Tierwelt in Radevormwald Das Gartentier 2020 lebt auch in Rade

Radevormwald · Der Igel ist von der Heinz-Sielmann-Stiftung zum Gartentier des Jahres gewählt worden. Auch in Rade ist der Insektenfresser heimisch. Gärten, in denen jedes Blatt weggefegt und kein Gestrüpp herumliegt, mag der Igel nicht.

 Igel gehören zu den besonders geschützten Tierarten. Bei der Gartenarbeit sollte daher auch auf einen behutsamen Umgang geachtet werden.

Igel gehören zu den besonders geschützten Tierarten. Bei der Gartenarbeit sollte daher auch auf einen behutsamen Umgang geachtet werden.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

Der Braunbrust-Igel hat die Publikumswahl der Heinz-Sielmann-Stiftung gewonnen und ist damit das Gartentier des Jahres 2020. Mit 31,75 Prozent aller Stimmen hat sich der Igel deutlich gegen seine Konkurrenten durchgesetzt. Auf dem zweiten Platz landete die Gehörnte Mauerbiene und auf dem dritten Platz der Gartenrotschwanz. Mit der Publikumswahl für das Gartentier macht die Heinz-Sielmann-Stiftung jährlich auf den starken Rückgang der biologischen Vielfalt aufmerksam.

Naturschützer und RBN-Vorstandsmitglied Dietmar Fennel aus Radevormwald freut sich darüber, dass der Igel dieses Jahr auf dem ersten Platz gelandet ist. Der Insektenfresser ist auch in seinem Garten ein willkommener Gast. Damit sich Igel in einem Garten wohl fühlen und ihn zu ihrem Lebensraum machen, sollte die Gartengestaltung so natürlich, wie möglich sein. „Am wichtigsten ist, dass im Garten heimische Pflanzen wachsen, denn die ziehen Insekten an und die wiederum den Igel. Der Igel ist ein nützlicher Insektenfresser und kann Gartenbesitzern eine Hilfe sein“, sagt Dietmar Fennel.

Nicht nur heimische Pflanzen ziehen Igel an, sondern auch eine gesunde Unordnung. Gärten, in denen jedes Blatt weggefegt und kein Gestrüpp herumliegt, mag das Säugetier nicht. „Im Herbst sollte man nicht alles Gesträuch wegräumen und heruntergefallenes Laub am besten an einer oder mehreren Stellen sammeln. Laubhaufen sind ideal für den Winterschlaf des Igels“, sagt Dietmar Fennel. Wer nicht genug Laub hat, kann einen Unterschlupf aus Holz bauen oder im Baumark eine Igel-Kuppel kaufen, um dem Gartentier des Jahres die Winterruhe zu erleichtern.

Dietmar Fennel hat gerne Igel im Garten. „Igel sind rundum nützlich und richten keinen Schaden an. Die Verwandtschaft zum Maulwurf ist deutlich, aber Maulwürfe sind bei Gärtnern deutlich unbeliebter“, sagt der Naturschützer. Er weist auch darauf hin, dass Igel viele Regenwürmer und Nacktschnecken fressen.

Ob die Igelpopulation in Radevormwald in den vergangenen Jahren gewachsen oder geschrumpft ist, kann Dietmar Fennel nur vermuten. Er versucht, die Population daran abzuschätzen, wie viele überfahrene Igel er in einem Jahr sieht. „In den vergangenen Jahren habe ich einige tote Igel gesehen, dieses Jahr noch keinen. Man könnte deswegen vermuten, dass es etwas weniger Igel in Rade gibt“, sagt er. Eine offizielle Zählung von Igeln wurde im Raum Radevormwald schon einige Jahre nicht mehr durchgeführt. Eine Igelzählung mithilfe der Gartenbesitzer und Naturschützer aus der Umgebung wäre sinnvoll, findet Dietmar Fennel. „Über solche Aktionen kann man realistische Daten erheben. Das könnte so funktionieren, wie bei der Vogelzählung“, sagt er. Eine Herausforderung birgt allerdings die Nachtaktivität der Tiere. Tagsüber sind Igel kaum unterwegs.

Auch die Heinz Sielmann Stiftung schätzt die Igelpopulation anhand der Verkehrsopfer. Die nachtaktiven Tiere werden seit Mitte der 1990er Jahre europaweit weniger. Die Gründe für den Rückgang des Bestands liegen an Nahrungsmangel, zerstörten Lebensräumen, dem Klimawandel und intensiver Landwirtschaft. Umso wichtiger ist es, dem Gartentier des Jahres einen Lebensraum im eigenen Garten zu bieten.

Gefahren stellen für Igel außerdem neumodische Mähroboter dar, die vor zusammengerollten Igeln nicht Halt machen. Hecken oder Holzstapel sollten vor dem Einsatz mit der Motorsense oder anderen Geräten nach Igeln abgesucht werden. Immer mehr Igel werden durch Gartengeräte schwer verletzt. Außerdem sollte in einem naturnahen Garten auf Insektizide und chemische Dünger verzichtet werden.

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