Radevormwald Ein Ausflug zum Ort, wo das Rader Wasser gereinigt wird

Radevormwald · Bereits seit 45 Jahren wird in der Kläranlage des Wupperverbandes Abwasser gesäubert - inzwischen vor allem von Stickstoff.

 Wer will einen Schluck probieren? Etwas skeptisch schauten die Besucher auf das Wasserglas.

Wer will einen Schluck probieren? Etwas skeptisch schauten die Besucher auf das Wasserglas.

Foto: Jürgen Moll

Die Kläranlage am Rand von Radevormwald wurde 1973 als mechanische Abwasserreinigungsanlage durch den Wupperverband in Betrieb genommen. Seitdem wird das Abwasser und Regenwasser aus Radevormwald, Remscheid-Lennep und Bergisch Born an dieser Stelle gereinigt und zunächst zurück in die Wupper geleitet.

Anlässlich des Geburtstages zeigte der Wupperverband interessierten Bürgern die Anlage. Beide Führungen waren gut besucht und beantworteten zahlreiche Fragen.

Wolfgang Engels, Abwassermeister, nahm sich am Samstag Zeit, um einen genauen Einblick in den Betrieb zu geben. Das Abwasser ist sein Geschäft.

Die stetige Weiterentwicklung der Kläranlage hat das System auf dem neuesten Stand gehalten. Die biologische Reinigungsstufe, die für einen hohen Naturschutz sorgt, wurde 1983 in Betrieb genommen. "Wir reinigen jeden Tag im Durchschnitt 18.000 Kubikmeter Abwasser, die Anlage hat damit einen Anschlusswert von 67.000 Einwohnern. Das ist sehr viel", sagte Engels. Der Anschlusswert setzt sich aus Einwohnern, Gewerbe- und Industrieeinheiten zusammen und sichert damit nicht nur private Haushalte, sondern auch die Wirtschaftskraft des Bergischen Landes.

Ausgebaut wurde die Kläranlage von 1998 bis 2008. Seitdem werden insbesondere Stickstoff und Phosphor besser aus dem Abwasser entfernt. "Diese Stoffe sorgen für die Überdüngung des Wassers und müssen deswegen, nach europäischen Richtlinien, aus dem Wasser gefiltert werden."

Doch bevor das passiert, wird das Wasser über einen zentralen Stollen in die mechanische Reinigung geleitet. An dieser Stelle führen dicke Feuchttücher, Wattestäbchen oder Tampons immer wieder zu Problemen. "Viele Menschen vergessen, was mit den Dingen passiert, die sie in die Toilette werfen. Mehr Sensibilität wäre schön." Wolfgang Engels und seine Kollegen betreuen die Anlage rund um die Uhr, auch nachts. Über einen Bereitschaftsdienst werden Probleme an der Anlage gelöst, wenn die meisten Menschen schlafen. Feierabend gibt es nicht.

Die biologische Reinigungsstufe des Klärwerks nennt man auch Belebungsstufe. Winzige Lebewesen, wie Geißeltierchen oder Bakterien, verwerten die Schmutzstoffe des Wassers unter Sauerstoffzufuhr für ihren Stoffwechsel.

Eine andere besondere Technik des Klärwerks ist die des Blockheizkraftwerks, die seit 2005 genutzt wird. "Zwei Aggregate verstromen das Klärgas. Damit wird ein Drittel des Stroms, der für das Klärwerk benötigt wird, direkt aus dem Klärgas gewonnen", erklärte Engels. "Die entstehende Wärme wird zur Beheizung des Faulbehälters wiederverwertet." Die entstehende Wärme wird außerdem zur Beheizung des Betriebsgebäudes genutzt.

Insgesamt betreibt der Wupperverband elf Kläranlagen im Wuppergebiet und kümmert sich damit um den Schutz des Flusses und einer vielen Nebenbäche. Diesen Verband gibt es übrigens schon seit 1930, er feiert somit in zwei Jahren sein 90-jähriges Bestehen.

(trei)
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