Radevormwald 30-Jähriger misshandelt schwangere Freundin - Bewährung

Radevormwald · 22-Jährige hatte Strafanzeige gegen ihren Freund erstattet - mittlerweile hat sie dem Mann verziehen. Er wartet auf ambulante Therapie.

Ihr Freund und Vater ihres kleinen Kindes hat sie brutal misshandelt. Aber die 22-jährige Radevormwalderin ist dennoch zu ihm zurückgekehrt. Heute leben beide wieder als Paar, wenn auch in getrennten Wohnungen. Als Paar erschienen beide nun auch vor dem Amtsgericht in Wipperfürth: Er als Angeklagter, sie als Zeugin, die Strafanzeige wegen Körperverletzung gegen ihren Freund erstattet hatte, diese Anzeige am liebsten aber wieder rückgängig gemacht hätte. Unabhängig davon hatte die Staatsanwaltschaft gegen den 30-Jährigen ermittelt, so dass es nun zum Prozess gegen ihn kam.

An einem Abend im vorigen Dezember war der Radevormwalder in die Wohnung seiner Freundin gekommen. Es kam zum Streit, weil er schwer betrunken war - die Blutprobe ergab später einen Wert von fast zwei Promille. Die Freundin machte ihm Vorwürfe, weil er getrunken hatte. Er schlug die ihm körperlich weit unterlegene zierliche Frau mit der Hand ins Gesicht, schleifte sie am Boden liegend durch die Wohnung und würgte sie. Darauf, dass sie zu diesem Zeitpunkt wieder von ihm schwanger war, nahm er keine Rücksicht. Der Frau gelang es schließlich, die Wohnung gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn zu verlassen und zu ihrer Mutter zu fliehen. Der Mann legte sich zu Bett und schlief, bis Stunden später die Polizei kam.

Er räume alles ein, was ihm vorgeworfen werde, könne sich aber an nichts mehr erinnern: Das sagte der 30-Jährige nun vor dem Strafrichter aus. Tatsächlich sei er schwer betrunken gewesen und habe außerdem kurz vor einem Burnout gestanden, nachdem er über Wochen und Monate hinweg an sieben Tagen in der Woche gearbeitet und kaum noch geschlafen habe. Am Tag nach der Tat hatte er sich in die Psychiatrische Fachklinik in Marienheide einweisen lassen, wo ihm depressive Störungen bescheinigt wurden. Seitdem bekommt er Medikamente, auf eine ambulante Therapie wartet er noch. "Alkohol habe ich seitdem nicht mehr angerührt", beteuerte der Radevormwalder vor Gericht. Das bestätigte seine Freundin, bei der er sich mehrfach entschuldigt hat. Sie hat ihm mittlerweile verziehen.

Der Richter verurteilte den 30-jährigen Arbeiter zu einer Freiheitsstrafe von vier Monaten auf Bewährung. "Ich glaube Ihnen, dass Sie sich an nichts erinnern können, aber was Sie getan haben, war massiv brutal und extrem gefährlich für ihre schwangere Freundin. Da hätte noch viel Schlimmeres passieren können", sagte er in der Urteilsbegründung. Der Radevormwalder wird einem Bewährungshelfer unterstellt, der ihm auch dabei helfen soll, einen Therapieplatz zu bekommen. 1000 Euro muss er ans Kreisjugendamt bezahlen. Das Geld soll für Projekte der Behörde gegen Gewalt verwendet werden.

Tatsächlich leben viele Menschen in ihren Partnerschaften und Familien gefährlicher als irgendwo sonst. Nach der Kriminalstatistik der oberbergischen Polizei für das Jahr 2016 kannten sich bei den im Vorjahr angezeigten Körperverletzungen Täter und Opfer in 63 Prozent der Fälle. In über 20 Prozent lebten sie sogar zusammen. Häusliche Gewalt, bei der vor allem Frauen die Opfer sind, ist zu einem Alltagsdelikt geworden.

(bn)
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