Lenneper Altstadt Eine gemütliche Herberge für Pilger

Remscheid · Seit gut drei Monaten steht den Pilgern in der Lenneper Altstadt eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung. Am kommenden Sonntag findet wieder das beliebte Pilger- und Familienfest statt.

 Dr. Gerhard Wollnitz (l.) und Willi Oberlis im hergerichteten Pilgerlager in der Lenneper Altstadt.

Dr. Gerhard Wollnitz (l.) und Willi Oberlis im hergerichteten Pilgerlager in der Lenneper Altstadt.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

„Das lässt mein Herz höherschlagen“ – so fängt ein Eintrag in das Gästebuch des Lenneper Pilgerlagers an. Rund zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis der Schlafraum im Dachgeschoss an der Berliner Straße 1 genehmigt wurde. Seit gut drei Monaten stehen den Pilgern des Jakobsweges, der direkt durch die Lenneper Altstadt führt, vier Betten für die Übernachtung zur Verfügung – kostenlos. Und bisher haben das schon 15 Pilger in Anspruch genommen.

Möglich gemacht hat das der Verein „Lenneper Pilgerfreunde“, der sich vor einem Jahr aus „Lennep Offensiv“ heraus gegründet hat, um die Idee richtig vorantreiben zu können. „Wir hatten uns von vornherein bemüht, günstige Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Für manchen Pilger ist das trotzdem noch zu teuer“, erklärt Dr. Gerhard Wollnitz, zweiter Vorsitzender der Pilgerfreunde, den Hintergrund zur Entstehung.

Die Lenneper Herberge sei aber eine der wenigen Ausnahmen in Deutschland, ergänzt Willi Oberlis, erster Vorsitzender. Pilgerherbergen seien hier im Vergleich zur Hauptstrecke in Spanien eher unüblich. Die Lenneper Herberge ist dabei auch noch richtig gemütlich. Das Symbol des Jakobsweges, die Jakobsmuschel, spiegelt sich in vielen Details wieder, zum Beispiel auf dem Duschvorhang im geräumigen Badezimmer. Dort können die Pilger auch ihre Sachen trocknen, sollte sie der bergische Regen überrascht haben.

Poster mit Bildern vom Jakobsweg an der Dachschräge sorgen für eine gemütliche Atmosphäre im etwa 30 Quadratmeter großen Schlafraum. Ein Tisch und zwei Stühle laden zum Verweilen ein. Zwischen Schlafraum und Bad befindet sich die Toilette. Ein eigener Schlafsack sei für die Übernachtung Pflicht, betont Oberlis, weil keine Bettwäsche gestellt werden kann. Wer keinen hat, kann einen leichten Schlafsack im benachbarten Laden kaufen. Dort erhalten die Pilger auch seit 2009 den Stempel und seit 2010 den Pilgerpass – immerhin 1750 wurden schon ausgestellt. Zudem erhalten sie dort den Schlüssel für die Räume. Die Reinigung der Herberge übernehmen Mitglieder des Vereins.

Etwa 6000 Euro hat die Einrichtung der Unterkunft gekostet. Finanzielle Unterstützung gab es von der Stadtsparkasse Remscheid sowie der Volksbank im Bergischen Land. Aber auch die beteiligten Handwerker, die bei der Umsetzung der Auflagen beigetragen haben, seien dem 29 Mitglieder umfassenden Verein entgegengekommen, heben die beiden Vorsitzenden hervor. Zu den Arbeiten zählen ein neues Dachfenster, das auch als Notausstieg dient, der Einbau von Panikschlössern, Brandmeldern, Feuerlöscher sowie die Verlegung neuer Elektrik.

Die Hauptpilgerzeit ist eher im Frühjahr und Herbst. Aber auch jetzt im Sommer pilgern einige. Willi Oberlis hat selbst schon insgesamt 850 Kilometer in mehreren Touren zurückgelegt. Man treffe viele und ungewöhnliche Menschen. Das Begehen des Jakobsweges mache etwas mit einem. „Aber was genau, kann ich nicht in Worte fassen“, sagt Oberlis. Als nächstes freut er sich auf das traditionelle Pilger- und Familienfest am kommenden Sonntag in Lennep. Für die Fahrt am 29. Juli sind noch Plätze frei. Um 9 Uhr trifft sich die Gruppe am Mollplatz, von wo aus es mit dem Bus nach Breckerfeld geht. Gepilgert wird auf einem Stück des Oberbergischen Teils des Jakobsweges bis Radevormwald-Filde. Mit dem Bus geht es dann zum Alten Markt in Lennep. Beim Pilgertreff spielt ab 15 Uhr die Band „Les Fleurs Reunion“ auf der Altstadtbühne. Vereinsmitglieder sorgen für Kaffee und Kuchen.

Anmeldung für die Fahrt im Lennep-Laden oder unter www.lenneper-pilgerfreunde.de. Preis: 15,50 Euro.

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