Radevormwald Arzt kritisiert Kassenärztliche Vereinigung

Radevormwald · Als Dr. Wolfgang Lohmann, Facharzt für Allgemeinmedizin an der Keilbecker Straße, die Erklärungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in der BM las, wunderte er sich. "Die verschließen die Augen vor der Situation an der Wupper und argumentieren mit Mittelwerten, die nichts aussagen", kritisiert er.

Es geht um die Versorgung der 4000 Bürger an der Wupper mit Hausärzten. Nach dem Weggang von Dr. Jan van Stappen betreiben Lohmann und Dr. Reinhard Maienberg die letzten Hausarztpraxen dort. Beide erreichen bald das Rentenalter, so dass ein Notstand droht. Die KV dagegen sieht die Wupperorte überversorgt und keinen Handlungsbedarf.

Verantwortungsbewusstsein

Lohmann betont, dass er natürlich so lange praktizieren werde, bis er einen Nachfolger gefunden hat. Er habe Verantwortungsbewusstsein und könne die Patienten nicht im Stich lassen. Der 63-Jährige kritisiert, dass die KV Zahlen aus dem Jahr 1993 als Grundlage heutiger Berechnungen nimmt. Er recherchierte und fand den Artikel "Das Märchen von der Überversorgung" — eine detaillierte Studie, die die KV-Angaben zur Bedarfsabdeckung widerlege. Prof. Albrecht Goeschel aus Marquartstein, Leiter der dortigen Studiengruppe für Sozialforschung, beweise, dass die Aussagen der KV an der Realität vorbeigehen. "Bezieht man die Versorgung von blutigen Krankenhausentlassungen, den erhöhten Pflegebedarf der älteren Menschen — ob zu Hause oder im Heim betreut — und die Betreuung einkommensschwacher Versicherter in die Beurteilung ein, so kommt man zu ganz anderen Ergebnissen als die 20 Jahre alten und veralteten Erhebungen der KV", schreibt Lohmann. Diese Punkte müssten mit in die Diskussion einfließen, sonst werde man dem Standort Dahlerau nicht gerecht.

Lohmann rechnet, dass 4000 Einwohner nur von zwei Ärzten versorgt werden. Vor drei Jahren waren es fünf Ärzte — heißt also, dass pro Arzt 2000 Patienten zu betreuen sind, ohne Beyenburg oder Remlingrade einzubeziehen. "Selbst bezogen auf die KV-Zahlen bedeutet dies eine Unterdeckung von etwa zehn Prozent", sagt Lohmann.

Dem stehe eine Überversorgung in der Stadt gegenüber. Das sei das Grundproblem. "Hoffentlich endet das Ganze nicht in einem Desaster für die Wupperortschaften", schreibt Lohmann.

(RP)
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