Radevormwald Eine Stunde Rader Stadtgeschichte

Radevormwald · Bernd Klüting vom Bergischen Geschichtsverein Radevormwald hatte wieder zu einer Führung durch die Innenstadt eingeladen. Vom Markt ging es zu den Kirchen. Klüting berichtete auch über die 760 Meter lange Stadtmauer.

 Bernd Klüting (links) mit Hanns Neumaier und Britta Hoffmann in einem der Gewölbekeller an der Kaiserstraße. 2011 untersuchte ihn Dr. Jennifer Morscheiser-Niebergall vom Landschaftsverband. Dieser Keller liegt wohl an einem Turm der alten Stadtmauer.

Bernd Klüting (links) mit Hanns Neumaier und Britta Hoffmann in einem der Gewölbekeller an der Kaiserstraße. 2011 untersuchte ihn Dr. Jennifer Morscheiser-Niebergall vom Landschaftsverband. Dieser Keller liegt wohl an einem Turm der alten Stadtmauer.

Foto: hn- (Archiv)

Bernd Klüting kennt vieles aus der Stadtgeschichte von Rade auswendig. Er hat nicht nur alle historischen Details zu den Kirchen recherchiert, sondern kennt auch die anderen Eckdaten der Stadthistorie. Sein großes Wissen teilte er jetzt wieder mit mehreren Radevormwaldern, die an seiner ersten Stadtführung teilnahmen. Die startete auf dem Marktplatz, mit Blick auf die Reformierte Kirche.

Eigentlich wollte Bernd Klüting eine Radtour durch die Innenstadt anbieten, doch das schlechte Wetter verhinderte diesen Plan. "Eine Radtour wäre heute zu gefährlich. Deswegen laufen wir die Plätze in Radevormwald ab und nehmen Regenjacke und Schirm mit. Vielleicht können wir nächstes Jahr eine Radtour machen", sagte der Hobby-Historiker. Auf dem Marktplatz, dort, wo vor mehreren hundert Jahren die Stadtmauer stand, wurde der erste Markt betrieben und um die Stadtrechte gekämpft. So begrüßte Klüting seine Zuhörer. "Die Stadtmauer war 760 Meter lang und umfasste an der breitesten Stelle eine Strecke von 260 Metern. Sie war so hoch, dass Vorbeireitende nicht in die Innenstadt blicken konnten."

Die Stadtkirche, die schon in den ersten Jahren nach der Stadtgründung an der heutigen Stelle stand, war damals mehr als ein Gotteshaus. Die Kirche, eingebettet in dicht angesiedelte Gräber, war außerdem Schauplatz der Magistrat-Versammlungen. "In der Stadtkirche wurde das politische und öffentliche Leben der Stadt bestimmt. Eine Art Rathaus", sagte Klüting.

Auf dem Weg vom Markplatz in Richtung Schlossmacherplatz gab er seinen Zuhörern einen Einblick in die alten Gewölbekeller der Stadt, die noch heute unter vielen Ladenlokalen und Gastronomien liegen. "Gewölbekeller wurden früher oft als Viehstall benutzt", verriet Klüting. Am Schlossmacherplatz angekommen, erklärte er die Bedeutung des Kunstwerks von Ulle Hees und besichtigte mit seiner Gruppe den neu gestalteten Brunnen, der an wichtige Ereignisse der Stadtgeschichte erinnert.

Tobias Reimers nahm mit seinem Sohn Joshua an der Stadtführung teil und freute sich über die detaillierten Erklärungen von Bernd Klüting. Er wohnt erst seit 15 Jahren in Radevormwald und weiß nicht viel über die Entstehung und Entwicklung der Stadt. "Über Rade weiß ich wirklich wenig. Deswegen bin ich froh, heute so viel zu lernen", sagte Reimers. Joshua ist im Gegensatz zu seinen Eltern in Rade aufgewachsen und kennt sich in der Innenstadt gut aus. Trotzdem war er an der Stadtführung interessiert. "Ich gehe ja fast täglich über den Marktplatz, aber ich wusste nicht, an welcher Stelle die Stadtmauer stand oder welche Bedeutung die einzelnen Kunstwerke haben", sagte der Zwölfjährige.

In der Katholischen Kirche von St. Marien an der Bischof-Bornewasser-Straße, die von der Gruppe nach dem Schlossmacherplatz besucht wurde, war der Schüler zum Beispiel schon sehr oft. Aber auch dort gab es viel Neues zu entdecken. Bernd Klüting erklärte den Aufbau und die Gestaltung der Kirche vom Türgriff bis zur Orgel.

"Er hat sich sehr lange mit den Rader Kirchen befasst und kennt hier wirklich jede Ecke", sagte Ehefrau Christel Klüting. Nach einer Stunde endete die Stadtführung mit einer Bergischen Kaffeetafel im Heimatmuseum an der Hohenfuhrstraße. Bergische Waffeln mit Reis und heißen Kirschen kennt Tobias Reimers gut. "Nach 15 Jahren im Bergischen Land habe ich eine richtige Schwäche für diese Tradition entwickelt", sagte er.

(trei)
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