Neuss Zwei Bauleiter unter Korruptionsverdacht

Neuss/Wuppertal · Städtische Mitarbeiter sollen für Firmen Scheinrechnungen ausgestellt und mitkassiert haben. Zweiter Verdachtsfall innerhalb kurzer Zeit.

 Bauleiter des Gebäudemanagement stehen unter Korruptionsverdacht.

Bauleiter des Gebäudemanagement stehen unter Korruptionsverdacht.

Foto: Woitschützke, Andreas

Die Stadt Neuss muss zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres Mitarbeiter des städtischen Gebäudemanagements wegen Korruptionsverdacht aus dem Dienst entfernen. Aktuell liegen bei Bürgermeister Herbert Napp die Kündigungsschreiben für zwei Bauleiter dieses städtischen Regiebetriebes auf dem Tisch. Sie sollen mehreren Unternehmen Scheinaufträge erteilt und dafür nach Überzeugung der ermittelnden Staatsanwaltschaft Wuppertal mitkassiert haben. Den Schaden für diese Auszahlungen ohne Gegenleistung beziffern die Ermittler nach vorsichtigen Schätzungen auf mehrere zehntausend Euro.

Der Suspendierung der Bauleiter gingen in der vergangenen Woche Durchsuchungen im Rathaus und bei insgesamt fünf Firmen voraus. Als die Polizei auch beim städtischen Gebäudemanagement auftauchte und umfangreiches Material sicherstellte, empfand das Bürgermeister Herbert Napp fast wie eine Erlösung. Denn seit Monaten war die Stadt darüber informiert, dass Mitarbeiter in den Fokus der Staatsanwaltschaft geraten waren, doch zugleich war die Verwaltung zum Stillhalten verpflichtet worden. Die Ermittlungen und der Fahndungserfolg sollten nicht gefährdet werden. Allerdings konnte die Verwaltungsspitze im Hintergrund eine Art Aufsicht aufbauen, um den Schaden für die Stadt möglichst klein zu halten.

Details über "Zielpersonen" und die Schwere der Vorwürfe erfuhr Napp erst nach den Durchsuchungen. Und er handelte schnell. Die Bauleiter, beides nach Darstellung des Bürgermeisters ältere Mitarbeiter, wurden freigestellt, ihre Arbeitsplätze sind schon geräumt. Diese neuerlichen Korruptionsfälle hängen aus Sicht des Bürgermeisters mit zwei Fällen aus dem vergangenen Jahr zusammen. Auch wenn das Strickmuster bei der Tatausführung unterschiedlich ist. So war im vergangenen Juli ein 58-Jähriger aufgeflogen, der einem Mönchengladbacher Elektrounternehmen gegen Sachgeschenke im Wert von etwa 10 000 Euro Aufträge für Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten an Neusser Schulen zugeschanzt hatte. Er wurde fristlos entlassen.

Ein weiterer Fall konnte nicht weiter verfolgt werden, weil der in Verdacht geratene Mitarbeiter "vor gut einem Jahr", so Napp, bei einem Unfall auf der Autobahn ums Leben kam. Die Ermittlungen gegen den 58-Jährigen hatte Oberstaatsanwalt Wolf-Tilmann Baumert, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wuppertal, schon im vergangenen Jahr als Zufallstreffer bezeichnet. Sein Name fand sich in den Unterlagen eines Mönchengladbacher Unternehmens, gegen das im Zusammenhang mit einer Schmiergeld-Affäre im Hauptquartier der britischen Rheinarmee ermittelt wurde. Diese Fälle — am Ende waren es 169 — wurden federführend von der Staatsanwaltschaft Wuppertal aufgearbeitet. Auch die Namen der beiden Bauleiter wurden erst bekannt, als die Fahnder in einem anderen Verfahren auf Ungereimtheiten stießen.

(csi)
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