Naherholungsgebiet in Radevormwald Bürgerwald am Kollenberg nimmt Formen an

Radevormwald · Die ersten 20 gespendeten Bäume zur Wiederaufforstung des beliebten Naherholungsgebiets haben bereits einen Platz gefunden.

 Der Blick aus einer Drohne von oben auf den neuen Wald am Kollenberg.

Der Blick aus einer Drohne von oben auf den neuen Wald am Kollenberg.

Foto: Jürgen Moll

Am Sportzentrum und den Tennisplätzen an der Jahnstraße vorbei, hinein in den Wald begegnet dem Spaziergänger dichtes Dickicht: Saftig grün wachsende Sträucher gedeihen links und rechts am schmalen Wegesrand, und ein Dach aus grünen Blättern der hochgewachsenen Bäume schützt vor allem dieser Tage sowohl vor der heißen Sonne, als auch vor den immer wiederkehrenden Regentropfen. Zuletzt hat der Wald während der Hochphase der Corona-Pandemie ein rasantes Comeback gefeiert. Viele Bürger haben die Spaziergänge in der Natur wieder für sich entdeckt – und auch derzeit suchen die von der Hitze geplagten Menschen gerne etwas Erholung in den etwas kühleren Wäldern. Doch der Wald am Kollenberg braucht Hilfe.

Die immer länger werdenden Trockenperioden, der Borkenkäfer und zuletzt immer wieder kehrende Stürme haben ihm in den vergangenen Jahren deutlich zugesetzt: Ganze Areale sind vernichtet. Auf mehreren Hektar fehlen Bäume, die in der Vergangenheit aufgrund von Krankheiten und Klimaschäden abgeholzt werden mussten. Über den Köpfen der Spaziergänger gibt es kein schützendes Dach aus dichten Baumkronen mehr. Die Sonne strahlt ungehindert hinein. Statt Fichten, Ahorne, Buchen und Birken, haben wilde Brombeersträucher den Platz der Gehölze zurückerobert. Die kahlen Stellen im Wald will die Stadt nun mit Unterstützung der Bevölkerung wieder aufforsten. Dazu können Bürger und hiesige Unternehmen oder Vereine unkompliziert Bäume spenden, erklärt die städtische Umweltbeauftragte Regina Hildebrandt. „Wer einen Baum spenden will, kann sich gerne bei mir melden.“

Die ersten 20 Baumspenden haben bereits einen Platz gefunden und wachsen nun, im Schatten ihrer großen Geschwister und inmitten der massiv wirkenden Sträucher, in die Höhe. Schon im März wurden die neuen Exemplare unweit der Tennisanlage eingepflanzt. Auf etwa einen Hektar schätzt Hildebrandt die bepflanzte Fläche. Drei bis viermal so groß ist das noch nicht bepflanzte Areal. Es werden also noch deutlich mehr Bäume zur kompletten Wiederaufforstung benötigt, betont die Fachfrau, obgleich die Resonanz von potenziellen Baumpaten schon gut sei. „Gut 50 Bürger, die einen Baum oder mehrere spenden wollen, haben bei uns schon angefragt.“ Auch der Heimat- und Verkehrsverein (HVV) Radevormwald beteiligt sich an der Aktion und spendet nicht nur selbst drei Bäume – Bergahorn, Elsbeere und Roteiche – für die nächste Pflanzaktion im Herbst, sondern ist Kooperationspartner. Durch den HVV können nämlich Spendenquittungen ausgestellt werden, erklärt Vereinsvorsitzende Ursula Mahler. „Vielleicht reizt das dann noch den einen oder anderen zu einer Baumspende.“ Sie könnte sich vorstellen, dass sich nicht nur Vereine in einer Gemeinschaftsaktion am Bürgerwald beteiligen, sondern auch hiesige Unternehmen, statt Mitarbeiterpräsente zu Weihnachten zu verschenken, einfach Bäume spendet.

 Regina Hildebrandt, Renate Greif, Ursula Mahler, Burkhard Klein und Bürgermeister Johannes Mans (v.l.) schauen sich die Wiederaufforstung an.

Regina Hildebrandt, Renate Greif, Ursula Mahler, Burkhard Klein und Bürgermeister Johannes Mans (v.l.) schauen sich die Wiederaufforstung an.

Foto: Jürgen Moll

Das Gehölz bezieht die Stadt von der Gärtnerei Plückebaum in Lüdorf. Zwischen 200 und 250 Euro kostet ein neuer Baum für den Bürgerwald. Auf Wunsch können die Baumpaten aus heimischen Arten wie Ahorn, Eiche, Ulme, Buche, Els- und Mehlbeere auswählen. Entstehen soll auf der Fläche, auf der bisher überwiegend Fichten standen, ein gesunder Mischwald. Genaue Prognosen, wie sich der Bürgerwald entwickeln wird, kann Hildebrandt nicht abgeben. „Für uns ist es ein Experiment. Wir werden schauen, welche Bäume besonders resistent sind und mit stärkeren Trockenphasen besser zurechtkommen.“ Das Projekt werde also keine schnelle Nummer. Bis die kahlen Stellen rund um den Kollenberg verschwinden, werden noch viele Jahre ins Land gehen.

Eingepflanzt werden junge Bäume zwischen zwei und vier Jahren, die eine entsprechende Größe aufweisen und zwischen den dichten Sträuchern herausragen. Bis die neuen Bäume so groß sind, wie die übrigen Bäume, braucht es einige Jahrzehnte, erklärt Hildebrandt.

Die Siedlung am Kollenberg, berichtet Burkhard Klein, Leiter des Bauverwaltungsamtes, entstand in den frühen 1930er Jahren. „Damals gab es den Wald schon.“ In den bald über 100 Jahren der Siedlung, gab es noch keine ähnliche Aktion. Doch die veränderten Klimabedingungen und die immer größer werdenden Schäden im Wald machen menschliches Eingreifen nun nötig.

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