Radevormwald Drohnen selbst entwickeln und fliegen

Radevormwald · Die beiden Freunde Georg Sauren und Robert Reichert haben sich seit zehn Jahren der Entwicklung, dem Bau und dem Fliegen von Drohnen verschrieben. Sie wollen mit Vorurteilen aufräumen und die Nützlichkeit von Drohnen beweisen.

 Georg Sauren (l.) und Robert Reichert bei einem kleinen Übungsflug. Die Flug-Drohnen werden von der Remscheider "OiC GmbH" entwickelt.

Georg Sauren (l.) und Robert Reichert bei einem kleinen Übungsflug. Die Flug-Drohnen werden von der Remscheider "OiC GmbH" entwickelt.

Foto: nico hertgen

Die Konstruktion, die wie eine Bohrinsel in Kleinformat aussieht, fängt an zu surren, bis sie plötzlich abhebt. Völlig bewegungslos steht sie in der Luft, die Kamera auf das Zielobjekt ausgerichtet. Zu erkennen ist ein völlig wackelfreies Bild auf dem Monitor. Dass so etwas einmal möglich sein würde, hätten die meisten wahrscheinlich nicht gedacht. "Aber das ist noch lange nicht alles. Im Vergleich zur Automobilindustrie befinden sich die heutigen Drohnen noch im Jahre 1902", sagt Robert Reichert, der die Flugobjekte baut.

In einer Kooperation mit dem Drohnenfliegernetzwerk (DFN) aus Radevormwald werden die Flug-Drohnen von der Remscheider "OiC GmbH" entwickelt. Die Pilotenausbildung übernimmt das DFN. Gemeinsam kämpfen sie auch gegen die Vorurteile gegenüber Flugdrohnen an.

"Wir wollen ganz weit weg von den militärischen Drohnen oder von dem, was Amazon & Co. vorhaben. Unsere Idee ist ganz anders angelegt", sagt Georg Sauren, Geschäftsführer des DFN. "Und mit den Hobby-Fliegern, die sich irgendwo eine Drohne bestellen und einfach drauf los fliegen, haben wir auch nichts zu tun. Bei uns steht die Sicherheit im Vordergrund. Wer für uns eine Drohne fliegen will, bekommt eine vernünftige Ausbildung", sagt Reichert, Geschäftsführer der OiC (gesprochen: "Oh, I see", zu deutsch: "Oh, ich sehe").

Obwohl die beiden inzwischen seit zehn Jahren einen Beruf aus dem Drohnenbau und dem Fliegen gemacht haben, ist es für beide kein Hobby. "Ich kann die Dinger fliegen, aber in meiner Freizeit mache ich etwas anderes. Für uns ist das Ganze beruflich", sagt Reichert.

Wenn also nicht zum Beschießen von Feinden, zum Paketeausliefern oder nur zum Spaß - wofür braucht man Drohnen dann? "Wir haben vielfältige Anwendungsbereiche, die alle sehr stark nachgefragt werden", sagt Reichert. Ein Hauptbereich seien Industrieflüge, zum Beispiel in Braunkohlekraftwerken. "Normalerweise muss so ein 100 Meter hoher Brenner komplett eingerüstet werden, um zu kontrollieren, ob eine Reparatur oder ein Austausch nötig ist. Dank uns bekommt der Ingenieur eine Videobrille auf, die Drohne fliegt im Stockdunkeln den Brenner ab, und niemand muss dort hochklettern", sagt Reichert. Er betont aber auch, dass man damit niemandem die Arbeit wegnehmen wolle. Wenn zum Beispiel an Windkrafträdern etwas kaputt sei, müsse ja trotzdem jemand hochklettern. "Wir verhindern nur, dass sich jemand unnötig in Gefahr begibt, wenn eigentlich alles in Ordnung ist", sagt Reichert. Neben dem Industrieflug gibt es viele weitere Anwendungsbereiche. Es gibt Luftbild- und Videoflüge, die zum Beispiel für Dokumentations- oder Tourismusfilme oder auch für das Fernsehen gebraucht werden. Außerdem bieten die Drohnenflieger Eventflüge an und haben auch Einsatzflüge im Programm. Mit speziellen Drohnen, die zum Beispiel Gaskonzentrationen messen können, wird die Feuerwehr unterstützt. "Zum einen hat der Einsatzleiter durch uns immer ein genaues Bild von der Lage, zum anderen können wir Gaswolken in der Luft verfolgen", sagt Sauren.

Um die verschiedenen Bereiche abdecken zu können, haben die Drohnenflieger im Moment zurzeit etwa 15 unterschiedliche Flugsysteme von der Größe eines Spielzeugautos bis hin zu der im Bild zu sehenden größten Drohne. Insgesamt können die etwa 20 DFN-Piloten momentan auf mehr als 30 Flug-Drohnen zurückgreifen. Diese sind alle hochmodern und neben Kameras mit bis zu zehn Sensoren für GPS, Luftdruck, Temperatur und vielem mehr ausgestattet.

Wenn die beiden Macher sich nicht täuschen, wird der Einsatz von Drohnen in Zukunft fast so normal wie das Auto werden. "Irgendwann wird die Einführung einer Flugüberwachung wie bei Flugzeugen nicht mehr zu umgehen sein", sagt Reichert. "Die Anwendungsbereiche werden mit der Zeit noch weitaus vielfältiger werden, so dass es immer mehr Drohnen geben wird. So oder so: Den Drohnen gehört die Zukunft", sagt Reichert.

(kron)
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