Serie Mint-Unternehmen Stellen Sich Vor Zülow macht sich für Fachkräfte stark

Neuss · Das Neusser Traditionsunternehmen wirbt für Ausbildungen im Handwerk. Im Fokus steht vor allem die Vernetzung.

 Vorstandsvorsitzende Jutta Zülow mit ihrem Sohn David, Mitglied der Geschäftsleitung. Ihr Unternehmen ist ein Ausbildungsbetrieb, in dem aktuell 21 junge Menschen ihr Handwerk lernen.

Vorstandsvorsitzende Jutta Zülow mit ihrem Sohn David, Mitglied der Geschäftsleitung. Ihr Unternehmen ist ein Ausbildungsbetrieb, in dem aktuell 21 junge Menschen ihr Handwerk lernen.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss Den Hauptsitz eines international aktiven Technologieunternehmens, das für bedeutende Dax-Konzerne und ganze Flughäfen arbeitet, vermutet wohl kaum jemand am idyllischen Gut Gnadental. Doch genau dort, direkt an der Erft gelegen, trifft Tradition auf Innovation. So beschreibt es Jutta Zülow. Sie steht als Vorstandsvorsitzende an der Spitze des gleichnamigen Neusser Unternehmens, das vor rund 45 Jahren seinen Ursprung in der Radio- und Fernsehtechnik für den "kleinen Bürger" gefunden hat. Heute ist die Firma Zülow deutlich breiter aufgestellt: Elektro- und Medientechnik, Datenvernetzung und Sicherheitstechniken sind die vier großen Säulen, mit denen sich Zülow vor allem in Nordrhein-Westfalen einen Namen gemacht hat.

Rund 300 Mitarbeiter zählt die Aktiengesellschaft, die noch Sitze in Düsseldorf und Köln hat. Viele dieser Menschen üben Berufe aus, die in den MINT-Sektor fallen. Die Abkürzung steht für Berufe in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. "Stark vertreten sind bei uns unter anderem Elektrotechniker für Gebäudetechnik, IT- und Systemelektroniker und Elektroniker für Telekommunikationstechnik", zählt Jutta Zülow auf. Ihr Unternehmen ist ein Ausbildungsbetrieb, in dem aktuell 21 junge Menschen ihr Handwerk lernen. Jutta Zülow nimmt kein Blatt vor den Mund: Sie bringt schnell auf den Punkt, wie wichtig ihr die klassische, dreieinhalbjährige duale Berufsausbildung ist: "Unsere Zukunft liegt nicht darin, möglichst viele Menschen an die Unis zu schicken. Die Zukunft liegt in der richtigen Mischung." Ein Beispiel, das sie nennt: "Kein Architekt kann ein Haus bauen. Natürlich muss es Leute geben, die planen und die Theorie übernehmen. Aber es muss auch Fachkräfte geben, die das umsetzen können", betont die 65-Jährige. Das Bildungssystem in Deutschland werde von vielen falsch verstanden. Ihrer Ansicht nach tragen eben diese Fachkräfte wirklich eine wirtschaftliche Verantwortung.

Der Fachkräftemangel macht sich auch bei Zülow bemerkbar. Die Vorstandsvorsitzende will daher bei jungen Menschen die Neugierde wecken und Lust auf eine Arbeit in der MINT-Sparte machen. Kein Wunder, dass auch das zdi-Netzwerk der Kreis-Wirtschaftsförderung am Gut Gnadental aus der Taufe gehoben wurde. Die drei Buchstaben stehen für "Zukunft durch Innovation" und für ein Programm, das langfristig helfen soll, dem Fachkräftemangel im Rhein-Kreis Neuss entgegenzuwirken. "Wir bieten zum Beispiel Praktikumstage an", erzählt Jutta Zülow. Außerdem sei ihr Unternehmen regelmäßig auf Ausbildungsbörsen und anderen Veranstaltungen vertreten, bei denen es darum geht, jungen Menschen zu zeigen, welche Möglichkeiten ihnen auch im Handwerk offen stehen.

Doch Handwerk ist nicht gleich Handwerk. Die Branchen unterscheiden sich. Bei Zülow geht es unter anderem um die Planung, die Installation und die Betreuung von Sicherheitstechnologien. Ganz konkret bedeutet das beispielsweise Brandmeldesysteme oder Durchleuchtungsgeräte am Flughafen zu vernetzen. Überhaupt ist "Vernetzung" bei der Firma ein großes Thema. "Viele Kunden wünschen sich intelligente Gebäude, in denen automatisch das Licht angeht, wenn sie jemand betritt, und in denen immer eine angenehme Raumtemperatur herrscht", erklärt Zülow, die im Korschenbroicher Ortsteil Glehn zuhause ist.

Es gebe auch Tendenzen zur intelligenten Lagerwirtschaft bei Großkunden, vieles könne heute sogar übers Smartphone von unterwegs aus gemanagt werden. Damit solche Dinge funktionieren, sind Techniker ständig unterwegs - in ganz Deutschland, manchmal auch weltweit. Interessant: Ein Zülow-Mitarbeiter, der vor 44 Jahren dort eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker begonnen hatte, arbeitet bis heute dort.

(cka)
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