Radevormwald Corona stellt Hospizarbeit vor Herausforderung

Radevormwald · Trotz Pandemie geht die Hospizverein-Arbeit weiter. „Uns ist wichtig zu sagen, dass wir noch da sind“, so Koordinatorin Marina Weidner. Natürlich müssen auch bei der Betreuung schwerstkranken Menschen und deren Angehörigen die Sicherheitsregeln gewahrt bleiben.

 Marina Weidner (links) und Andrea Fürst an dem Beratungstisch, der nun mit Spuckschutz versehen worden ist.

Marina Weidner (links) und Andrea Fürst an dem Beratungstisch, der nun mit Spuckschutz versehen worden ist.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Für Marina Weidner, zusammen mit Andrea Fürst für die Koordination der Arbeit im Ambulanten Ökumenischen Hospiz Radevormwald zuständig, ist die Corona-Krise eine echte Herausforderung. „Unsere Begleitungen leben von der Nähe zu den Menschen. Wir müssen ganz nahe dran sein, um Stimmungen, Momente und Gefühle möglichst mitzubekommen und darauf reagieren zu können“, sagt Marina Weidner. Das sei durch die Kontaktsperre sowie die Abstands- und Hygieneregeln natürlich nicht mehr möglich gewesen. „Als diese Einschränkungen eingeführt wurden, herrschte bei uns zunächst einmal sehr große Unsicherheit. Was war noch erlaubt? Was konnten wir weiterhin anbieten? Was ging nicht mehr? Das war eine sehr unschöne Zeit“, erinnert sich die Koordinatorin.

Zum Glück seien vom Deutschen Hospiz- und Palliativverband recht schnell Vorgaben und Richtlinien herausgegeben worden, die zumindest für ein wenig Klarheit gesorgt hätten. Und auch innerhalb des Rader Hospizvereins sei so recht bald wieder Ruhe eingekehrt, und man habe nach vorne geblickt, wie Marina Weidner sagt. „Wir haben uns schnell wieder berappelt und überlegt, was wir tun können“, bestätigt die Koordinatorin.

Vor allem sei es darum gegangen, alternative Formen der Kommunikation mit den trauernden Angehörigen zu finden. Als erste Maßnahme seien die telefonischen Sprechstunden erweitert worden. Normalerweise sind diese am Dienstag von 9 bis 11 Uhr und am Donnerstag von 16 bis 18 Uhr. Jetzt sind sie ausgeweitet worden und finden von Montag bis Mittwoch von 9 bis 12 Uhr und am Donnerstag von 15 bis 18 Uhr statt. So solle zumindest die Möglichkeit des Austauschs gegeben werden, auch wenn dieser nur telefonisch möglich sei.

Der Abendtreff und das Trauercafé seien indes Angebote, die im Moment überhaupt nicht stattfinden könnten. „Diese beiden Angebote werden von unseren Ehrenamtlichen geleitet. Denen fehlt das genauso wie es auch den zumeist sehr betagten Besuchern fehlt“, sagt Marina Weidner. Diese Rückmeldung habe sie bereits mehrfach bekommen. „Ich habe auch von den Besuchern gehört, die sagten, dass der Besuch im Trauercafé neben dem Einkauf einer der wenigen übriggebliebenen sozialen Kontakte wäre. Das ist natürlich traurig, wenn das dann auch nicht mehr möglich ist“, sagt die Koordinatorin. Aus den Reihen der Ehrenamtlichen sei dann die Idee gekommen, an die Besucher der beiden Angebote einmal im Monat ein Lebenszeichen zu verschicken. „Sie wollten den Menschen mit einer Karte oder einem Brief zeigen, dass sie nicht vergessen sind und dass an sie gedacht wird“, sagt Marina Weidner. Ganz ohne Gespräche von Angesicht zu Angesicht gehe es aber trotz aller Hygienemaßnahmen nicht, sagt die Koordinatorin. „Es gibt Ausnahmefälle, in denen ein Gespräch in unserem Büro nötig ist“, sagt sie weiter. Daher habe der Verein in der vergangenen Woche eine mobile Acrylglaswand angeschafft, die im Büro zwischen Koordinatorin und Besucher aufgestellt werden könne. Dazu würden beide eine Gesichtsmaske tragen. „Damit wollen wir dem Bedarf in besonderen Fällen nachkommen“, sagt Marina Weidner. Derzeit seien auch alle Begleitungen in Krankenhäusern und Altenheimen ausgesetzt. „Wir hoffen aber, dass das bald zumindest in der Finalphase wieder möglich sein wird. Dann natürlich auch unter den nötigen hygienischen Voraussetzungen“, sagt die Koordinatorin. Begleitungen in der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus seien in dringenden Fällen allerdings möglich und könnten umgesetzt werden. „Wir haben Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel für alle vorrätig, die einen Besuch machen müssen“, sagt Marina Weidner. Ihre Kollegin und sie stünden zudem in engem Kontakt mit anderen Kollegen aus der Hospizarbeit.

Und auch mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern werde in dieser schwierigen Zeit der Kontakt gesucht und gehalten. „Wir telefonieren und schreiben E-Mails. Dabei haben wir viele Rückmeldungen erhalten, dass den ehrenamtlichen Helfern die Arbeit fehlt. Eine Mitarbeiterin hat mir etwa erzählt, dass sie das überhaupt nicht kenne, wenn das eigene Leben so auf Eis liegt“, sagt Marina Weidner. Besonders wichtig sei es ihr jedoch, den Menschen mitzuteilen, dass der Hospizverein trotz der Corona-Krise da sei. „Sie sollen wissen, dass wir für jedes Problem eine Lösung suchen werden“, betont die Koordinatorin.

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