Debatte über neues Baugebiet Karthausen – Natur ist kein Argument

Radevormwald · Die Pläne für das große neue Baugebiet am Rand von Radevormwald polarisieren Bürger und Politik. Naturschützer sehen allerdings wenig Handhabe, um gegen die Verwirklichung der Bauvorhaben vorzugehen.

 Blick auf die Fläche bei Karthausen, wo das neue Baugebiet entstehen soll.

Blick auf die Fläche bei Karthausen, wo das neue Baugebiet entstehen soll.

Foto: Stefan Gilsbach

Die Debatte um das geplante Baugebiet Karthausen im Westen von Radevormwald kommt zunehmend in Fahrt. Auf die Aussagen des CDU-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Busch fühlten sich mehrere Leser aufgerufen, Leserbriefe zu schreiben (Seite C 2). Busch hatte das Projekt gegen Kritik verteidigt und darauf verwiesen, auch das Baugebiet Jahnstraße sei anfangs umstritten gewesen.

Gegner des Projektes, darunter viele Anwohner, kritisieren die Größe, die das Baugebiet am Ende haben soll (14,5 Hektar) und befürchten Folgen für schützenswerte Tiere. Kathi Hentzschel, Geschäftsführerin des Bergischen Naturschutzvereins in Radevormwald, sieht allerdings wenig Chancen, mit den Argumenten des Naturschutzes das Baugebiet zu verhindern. „Natürlich sind wir im Verein gegen eine weitere Neuerschließung von Grünland.“ Aber der Status des Landschaftsschutzgebietes habe die Verwaltung nie daran gehindert, Gebiete zu überplanen. Zudem werde die Fläche bereits landschaftlich genutzt, ist also keine unberührte Natur. Dass ein Rotmilan vor Ort gesichtet wurde – ein Vogel, der auf der Roten Liste steht – wird nach Hentzschels Einschätzung ebenfalls keine Rolle spielen. „Der Rotmilan ist in unserer Region nicht so selten“, sagt sie. Ein Brutpaar sei im Süden der Stadt bekannt. Ihr Fazit: „Wir haben schlechte Karten.“ Schön wäre es, sagt sie, wenn die Stadt bei der Entwicklung des Gebietes auf ökologischen Siedlungsbau setzen würde. Davon sei aber noch nichts zu sehen.

Bereits bei der Vorstellung der Pläne hatten Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen und Alternativer Liste (AL) ihre Ablehnung gegenüber dem Bauvorhaben deutlich gemacht. Auch Werner Nowara, Mitglied der UWG-Fraktion im Radevormwalder Rat, hat sich gegen das Vorhaben ausgesprochen. Armin Barg, ebenfalls Mitglied der Fraktion, weist nun gegenüber der BM darauf hin, dass die Meinungen unter der Unabhängigen Wählergemeinschaft zu diesem Punkt auseinander gehen. „Ich selber habe auch deutlich gemacht, dass ich eine völlig andere bauliche Stadtentwicklung präferiere. Dabei geht es mir nicht um Karthausen oder andere Flächen. Vielmehr denke ich, dass wir stadtnah soziale und seniorengerechte Wohnangebote fördern sollten“, sagt Barg. Dennoch gebe es in der UWG-Fraktion Mitglieder, die für die Karthausen-Pläne seien. Bernd-Eric Hoffmann, der UWG-Fraktionsvorsitzende, betont, die Wählergemeinschaft werde nun erst einmal die konkreten Planungen abwarten.

 Das Planungsbüro Pesch und Partner hatte unter anderem diese Variante der künftigen Siedlung der Politik vorgestellt.

Das Planungsbüro Pesch und Partner hatte unter anderem diese Variante der künftigen Siedlung der Politik vorgestellt.

Foto: Büro Pesch und Partner

Das wollen auch die Sozialdemokraten im Rat tun. Deren Fraktionsvorsitzender Dietmar Stark hält die aktuelle Debatte über das Baugebiet für verfrüht. Aus diesem Grund habe seine Fraktion sich auch noch nicht positioniert. „Es wird das Szenario eines neuen Stadtteils aufgebaut, das bekommt eine Dynamik“, meint er. Tatsächlich stehe man erst am Anfang, bislang seien nur allererste Entwürfe vorgelegt worden. „Es gibt noch keine Festlegungen, was den Umfang des Gebietes angeht“, erläutert Stark. Dass die Stadtverwaltung sich Flächen sichere, sei im Sinne einer vorausschauenden Stadtentwicklung nur vernünftig.

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