Ansichtssache Die Schule von morgen und ein altes Kindheitsparadies
Meinung | Radevormwald · Das Konzept für die Bildungslandschaft in Radevormwald wurde in dieser Woche vorgestellt. Zugleich bereiten die Schwierigkeiten des Uelfebad-Inhabers jenen Sorgen, für die dieses Ausflugsziel ein Stück Heimat bedeutet.
Es passiert nicht jede Woche, dass die lokale Politik sich mit so weitreichenden Themen beschäftigen muss wie beim aktuellen Schulausschuss. Das Gutachten zum Schulentwicklungsplan wurde vorgestellt, und dieser enthält weitaus mehr als nur Schätzungen, wie viele Kinder und Jugendliche bis 2028 die Bildungseinrichtungen in Radevormwald besuchen werden. Es geht um recht eingreifende Maßnahmen: Grundschule und Kindergärten sollen unter einem Dach, in sogenannte Bildungshäuser zusammengefasst werden. Die Musikschule soll in ein Untergeschoss des Aulagebäudes am Campus ziehen. Und dort soll auch, auf dringende Empfehlung der Gutachter, eine Mensa errichtet werden, möglicherweise in einem völlig neuen Gebäudetrakt. Ein hübsches Paket, das die Verwaltung da abarbeiten muss. Erfreulich an dem Gutachten war die Erkenntnis, dass die Schülerzahlen, beispielsweise im Sekundarbereich, recht stabil sind.
Weniger die Jugend, sondern vor allem die Älteren betrifft die Tatsache, dass der Inhaber der Bergischen Apotheke an der Kaiserstraße sich nun entschieden hat, ein Grundsortiment für Artikel anzubieten, die sonst in Sanitätshäusern verkauft werden. Seit rund einem Jahr fehlt ein solches Angebot in Rade, und für Menschen, die auf solche Hilfsmittel täglich angewiesen sind, bedeutete es eine elende Fahrerei nach Remscheid, Schwelm oder Halver, um sich auf diese Weise zu versorgen. Viele werden erleichtert sein, ihre Verordnungen nun wieder vor Ort vorlegen zu können. Denn alt zu werden, so scherzen manche Betroffene, ist nahezu ein Vollzeitjob geworden.
An zentraler Stelle in Radevormwald will sich auch das Diakonische Werk des Kirchenkreises Lennep künftig ansiedeln - in Räumen der Schlossmacher Galerie. In erster Linie geht es um die Betreuung der Flüchtlinge, die in der Stadt leben, doch die Diakonie stellt in Aussicht, demnächst auch Schwangeren- und Familienberatung anzubieten. Der Rat hatte dem Bürgermeister sanft auf die Finger geklopft und angemerkt, er wolle in dieser Sache als Entscheidungsträger eingebunden werden. Dass es ernsthafte Opposition gegen dieses Vorhaben gibt, ist allerdings unwahrscheinlich. Es klingt nach einem Konzept, von dem alle etwas haben.
Diese Nachricht hat viele bestürzt: Der Inhaber der Ausflugsgaststätte am Uelfebad, Horst Schmitz, kämpft derzeit darum, eine Zwangsversteigerung des Gebäudes abzuwenden. Oft braucht es eine solche Meldung, damit wir begreifen, dass die Gastronomen, die uns an den schönsten Stellen der Region mit Kaffee, gekühlten Getränken, Eis und einer warmen Mahlzeit den Sonntagsausflug verschönern, in vielen Fällen hart kämpfen müssen, um alles dies in Gang zu halten. Wir neigen dazu, das alles als selbstverständlich zu betrachten.
Im Falle des Uelfebads haben sicher eine Menge Menschen - wie ich auch - schöne Kindheitserinnerungen an das Bad, den Spielplatz, die Wanderwege, und sie drücken Horst Schmitz die Daumen, dass der Termin vor dem Amtsgericht wieder abgesagt werden kann. Und ansonsten gilt: Die heimischen Gastronomen unterstützt man immer noch am besten, indem man sein Geld bei ihnen lässt.