Radevormwald Die Zahl der Einbrüche ist in Rade gestiegen

Radevormwald · Radevormwald ist eine der wenigen Städte im Kreis, in der es 2016 mehr Einbrüche als 2015 gab. Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte einige Vorkehrungen treffen, damit keine ungebetenen Gäste angelockt werden. Ein Experte der Polizei gibt Tipps.

 Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte einige Vorkehrungen treffen, damit keine ungebetenen Gäste angelockt werden. (Archivbild)

Wer jetzt in den Urlaub fährt, sollte einige Vorkehrungen treffen, damit keine ungebetenen Gäste angelockt werden. (Archivbild)

Foto: dpa, mov wst aba

In vielen Städten im Kreis ist die Zahl der Wohnungseinbrüche gesunken. In Radevormwald ist sie gestiegen: 2015 waren es 26 Einbrüche, im vergangenen Jahr 41. "Das ist Zufall", sagt Kreispolizeisprecher Michael Tietze. "2014 waren es zum Beispiel 50. 2011 nur 26." Ungefähr die Hälfte aller Einbruchsversuche scheitert. "Das liegt zu einem großen Teil an guten Sicherheitseinrichtungen, aber auch an aufmerksamen Nachbarn", sagt Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech. Er ist bei der Kreispolizeibehörde für die Prävention zuständig und gibt Tipps, damit Einbrecher keine Chance haben.

Bevor es in den Urlaub geht, lassen viele Wohnungs- und Hausbesitzer die Rollladen herunter. "Kunststoffrollladen schützen die Fenster nicht. Viele glauben das aber immer noch", sagt Steinbrech. Vielmehr signalisierten sie den Tätern, dass niemand zuhause ist. "Dann müssen sie nur noch klingeln, um wirklich sicher zu gehen", sagt Steinbrech.

Andere Täter versuchten es über die Nachbarn. "Unter einem Vorwand erkundigen sie sich bei ihnen. Fragen zum Beispiel, wann sie wieder da sind, weil sie angeblich etwas bei ihnen abgeben wollen", sagt Steinbrech. Er empfiehlt, vor dem Urlaub mit den Nachbarn zu sprechen, damit diese nichts preisgeben. "Weiß ein Einbrecher, dass jemand auf Montage ist oder als Schichtarbeiter tätig ist, dann hat das Haus fast schon verloren", sagt Steinbrech.

Die Einbrecher seien meist hochprofessionelle, sehr mobile Banden, die aus zwei oder drei Tätern bestehen. "Das Gros der Täter kommt aus Südost-Europa", sagt Steinbrech. Mit ihren Fahrzeugen, die oftmals sehr unauffällig sind, fahren die Banden von ihren Stützpunkten aus auf die Autobahn. "Sie nehmen dann eine Abfahrt, die sie zufällig auswählen, und schauen nach Wohnsiedlungen, die maximal zehn Kilometer von der Autobahn entfernt liegen", sagt Steinbrech. In der Wohnsiedlung angekommen, geht es dann zu Fuß weiter. "Deshalb können sich auch Anwohner von Sackgassen heutzutage nicht mehr sicher fühlen", sagt Steinbrech. Entdecken die Einbrecher eine Doppelgarage, die offen ist und ohne Auto, dann werden sie gleich neugierig. "Sie werden dann wahrscheinlich klingeln. Wenn keiner aufmacht, ist das Haus in großer Gefahr", sagt Steinbrech. Lange observieren würden die Täter nicht.

Die Hälfte der Einbrecher gelangt über die Balkon- oder Terrassentür ins Haus, 30 Prozent über ein Fenster und nur zwölf Prozent über die Haustür. "Die meisten Haustüren sind schwer zu knacken, und sie sind von der Straße aus gut ersichtlich. Das ist schlecht für die Täter, die Terrassentür ist hingegen meistens weniger gut zu sehen", sagt Steinbrech. 80 Prozent der Täter nutzen einen Schraubendreher, um die Tür aufzuhebeln. "Einige kommen aber auch über ein gekipptes Fenster ins Haus", sagt Steinbrech. Er warnt: "Die Hausratversicherung zahlt dann nichts."

Die Beute der Einbrecher: Geld, Schmuck und transportable Elektrogeräte - schließlich sind sie ja zu Fuß unterwegs. "Fernseher und Stereoanlagen werden heute nicht mehr geklaut. Die sind viel zu groß und bringen nicht mehr so viel Geld", sagt Steinbrech.

Viele Opfer verlieren aber nicht nur Geld und Wertgegenstände, sondern auch ihr Sicherheitsgefühl. "Teilweise kann es bis zu acht Wochen dauern, bis die Psyche sich von einem Einbruch erholt hat. Das ist ein massiver Eingriff in die Privatsphäre", sagt Steinbrech. Viele hätten Schlafprobleme und müssten immer wieder drüber nachdenken, dass Fremde in ihren privaten Sachen rumgewühlt haben. "Dabei interessieren sich die Täter gar nicht für Persönliches", sagt Steinbrech.

Die Täter sind nur auf der Suche nach Dingen, die sie zu Geld machen können. Alle möglichen Verstecke durchsuchen sie. Ein schlechtes Versteck sei der Kleiderschrank oder andere Orte im Schlaf- oder Badezimmer. "Einbrecher suchen auch im Eisschrank neben eingefrorenen Fleisch nach eingefrorenem Schmuck", sagt Steinbrech. Sein Tipp: "Ein gutes Versteck ist ein unbequemes Versteck. Maximal 15 Minuten halten sich die Täter im Haus oder in der Wohnung auf. Wenn sie zu lange brauchen, um etwas zu finden, geben sie auf."

Am besten sei es aber, Geld und Schmuck auf der Bank aufzubewahren oder in einem Safe mit Zahlencode zuhause. "Gute mechanische Sicherungen können dafür sorgen, dass die Täter nicht ins Haus kommen", sagt Steinbrech.

So sei es vorteilhaft, wenn Fenster mit solchen Sicherungen ausgestattet wären und Türen über Zusatzschlösser verfügten.

(eler)
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