Radevormwald Bettensteuer entzweit Hoteliers

Radevormwald · Uneinigkeit in hiesigen Hotels gibt es über die Mehrwertsteuersenkung für Übernachtungen von 19 auf sieben Prozent. Zu umständlich sei die technische Umsetzung, sagen die einen. Ein großes Steuergeschenk, sagen andere.

Seit Anfang des Jahres sind für Übernachtungen in Hotels nur noch sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer fällig, für Frühstück oder auch Minibar-Produkte gelten 19 Prozent. "Das ist furchtbar umständlich", erklärt der Chef des Park-Hotels, Rolf Neumann. Eine neue Software musste er erst bestellen, die in Kürze installiert werden soll. Um die gesetzliche Vorgabe pünktlich zum Jahresbeginn umsetzen zu können, verschenkte er kurzerhand das Frühstück an seine Gäste. Für kleine Betriebe wie seinen (14 Zimmer) sei die Steuerersparnis zwar eine "kleine Entlastung", doch die technische Umsetzung sei für kleinere Herbergen viel zu aufwändig. Er ist nicht der einzige, der die Steueränderung in Frage stellt.

Im Sport- und Seminarcenter (SSC) an der Jahnstraße ist Geschäftsführer Jörg Benjamins bester Laune. "Was würden Sie davon halten, wenn man Ihnen plötzlich viel Geld schenken würde?", fragt der 45-Jährige, "Sie würden sich doch auch über mehr Geld in Ihrem Portemonnaie freuen." Benjamins sieht sich als größerer Betrieb mit 54 Zimmern als "großer Profiteur". Eigentlich wollte er die Zimmerpreise um gut zehn Prozent in diesem Jahr erhöhen. "Doch wegen des Steuergeschenks werden wir die Preise in diesem und auch im folgenden Jahr nicht erhöhen." Zudem werde bald in eine neue Heizung investiert. Die Änderung im Programm sei "sehr simpel" gewesen.

Auch Rolf Neumann hat sich entschieden, die Zimmerpreise zu halten. "Doch die halten wir ohnehin schon seit sieben Jahren." Einen Teil der Ersparnis wird er für die Renovierung der Zimmer verwenden. So sollen einige Bereiche tapeziert werden. Im Hotel zum Löwen an der Kaiserstraße will Chefin Angelika Herzig erst einmal abwarten. "Was die Steueränderung uns langfristig bringt, können wir nach gut sechs Wochen noch nicht abschätzen." Die Steuersenkung mache sich erst bei einer guten Auslastung der Herberge bemerkbar: "Im Moment ist es wegen des Schnees aber sehr ruhig."

Die Jugendbildungsstätte Radevormwald der "evangelischen Gesellschaft für Deutschland" ist von der Mehrwertsteuersenkung kaum betroffen. Bei Übernachtungen in einem der rund 60 Zimmer fallen wegen der Gemeinnützigkeit ohnehin nur sieben Prozent Mehrwertsteuer an, erklärt Verwaltungsleiter Arno Trippler. Nur bei privaten Gästen werden 19 Prozent berechnet. "Doch die Anzahl dieser Gäste ist sehr gering."

Im Hotel zur Hufschmiede, das es seit 30 Jahren gibt, stuft Ingeborg Wiesweg die Steueränderung als "sehr positiv" ein. "Durch die Wirtschaftskrise hatten auch wir Einbußen, aber die Steuersenkung hilft." Um fünf Prozent hat sie die Zimmerpreise bereits reduziert. Und sie will weiterhin in ihre Herberge investieren: "Unsere Zimmer sind in sehr gutem Zustand, aber im technischen Bereich wie Fernseher und Internet werden wir uns aufrüsten", sagt sie. Doch trotz aller Ersparnis: Auch Ingeborg Wiesweg fand die technische Umsetzung doch eher umständlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort