Radevormwald Ein Ortschild auf Platt - wie wäre das?

Radevormwald · Um ein Zeichen für Mundart zu setzen, erlaubt das Land NRW, dass Ortsnamen auf Platt nunmehr Ortseingangsschilder zieren. Auch eine Idee für Radevormwald? Bürgermeister Johannes Mans zeigt sich für den Vorschlag offen.

 Dass Radevormwald in der alten Mundart "Rua" heißt, das wissen auch Einwohner, die das "Rüötsch Platt" sonst nicht gut beherrschen. Um ein Zeichen für Mundart zu setzen, hat die Landesregierung die Verwendung auf Ortseingangsschildern ermöglicht.

Dass Radevormwald in der alten Mundart "Rua" heißt, das wissen auch Einwohner, die das "Rüötsch Platt" sonst nicht gut beherrschen. Um ein Zeichen für Mundart zu setzen, hat die Landesregierung die Verwendung auf Ortseingangsschildern ermöglicht.

Foto: Moll

Für ortsfremde Autofahrer mag es irritierend sein, wenn sie auf einem Ortseingangsschild "Rua" lesen, wo laut Navi oder Karte Radevormwald sein sollte. "Rua", so nennen die Bergstädter ihre Stadt auf Platt. Und die Idee, diese Sprachform auf die gelben Schilder zu setzen, ist durchaus nicht abwegig. Die Landesregierung hat dies mittlerweile erlaubt, um ein Zeichen für Heimatverbundenheit zu setzen. Und in manchen Kommunen im Lande wurde das bereits umgesetzt.

Was meint der Bürgermeister dazu? Johannes Mans zeigt sich für den Vorschlag offen: "Grundsätzlich würde ich das gut finden. Man sollte die Mundart erhalten." In seiner Heimatregion, der Eifel, spiele der örtliche Dialekt auch eine große Rolle. Die Entscheidung über ein solches Ortsschild müsse allerdings die Politik treffen, betont Mans.

Einer, der diese Idee ebenfalls begrüßen würde, ist Otto Friedrich Cords, ein Urgestein der Heimat- und Mundartforschung in Rade. "Ich würde mich darüber freuen", sagt Cords, der gemeinsam mit Heinz-Hermann Becker und Klaus Kessler daran arbeitet, das Rader Platt zu verewigen - in einem Wörterbuch. "Der Band Platt-Hochdeutsch ist bereits erschienen, der Band Hochdeutsch-Platt ist abgeschlossen, nur für den Druck fehlt derzeit das Geld", bedauert der Heimatfreund.

Zumindest in schriftlicher Form ist der Sprachschatz des "Rüötsch Platt" somit erhalten worden. Doch was die mündliche, lebendige Sprache angeht, da macht sich Otto Cords keine Illusionen. "Wenn die ältere Generation abtritt, wird es mit der Mundart vorbei sein", sagt er. Das Aussterben des Plattdeutschen in der Region habe verschiedene Gründe. Einer sei sozialer Natur gewesen. "Als ich ein Kind war, hatte das Platt noch diesen Ruf, die Sprache der Armen und Ungebildeten zu sein." In den Schulen wurde den Kindern streng verboten, Mundart zu reden. Und die Eltern legten Wert darauf, dass die Kinder ein "feines" Hochdeutsch sprachen, damit sie im Leben voran kamen.

Heute scheint das schwer vorstellbar. Inzwischen hat die Mundart einen guten Ruf und niemand sieht in ihr mehr einen Makel, ganz im Gegenteil. Heute beschäftigen sich damit Wissenschaftler wie der Sprachforscher Georg Cornelissen, mit dem die Plattforscher in Rade auch in Verbindung stehen. "Die Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland war immer sehr gut", betont Otto Cords.

In den 80er Jahren sei das Platt dann wiederentdeckt worden, erinnert er sich. Eine Renaissance der Mundart begann - doch für das gesprochene Idiom kam sie zu spät.

Wer sich dennoch in die Welt der traditionellen Sprachweise der Heimat einlesen möchte, für den hat der Heimat- und Verkehrsverein einige Publikationen im Angebot: "Düot und dat op Rüötsch Platt", "Et wor eenmal in Rua", "In unse Vaderstadt, do kallt me Platt" oder "Geschichtkes ut Rua un van sinen Hüöwen" können im Heimatmuseum zum Preis von jeweils ein Euro gekauft werden. Und wer für diese Titel nicht im Wörterbuch nachschlagen muss, ist schon auf einem guten Weg - auch ohne veränderte Ortseingangsschilder.

(s-g)
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