Serie Energieversorgung und Abwasser 109 Kilometer Rohrleitungen bis Neuland

Radevormwald · Stadt trennt zwischen Mischwasser, Niederschlagswasser und Schmutzwasser. Gesäubert wird es in der Kläranlage des Wupperverbandes.

 Die unterschiedlichen Kanalsysteme der Stadt werden von Mitarbeitern des Fachbereichs Tiefbau verwaltet.

Die unterschiedlichen Kanalsysteme der Stadt werden von Mitarbeitern des Fachbereichs Tiefbau verwaltet.

Foto: Hertgen (Archiv)

Werden Essensreste über die Toilette entsorgt, lockt dies Ratten an. Bauschutt, der verbotenerweise den Weg in die Kanalisation findet, sorgt für massive Verstopfungen. Probleme, mit denen sich Ulrich Dippel, seit 1. Januar Fachbereichsleiter Tiefbau in der Radevormwalder Stadtverwaltung, herumschlagen muss.

109 Kilometer Abwasserleitungen betreuen er und sein Team. Die Kanäle sind aufgeteilt in 86,2 Kilometer Mischwasser-, 10,8 Kilometer Schmutzwasser- und 11,9 Kilometer Regenwasserleitungen. "Diese Aufteilung ist wichtig, denn je nach Abwasserart muss anders mit den Flüssigkeiten umgegangen werden", erläutert Ulrich Dippel.

Vor allem das Abwasser aus den Industriegebieten muss besonders geklärt werden, um zu verhindern, dass Öl oder andere chemische Bestandteile ins Abwasser geleitet werden.

Zu den Objekten, deren Betreuung und Wartung auch in den Aufgabenbereich des Tiefbauamtes fallen, gehören 19 Pumpstationen, neun Regenüberlaufbecken und je drei Regenklärbecken (nachgeschaltete Bodenfilterbecken, die verschmutztes Regenwasser säubern) und Regenrückhaltebecken, die dafür Sorge tragen, dass es in den Radevormwalder Bächen wie in der Ülfe bei Starkregen nicht zu Sturzfluten kommt.

Der Oberbegriff Abwasser wird von den Mitarbeitern des Tiefbauamtes differenziert. Sie unterscheiden Mischwasser, bei dem Schmutz- und Niederschlagswasser gemeinsam gesammelt und weitergeleitet werden, von Regenwasser, also Niederschlagswasser. Das läuft zum Beispiel über Dachziegel oder Asphalt und dadurch verunreinigt in die Kanalisation ab. Schmutzwasser ist laut Definition das Trinkwasser, das durch häuslichen, landwirtschaftlichen, gewerblichen oder sonstigen Gebrauch in seinen Eigenschaften verändert wird.

Die Menge des von den Kunden verbrauchten Abwassers ist nahezu identisch mit der Menge an Wasser, die als Trinkwasser per Wasserzähler geliefert wird. Daher erfolgt die mengenmäßige Verbrauchsabrechnung für Schmutzwasser nach der gelieferten Trinkwassermenge.

Haushalte, die über eine Zisterne ihren Trinkwasserverbrauch senken, müssen für die Zisterne allerdings eine Wasseruhr einbauen, um den Mehrverbrauch an Wasser zu dokumentieren. Umgekehrt können Grundstücke, bei denen viel Wasser zur Gartenbewässerung benötigt wird, eine weitere Wasseruhr einbauen, da dieses Wasser dann nicht in die Kanalisation fließt.

Ist das Wasser erst einmal in die Kanalisation eingeführt, wird es über das Abwasserrohrnetzwerk bis nach Dahlerau-Neuland, dem tiefsten Punkt der Stadt, geleitet. Teilweise werden Pumpen benötigt, um es auch aus tieferen Lagen wieder in eine Fallrichtung leiten zu können. "Diese Pumpen nutzen wir aber nur für Schmutzwasser", erklärt Dippel und ergänzt, "in Außenbereichen, wo das Wasser nicht im freien Gefälle zur Kläranlage geführt werden kann, lassen wir das Regenwasser einfach versickern."

Sobald das Wasser im Klärwerk angekommen ist, übernimmt es der Wupperverband. Dort wird es über mehrere Reinigungsstufen gesäubert und dann der Wupper zugeführt. Das 109 Kilometer lange Rohrnetzwerk wird ständig vom Team des Tiefbauamtes geprüft. "Das Rader Netzwerk ist in 15 Teilbereiche aufgeteilt. Jedes Jahr befahren wir eines davon mit Kameras und können so einen 15-jährigen Prüf-Turnus einhalten. "Wenn wir bei diesen Überprüfungen größere Schäden entdecken, werden sie natürlich sofort behoben, kleinere müssen wir uns aus finanziellen Gründen für spätere Zeitpunkte aufheben", sagt Dippel.

Neben verstopften Rohren durch leichtfertig eingebrachte Fremdkörper können auch Wurzeln größerer Bäume die Abwasserleitungen beschädigen. Auch Öle oder Fette, die immer wieder durch die Toiletten entsorgt werden, verstopfen die Rohre dauerhaft. "Das Rohr setzt sich zu wie eine Arterie. Wir haben dann ein großes Problem", sagt Dippel.

Um das Abwasser auch künftig zuverlässig entsorgen zu können, hat die Stadt ein Abwasserbeseitigungskonzept entwickelt. Es legt die Investition der nächsten Jahre fest. Die größten Posten dieses Konzeptes sind aktuell die beiden Ortslagen Hahnenberg und Neuenhof, die laut Planung 2015 ans Kanalnetz angeschlossen werden sollen.

(RP)
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