Bündnis 90/Die Grünen in Radevormwald Bündnis 90/Die Grünen sucht Personal

Radevormwald · Auch Rade hat grün gewählt und die klare Haltung der Grünen mit Stimmen belohnt. In der Fraktion herrscht Aufbruchstimmung.

 Öffentliche Sitzung der Grünen nach der Europawahl: Die Fraktionsvorsitzende Elisabeth Pech-Büttner (hinten rechts) im Gespräch mit zwei Interessierten, die gerne Mitglied des Rader Ortsverbandes werden wollen.

Öffentliche Sitzung der Grünen nach der Europawahl: Die Fraktionsvorsitzende Elisabeth Pech-Büttner (hinten rechts) im Gespräch mit zwei Interessierten, die gerne Mitglied des Rader Ortsverbandes werden wollen.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Radervormwald Die Europawahl hat die Partei Bündnis 90/Die Grünen überrascht. Mit mehr als 20 Prozent gehören sie zu den Gewinnern der Wahl, aber das bedeutet nicht nur Erfolg und Glück, sondern auch Verantwortung und Erwartungen, die erfüllt werden wollen. Beim Rader Ortsverband schwanken die Gefühle zwischen Bestätigung, Aufschwung und Zweifeln. Bernd Bornewasser, Ratsmitglied und stellvertretender Fraktionsvorsitzender, freut sich darüber, dass sich etwas bewegt. Für ihn ist das Wahlergebnis auch „innere Befriedigung“, denn er hat in den vergangenen Jahren einen langen Atem bewiesen. „Wir haben immer zu den kleinen Parteien gehört, das kann sich jetzt verändern. Wir haben immer klare Haltung bewiesen, und das macht sich jetzt bezahlt. Für mich zählt es, etwas zu bewegen, mögen die Erfolge auch noch so klein sein. Dass etwas bleibt, zählt“, sagt er. Er ist der Optimist der Fraktion, der mit Tatenkraft voranschreitet. Vor der Wahl hat er eine eigene Prognose zu den Ergebnissen abgegeben. „Ich habe gesagt mit 14 Prozent wäre ich glücklich, da kann man sich ja denken, wie ich mich mit über 20 Prozent fühle“, sagt er.

Die Auswertung der Stimmen aus Radevormwald zeigt, in welchen Wahlbezirken die Grünen konkret überzeugt haben. In Herbeck, Honsberg, Wilhelmstal und Vogelsmühle hat die Partei die meisten Stimmen geholt. Die 30,4 und die 28,1 Prozent in Herbeck und Honsberg führt Bornewasser auf die klare Haltung zum Neubaugebiet Karthausen zurück. „Wir haben konsequent dagegen argumentiert und versuchen jetzt mit allen Mitteln, so viel Natur wie möglich zu erhalten. Die Wähler haben sich mit diesen Stimmen für unseren Einsatz bei diesem Thema bedankt.“

In Vogelsmühle holten die Grünen 23,4 Prozent. Die Ortschaft an der Wupper war früher immer klar in SPD-Hand. Die Fraktionsvorsitzende Elisabeth Pech-Büttner stellt sich vor, was passiert, wenn die Ergebnisse bei der Kommunalwahl 2020 ähnlich ausfallen. „Dann kommen wir mit sechs bis sieben Parteimitgliedern in den Stadtrat. Das ist für uns eine personelle Herausforderung“, sagt sie. Aktuell hat der Ortsverband nur 14 Mitglieder und stellt drei Ratsmitglieder, die bereits enorm belastet werden. Für die Fraktion bedeutet das Ergebnis der Europawahl, dringend wachsen zu müssen, um den neuen Anforderungen auch personell gerecht werden zu können. Elisabeth Pech-Büttner hofft darauf, künftig grüne Themen schneller umsetzen zu können und mehr Anklang in den anderen Parteien zu finden. „Nach unserer ersten Forderung hat es fast zwei Jahre gedauert, bis die Stadt die Stelle eines Klimamanagers ausgeschrieben hat. Das ist jetzt endlich passiert. Das jüngste Wahlergebnis wird uns vielleicht dabei helfen, in Zukunft auf mehr Unterstützung zu stoßen“, sagt die Fraktionsvorsitzende.

Parteimitglied und Entwicklungspsychologin Gisela Szagun sieht das Wahlergebnis mit etwas anderen Augen. „Den Hype um unsere Partei muss man mit Bedacht betrachten. Ich glaube, viele Wähler sind sich nicht bewusst genug darüber, was zum Beispiel Klimaschutz tatsächlich bedeutet. Wenn wir unsere Interessen konsequent umsetzen, werden wir uns unbeliebt machen, denn das würde unter anderem weniger Schweinefleisch von gequälten Tieren für alle bedeuten. Wer die Umwelt schützen will, muss sich selber einschränken, und dazu sind bestimmt nur wenige bereit“, sagt sie. An der jüngsten Fraktionssitzung haben bereits zwei Bürger teilgenommen, die neue Mitglieder der Partei werden wollen.

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