Senioreneinrichtungen in Radevormwald Besuch in Seniorenheimen – Aufwand ist hoch

Radevormwald · Die angekündigten Lockerungen haben bei manchen Angehörigen für Missverständnisse gesorgt. Weiterhin gelten Sicherheitsregeln, zum Beispiel ein kurzes Gesundheits-Screening der Besucher auf Krankheitssymptome.

 Auch an den Besuchtischen mit Spuckschutz ist der Sicherheitsabstand entsprechend der Vorschriften. Anneliese Kunz (90) und Mitarbeiterin Lilia Stikelmaier zeigen im Seniorenhaus an der Uelfestraße, wie ein solcher Besuch ablaufen kann. Voraussetzung ist eine rechtzeitige Anmeldung.

Auch an den Besuchtischen mit Spuckschutz ist der Sicherheitsabstand entsprechend der Vorschriften. Anneliese Kunz (90) und Mitarbeiterin Lilia Stikelmaier zeigen im Seniorenhaus an der Uelfestraße, wie ein solcher Besuch ablaufen kann. Voraussetzung ist eine rechtzeitige Anmeldung.

Foto: Jürgen Moll

Wenige Menschen sind in den Zeiten der Corona-Krise so abgeschnitten von der Außenwelt wie die Bewohner von Senioreneinrichtungen. Wegen ihres Alters und oft angegriffenen Gesundheitszustandes sind sie durch das Coronavirus in besonderem Maß bedroht. In der vergangenen Woche wurden nun in NRW Lockerungen bei den Besuchsmöglichkeiten angekündigt.

„Die Auflagen gelten seit dem 16. März“, schaut Rita Zimmer zurück, die Leiterin des Seniorenhauses an der Uelfestraße. Um nun die Lockerungen bei den Besuchen zu ermöglichen, ohne ein Risiko für Bewohner und Angehörige einzugehen, mussten die Mitarbeiter eine Besucherzone einrichten. „Wir haben diese in unserem Speisesaal, die Mahlzeiten werden daher derzeit in den jeweiligen Wohnbereichen eingenommen“, schildert Zimmer der Vorgehen. „Der Saal kann durch eine Außentür, die sich zur Wiese öffnet, betreten werden, auf diese Weise brauchen die Besucher nicht erst durch die Einrichtung zu gehen.“

An zwei großen Tischen, die mit einem Spritzschutz und ausreichend Desinfektionsmittel ausgestattet sind, ist nun ein Treffen der Besucher mit den Bewohnern möglich. Mund-Nase-Schutzmasken können, falls die Besucher nicht darüber verfügen, von der Einrichtung gestellt werden. „Außerdem haben wir einen Raumteiler bestellt“, sagt die Leiterin. Jeder der fünf Wohnbereiche hat seinen eigenen Besuchstag. Auf jeden Fall sollen sich die Angehörigen anmelden. „Das Angebot wird schon sehr gut angenommen“, sagt Rita Zimmer.

Wie gefährdet gerade die Senioreneinrichtungen durch das Virus sind, zeigte sich jüngst im Altenzentrum Johannesstift in Hückeswagen (unsere Zeitung berichtete). Dort gab es eine ganze Reihe von Infektionen bei Bewohnern und Mitarbeitern. „Zum Glück hat es bei uns bislang keinen Fall gegeben“, zeigt sich Rita Zimmer erleichtert. Die Belegschaft sei getestet worden, ebenfalls ohne Befund. Die Reaktion der Bewohner auf die Krise sei ambivalent gewesen. „Einerseits war es für die Menschen schlimm, dass sie die Angehörigen nicht persönlich sehen durften, andererseits fühlen sie sich auch hier in der Einrichtung geschützt. Denn die Angst der Senioren vor dem Virus ist sehr groß.“ Mit häufigen Telefonanrufen, teilweise auch mit Skype-Anrufen über den Laptop hätten die Menschen Kontakt zu ihren Familien und Freunden gehalten.

Dass kurz vor dem Muttertag am vergangenen Sonntag die Lockerungen angekündigt wurden, hält Rita Zimmer aus fachlicher Sicht für eine fragwürdige Vorgehensweise. Denn viele Menschen hätten dies so verstanden, dass die Beschränkungen aufgehoben seien. Dieses Missverständnis habe dann für eine gewissen Frust bei den Angehörigen und für Stress bei den Mitarbeiter/innen gesorgt.

Auch im Haus Thiele in den Wupperorten gab es am Muttertag viele Besucher. „Alle Termine waren belegt, Probleme gab es aber nicht“, berichtet Anna Horvath von der Verwaltung der Einrichtung am Siedlungsweg in Dahlerau.

Auch hier geht ohne Anmeldung und Termin derzeit nichts. „Wir haben ein Besucherzimmer mit den nötigen Vorkehrungen eingerichtet“, so Horvath. Weil das Wetter zuletzt kühler und regnerischer geworden sei, habe man leider nicht die Terrasse für Begegnungen nutzen können.

„Wenn Besucher kommen, gibt es ein kurzes Screening, das heißt, wir stellen Fragen nach dem Gesundheitszustand, nach Symptomen, das Protokoll wird dann von den Besuchern unterschrieben“, so Horvath. Uhrzeit und Kontaktdaten werden ebenfalls festgehalten, damit im Ernstfall die Infektionswege nachverfolgt werden können und die nötigen Quarantäne-Maßnahmen in Gang gesetzt werden können. „Der Aufwand ist extrem hoch“, sagt Anna Horvath. Aber zum Schutz der Bewohner nehme man das gerne in Kauf.

Gerda Nussbaumer, Leiterin des Altenheims der Johanniter am Höhweg, hielt die Ankündigung der Politik kurz vor dem Muttertag, ebenfalls für kontraproduktiv. „Wir haben die Angehörigen dann vor dem Wochenende noch informieren können, dass die Anmeldungen am Freitag vorliegen mussten“, berichtet sie. So konnten Enttäuschungen verhindert werden. Auch weiterhin gelte: Anmeldungen müssen werktags getätigt werden, nicht am Wochenende. Die Johanniter-Einrichtung ermöglicht den Kontakt zwischen Bewohnern und Besuchern unter anderem mit einem „Besucherfenster“ am derzeit nicht nutzbaren Frisiersalon. Auch hier gelten jedoch die Vorschriften: Abstand, Screening und die Anwesenheit einer Mitarbeiterin, was natürlich die Vertraulichkeit der Familientreffen doch ein wenig beeinträchtige.

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