Neuss Zwei Welten der Kunst

Neuss · Das Studio Bronx zeigt Skulpturen von Carola Eggeling und Fotografien von Benjamin Katz.

Neuss: Zwei Welten der Kunst
Foto: Stefanie Minzenmay

Eigentlich hätten sie sich schon früher über den Weg laufen können - die Bildhauerin Carola Eggeling und der Fotograf Benjamin Katz. Beide sind gestandene Künstler, nicht nur in der Region, gleichwohl brauchte es die "Große" (Kunstausstellung NRW) im Düsseldorfer Museum Kunstpalast im vergangenen Jahr, damit sich die beiden auch kennenlernten. Der 78-jährige Katz, als Fotograf auch langjähriger Chronist der westdeutschen Künstlerszene, bekam damals den "Kunstpreis der Künstler" zugesprochen, und nicht nur deswegen spricht Eggeling (64) mit Bewunderung von dem Kollegen, sondern freut sich fast wie ein kleines Kind darüber, dass sie ihn für eine gemeinsame Ausstellung im Studio Bronx gewonnen hat.

Es muss Sympathie auf den ersten Blick gewesen sein. Er mag ihre Arbeiten und sie seine. Das mag sich wie der kleinstmögliche Nenner für eine Zweier-Ausstellung anhören, aber darin steckt in diesem Fall eine Tiefe, die einen in der Ausstellung förmlich anspringt. "Eggeling trifft Katz" ist ihr Titel, viel zu prosaisch eigentlich, aber andererseits trifft er auch genau die Atmosphäre. Denn jeder von ihnen zeigt sich als künstlerisches Eigenwesen und ist doch mit dem anderen im Dialog verbunden. Das geht nur, wenn Respekt die Basis für die Arbeit des jeweils anderen ist.

Für Carola Eggeling als Mitglied des Künstlerkollektivs Studio Bronx stand zwar die (obligatorische) Einzelausstellung an, aber sie hatte die Idee, Benjamin Katz als Gast einzuladen. Und er wollte. "Was uns beide verbindet", sagt sie und lächelt, "ist das Handwerk im Sinne des Wortes." Katz fotografiert nur analog, jeder Abzug kommt von seiner Hand. Und Eggeling baut ihre Skulpturen aus dem Nichts auf, formt sie zunächst aus Draht und Gips, legt Hand an an Styropor- oder Gipsskulptur und vollendet sie mit Lack oder anderer (weißer) Farbe.

Ihre abstrakte, aber überaus sinnliche und organische Formensprache gerade bei einer großformatigen Arbeit im Eingangsraum des Studio Bronx' korrespondiert dabei aufs Schönste mit Katz' Quartett von Schwarzweiß-Fotografien von Blumen in Vasen. Brandneue Arbeiten sind das, die Eggeling unbedingt in der Ausstellung dabei haben wollte. Mal mit Anemonen, mal mit Tulpen, mal ist die Vase aus Glas, mal aus Porzellan. Nur Winkel, Größe und Komposition sind identisch. Und die "location" ist immer die gleiche: das Ceranfeld in der Katz'schen Kölner Küche.

Die Hängung haben die beiden Künstler abgesprochen, einander viele Platz gelassen, so dass die jeweilige Kunst atmen kann. Das gilt sowohl für die Künstler-Bilder von Katz - wann hat man Gerhard Richter jemals so verschmitzt gesehen! - wie auch für die kleineren Wandskulpturen von Eggeling. Etwa für ihre "8 Apostel", deren Form an die eines Menschen erinnert, ohne aber konkrete Anhaltspunkte zu liefern: Nur die Vorstellung reicht.

Überhaupt ist das ein Merkmal von Carola Eggelings abstrakten Skulpturen: Sie wecken Assoziationen. Das gilt insbesondere auch für die mehrteilige Arbeit "Manta", die den Innen- mit dem Außenraum im Studio Bronx verbindet, geradezu prädestiniert ist dazu, den kleinen umglasten Außenbereich nach drinnen zu holen. Wobei es angesichts der Rochen ähnlichen Skulpturen unter einem Bambus und auf einem mit Blättern besäten Boden gar nicht mal so viel Fantasie braucht, um aus dem Innenhof in Gedanken ein riesiges Aquarium zu machen. Helga Bittner

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort