143 errichteten Basilika. Eine Urkunde belege schon den Abriss der Kirche 1255. "Die Frage, warum so schnell eine vermutlich stabil gebaute Kirche nur hundert Jahre später abgerissen werden muss, steht im Raum", so Eckhardt. In einer Schrift sei das Datum 11. Januar 1222 als Tag eines Erdbebens aufgezeichnet worden. Hier ergäbe sich die Frage, ob es einen Zusammenhang gibt. Im März 1259 wurde schon durch die Grafen von Berg der Grundstein für einen neuen Dom gelegt. "1267 wurde urkundlich festgehalten, dass um die Erlaubnis gebeten werden, im Kölner Dom eine Kollekte für den Neubau eines Domes in Altenberg zu sammeln", erzählte der Stadtarchivar i. R. .

Dass Erdbeben auch in neuerer Zeit das Rheinland noch heimsuchen, daran können sich noch viele erinnern: Am 13. April 1992, um 3.20 Uhr in der Frühe, rüttelte es auch im Bergischen die Menschen aus dem Schlaf - ein Beben der Stärke 6. Eine 79-jährige Dame starb an Herzversagen durch einen Schock, 30 Menschen wurden verletzt, 150 Häuser beschädigt.

(sig)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort