Stadtteilserie Besuch aus der ganzen Welt

Radevormwald · Anne Pieper empfängt auf ihrem Hof regelmäßig Internationalen Besuch. Über „Workaway“ knüpft sie Kontakte.

Die Designerin Anne Pieper ist in Radevormwald bekannt. Nicht nur für ihren verwunschenen Garten und ihr Naturschutzengagement, sondern auch für ihre Arbeit als Autorin und Gestalterin. Ihr Zuhause, das sich in der Hofschaft „Im Siepen“ befindet, nordöstlich vom Stadtzentrum, ist seit einigen Monaten auch immer wieder das Zuhause von Besuchern aus der ganzen Welt.

Über die Internetseite „Workaway“ verknüpft sich Anne Pieper mit Menschen, die eine Zeit lang auf ihrem Hof leben wollen und sich im Gegenzug mit in die alltägliche Arbeit einbringen. In den vergangenen Wochen hat die Radevormwalderin drei Besucher begrüßt. Das junge Paar Fernanda Gzuz-Tagle und Pablo Pena kommt aus Chile, Pavel Matjuschin aus Moskau. Die drei Besucher haben sich online direkt mit der bergischen Landschaft und dem kreativen Lebensstil von Anne Pieper identifiziert. „Mich haben die Bilder überzeugt. Der Garten ist so schön, wir wollen selber mal einen Hof haben. Das ist eine gute Möglichkeit für uns, das Leben in dieser Art auszutesten und kennenzulernen. Außerdem bin ich selber Designerin und kann mich mit Anne über den Beruf austauschen“, sagt Fernanda Gzuz-Tagle. Die 28-Jährige hat gemeinsam mit ihrem Freund das geregelte Leben in Chile aufgegeben. Beide hatten einen gut bezahlten Job in der freien Wirtschaft und haben sich in dem Hamsterrad aus Arbeit, Verdienst und Stadtleben eingesperrt gefühlt. Sie haben alles verkauft und sind insgesamt vier Jahre, nur mit Rucksäcken und vielen Träumen im Gepäck, unterwegs. Nach dieser Zeit wollen sie zurück in ihre Heimat. „Wir waren gelangweilt von unserem Alltag. Nach unserer Reise wollen wir einen eigenen Hof haben und uns zum größten Teil selber versorgen.“

Pavel Matjuschin ist in Russland Lehrer und ist nach Radevormwald gekommen, um Deutsch zu lernen und das Leben hier besser zu verstehen. Der 37-Jährige liebt die Natur, fährt gerne Fahrrad und genießt die Ruhe auf dem Hof von Anne Pieper, die ihre Gäste nicht nur in ihre Arbeit, sondern auch in ihre Familie integriert. „Ich habe hier schon viel Deutsch gelernt und einiges über die Familien in Deutschland erfahren. Die Beziehungen zwischen Mann und Frau sind hier sehr ausgeglichen, und die Kommunikation ist offen und ehrlich“, sagt Pavel Matjuschin. Diese Gleichstellung und Offenheit in deutschen Familien gefällt ihm, genau wie die Gastfreundlichkeit und Strukturiertheit. Für ihn war die Reise nach Radevormwald die richtige Entscheidung. „Wir verstehen uns gut. Jeder hat seine Aufgaben. Ich lerne genau das, was ich mir vorgestellt habe.“

Anne Pieper ist froh, dass sie sich mit ihren Gästen gut versteht und will dieses Jahr noch weitere Besucher aus der ganzen Welt empfangen. Wer bei ihr wohnen darf, entscheidet sie mit der Hilfe ihrer Lebenserfahrung und Menschenkenntnis. Sie verlässt sich auf ihr Bauchgefühl. „Die Bilder von einem Menschen und die Art zu schreiben verraten sehr viel über eine Person. Wichtig ist natürlich gegenseitiges Vertrauen. Meine Gäste sind Teil der Familie.“ Wichtig ist der Diplomdesignerin, das ihre Gäste sich wohlfühlen und sich in den Haushalt und die Familie integrieren. Wenn freie Zeit übrig bleibt, zeigt sie ihren Gästen die Umgebung, fährt mit ihnen in Nachbarstädte und vermittelt ihnen die deutsche Kultur. Mit Fernanda Gzuz-Tagle, Pablo Pena und Pavel Matjuschin hatte sie eine sehr gute Zeit. Zusammen haben sie die offene Gartenpforte vorbereitet und sind über dieses Projekt Freunde geworden.

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