Radevormwald Am Limit lenkt der Zufall

Radevormwald · Sicherheitsaspekte bestimmten gestern für 30 Kradfahrer aus vielen Teilen des Landes eine von der Polizei geführte Ausfahrt durch das Oberbergische. An der Röntgenstraße gab es Tipps für ein richtiges Bremsverhalten.

 Dieter Moors demonstrierte auf seinem Polizeikrad eine richtige Vollbremsung bei Tempo 60. Die Aktion war Teil einer begleiteten Tour durch das Oberbergische, um die Sicherheit für Kradfahrer zu verbessern.

Dieter Moors demonstrierte auf seinem Polizeikrad eine richtige Vollbremsung bei Tempo 60. Die Aktion war Teil einer begleiteten Tour durch das Oberbergische, um die Sicherheit für Kradfahrer zu verbessern.

Foto: Nico Hertgen

Vier Meter braucht Verkehrssicherheitsberater Dieter Moors mit seinem Polizeikrad, als er mit Tempo 30 plötzlich zum Stand kommen muss. "Und wie ist das bei Tempo 60?", fragt Kollege Rainer Feller die 30 Umstehenden. Zwischen acht und 15 Metern lauten die Antworten. Moors gibt neben der Halle auf dem Gelände der Oberbergischen Verkehrsbetriebe Gas. Ein Motorradhelm signalisiert den Bremspunkt. Mit ABS und Bremskraft steht das Polizei-Motorrad bei etwa 16 Metern. "Der Bremsweg vervierfacht sich bei doppelter Geschwindigkeit", erklärt Feller und erntet fragende Blicke. "Dann kommt da noch die Reaktionszeit von einer Sekunde oder mehr hinzu", sagt er, "gleich bremsen wir nur mit der Hinterbremse."

Gruppenfahren üben

Bei der Bereitschaftspolizei in Wuppertal-Lichtscheid ist die Gruppe gestartet. "Wir fahren dorthin, wo viele Unfälle passieren, ins Oberbergische", sagt Feller, der eine der vier Gruppen anführte. Ein erster Tipp: Kradfahrer sollten nie in einer Gruppe mit mehr als acht Fahrern unterwegs sein. Weitere "selbstverständliche" Verhaltensmaßregeln: Der Schwächste fährt hinter dem Führenden, Überholen in der Gruppe ist streng verboten, jeder muss auf die Vorfahrtsregeln achten und noch weitblickender fahren als bei einer Einzeltour. Überhöhte Geschwindigkeit bleibe Unfallursache Nummer eins.

Mit auf Tour sind Martina Winzek und Frank Beyer aus Wuppertal. Beide wollen mehr über die Gruppendynamik des Fahrens lernen. "Die erste Lektion heute Morgen hieß ,Am Limit lenkt der Zufall', sagt Beyer. Über einen Crash-Kursus von Feuerwehr und Polizei ist der langjährige Hückeswagener Kradfahrer Alfred Wieczorek vom Teo Otto Theater Remscheid auf die Ausfahrt aufmerksam geworden. "Es ist anstrengend, in einer Gruppe zu fahren, weil man sich sehr konzentrieren muss", sagt er und gibt seine Erfahrung wieder, "weil alle mitkommen müssen und man nicht blind hinterher fahren kann."

Immer noch Unbelehrbare

Lars Heidemann ist ehrenamtlicher Rettungssanitäter der Johanniter-Unfallhilfe und mit dem Krad oft als Ersthelfer und Stauhelfer auf den bergischen Autobahnen oder bei Großveranstaltungen unterwegs. "Es ist wichtig, seine Kenntnisse aufzufrischen. Leider gibt es Unbelehrbare, die zu schnell fahren, falsch überholen und sich überschätzen", sagt er. Das bestätigt Jürgen Cramer von der Polizei Rhein-Berg. Er ist mit dem Provida-Krad unterwegs, um zu schnelle Zweiradfahrer zu stoppen. "Die meisten Angehaltenen sind einsichtig", sagt er, der seit 1984 auf Polizeikrädern unterwegs ist. "Wichtig ist, wir dürfen keinen Jagd-Instinkt haben, weil wir immer gesund nach Hause kommen wollen."

Dieter Moors gibt ein drittes Mal Gas. Bremsen bei Tempo 60: Nur mit der Hinterradbremse wäre er über den Platz hinausgeschossen und auf der Röntgenstraße gelandet. Rainer Feller erklärt den staunenden Kradfahrern, bevor es zum Café Orbach zwischen Wipperfürth und Kürten geht: "Die Vorderradbremse macht drei Viertel aus."

(RP)
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