Neuss Zwei Festtage zum Schauen und Genießen

Neuss · Künstlermeile, Weinfest, Französischer Markt und Bücherbörse lockten am Wochenende Scharen von Besuchern in die Neusser City.

 Trotz Regen kamen die Händler zum "Weiberkram".

Trotz Regen kamen die Händler zum "Weiberkram".

Foto: Woi

Claus Halfmann trinkt gerne einen Rotwein beim Malen. Der Genuss ist ein Lebensgefühl, das der 73-Jährige auch in seine Bilder einfließen lässt. Während seiner Aufenthalte auf Mallorca, in Italien und Tunesien hat der gelernte Schreiner und bekennende "Blumen-Narr" viele Landschaften gesehen. Und so philosophierte er bei der Künstlermeile in der Neusser Innenstadt auch über sein Schaffen mit einem Glas Rotwein in der Hand.

Mit Künstlermeile, Weinfest, Französischem Markt und der Bücherbörse stand die City im Zeichen eines geballten Veranstaltungswochenendes, das Ende April bereits seine Tradition gefunden hat. Ein lauwarmer Frühlingsabend stimmte die Besucher am Freitagabend beim Fest "Wein on Tour" richtig ein. Die Atmosphäre auf dem Freithof war gemütlich bis gegen 22 Uhr der Regen einsetzte, doch am Samstag kamen die Menschen mittags bereits wieder, kaum einer der mehreren hundert Sitzplätze war lange frei. "Die Veranstaltung hat in den letzten Jahren so einige Neusser zu Weinkennern gemacht", erzählte Reinhard Peitz. Der Winzer vom Weingut Schmitt-Peitz aus Wallhausen an der Nahe betrieb einen der rund 15 Stände vor dem Zeughaus und kommt seit vielen Jahren.

Vier Regionen sind bei "Wein on Tour" vertreten: Rheinhessen, Pfalz, Mosel und Nahe. Reinhard Peitz hat dabei eine interessante Beobachtung gemacht. "Die Besucher suchen sich eine Weinsorte aus und probieren sich damit durch alle Regionen", so der Winzer. Der jüngste Jahrgang von 2013 sei besser geworden als der lange Winter in den ersten Monaten zu erwarten ließ. "Von der Menge her ist es zwar nur etwa die Hälfte, aber durch den langen Herbst konnten die Trauben noch gut ausreifen", erklärte Peitz. Einem Rotwein-Trinker wie Künstler Claus Halfmann hätte er einen trockenen Merlot oder einen Dunkelfelder empfohlen. "Sie sind sehr intensiv in Farbe und Geschmack", so Peitz. Kennengelernt haben sich die beiden Herren am Wochenende jedoch nicht. Halfmann kümmerte sich den ganzen Samstag um seinen Stand auf der Künstlermeile. Aufgrund der großen Nachfrage war sie in diesem Jahr von der Krämerstraße auf die Münsterstraße umgezogen.

Mehr als 20 Teilnehmer hatten sich angemeldet, darunter auch die Bildhauer-Familie Cremers. Den Schwerpunkt ihrer Ausstellung bildeten chinesische Tierkreiszeichen. Die Chinesen leben zurzeit im Jahr des Pferdes mit dem Element Holz. Cremers bildeten das Zeichen allerdings auf Speckstein ab. Nebenan zeigte Anke Doering ihre Landschaftsmotive. Sie malt sie abstrakt, aber immer auch mit ein paar realistischen Elementen. "Dadurch gebe ich dem Betrachter einen Halt im Bild. Als Vorbild nennt sie Picasso: "Er hat es geschafft, mit wenigen Strichen viel auszusagen und Stimmung zu erzeugen". Für ihre Arbeiten stellt sich Anke Doering mit ihrer Staffelei nicht an den Rhein oder in die afrikanische Steppe, um eben jene Motive zu malen. Sie lässt sich vom Gesehenen für später inspirieren. Aber nicht immer funktioniert dies: "Ich habe Paris kennen gelernt und die Stadt hat mir sehr gefallen, doch für meine Kunst ist da nichts wirklich hängengeblieben."

Dafür liebe sie die französische Sprache und wäre wohl ins Schwärmen gekommen, wenn sie die Händler beim Französischen Markt gehört hätte. Rund ein Dutzend von ihnen brachten verschiedene Käse- und Wurstsorten, Oliven, Süßigkeiten und Spezialitäten mit Trüffel aus ihrer Heimat mit. Am Sonntag ist nur das schlechte Wetter für den deutlich weniger starken Andrang verantwortlich zu machen.

(NGZ)
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