Radevormwald Alten Lloyd zwischen Bäumen geparkt

Radevormwald · Großes Wiedersehen feierten am Samstag 22 ehemalige Schüler der städtischen Realschule, der Abschlussklasse 1954.

 Das Wülfingmuseum in Dahlerau war der Anlaufpunkt der ehemaligen Realschüler.

Das Wülfingmuseum in Dahlerau war der Anlaufpunkt der ehemaligen Realschüler.

Foto: Nico Hertgen

Freudiges Lachen und ein außergewöhnliches Gefühl tiefer Verbundenheit am Samstagnachmittag im Café des Wülfingmuseums in Dahlerau: Dort waren 22 Realschüler von einst nach einem kurzen Rundgang durch die Innenstadt zusammengekommen, um bei Kaffee und Kuchen gemütlich zu plauschen und Erinnerungen von vor über 60 Jahren auszutauschen. Trotz schwieriger Verhältnisse war die Schulzeit für sie eine schöne und prägende Zeit.

"Unsere Schulzeit? Der Unterricht verlief bei uns genauso wie im Film 'Die Feuerzangenbowle'", sagte Gerd Luberichs, Organisator des seit mehr als 40 Jahren regelmäßig stattfindenden Klassentreffens. "Wir bekamen Frontalunterricht, es gab ulkige Lehrer und Jungs, die Streiche spielten." An vielen dieser Streiche beteiligte sich auch Horst Becker. Heute, wesentlich älter, mit den Zeichen der Zeit im Gesicht und weiß meliertem Haar, sitzt dem Senior aber irgendwie immer noch der Schalk im Nacken. Wie ein geübter Comedian setzte er immer wieder an, um Anekdoten von damals zu erzählen. "Lehrer Oberwahrenbrock war unser Englischlehrer. Wenn unsere Klassenarbeiten mal wieder in die Hose gingen, dann stellte er sich vorne hin und sagte laut: 'Die Klasse besteht aus zwei Gruppen. Die eine ist zu faul und die andere zu dämlich.'" Dabei lachte Becker amüsiert. "Und unser Deutschlehrer, Herr Meyer, der kam aus Lennep immer mit Regenschirm und Gummistiefeln zu uns, auch wenn es nicht regnete."

Den Damen in der Runde blieb besonders ein Streich in Erinnerung: "Die Jungs hatten damals in der Pause das kleine Auto unserer Lehrerin Fräulein Gode zwischen zwei hohe Bäume gestellt", erzählte Christa Nitschke amüsiert, und Ingrid Kuntz fügte hinzu: "Hinterher kam sie da nicht mehr raus." Möglich gewesen war das nur, weil das kleine Auto der Lehrerin komplett aus Plastik bestand, erzählte Becker: "Das war noch ein alter Lloyd, den konnte man problemlos anheben und versetzen."

Wer hätte gedacht, dass aus diesen gewitzten jungen Herrschaften von damals noch erfolgreiche Männer werden könnten? "Die meisten Jungs haben hinterher eine wirklich überraschende Karriere hingelegt", sagte Luberichs. Aus ihren geringen Möglichkeiten, einer Generation der Kriegsjahre, die meisten Halbwaisen, die ohne Väter aufwachsen mussten, hätten sie das Beste gemacht. Einige seien für mehrere Jahre im Ausland gewesen. Luberichs selbst war beruflich in Paris und Brüssel tätig, Horst Becker wanderte für 15 Jahre sogar nach Australien aus. Unter den Schülern gab es sogar mal einen Testpiloten der Bundeswehr. "Der war auf der ganzen Welt unterwegs", sagten sie.

Die Damen seien eher, entsprechend der damaligen Zeit, in ihrem Geburtsort wohnen geblieben. "Die Frauen haben meist in Rade geheiratet, wurden Hausfrauen und sind hiergeblieben, was damals so üblich war." Doch auch sie verbrachten eine schöne Schulzeit, versicherten Kuntz und Nitschke. Die Freundschaften von früher haben über die Zeiten gehalten. "Wir treffen uns regelmäßig alle sechs Wochen zum gemeinsamen Frühstück", berichtete Kuntz - sechs ehemalige Mitschülerinnen, die alle ihrer Heimat treu geblieben sind und ihre Freundschaft über die Jahrzehnte aufrechterhalten haben.

(sebu)
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