Neuss Züchter verteidigt seltene Hühnerrassen

Neuss · Jörg Schroter kam durch Zufall zur Geflügelzucht und seinen Araucana-Hühnern. Am Wochenende zeigt er seine schönsten Tiere.

 Hat viel Müh' mit dem lieben Federvieh: Jörg Schroter, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins "Fauna", stellt seine Hühner in Holzheim aus.

Hat viel Müh' mit dem lieben Federvieh: Jörg Schroter, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins "Fauna", stellt seine Hühner in Holzheim aus.

Foto: woi

Wer Hühner hält, hat oft Besuch. "Fuchs, Marder, Iltis, Habicht — haben wir alles schon gehabt", berichtet Jörg Schroter aus 13 Jahren Rassegeflügelzucht. Diesen Interessenten an seinen Hühnern tritt der 57-Jährige ebenso mann- wie wehrhaft entgegen. "Bei der Verteidigung seiner Hühner von Habicht angegriffen" hielt ein Arzt nach einem solchen Kampf in seiner Rechnung fest, die Schroter aber nie bei der Krankenkasse einreichte. Ehrensache. Der Habicht allerdings wurde mit "Umzug" ins Sauerland bestraft.

Schroters Schutz- und Zuchtbemühungen gelten auch dem Erhalt einer Artenvielfalt, die er bedroht sieht. Dem Markt, der angeblich alles regelt, dürfe man das Feld nicht überlassen. "Ginge es nach der Industrie, dann gäbe es nur noch drei Hühnerrassen", sagt er überzeugt. Nämlich die, die besonders robust sind, besonders viel Fleisch liefern, sich besonders gut vermehren. Seine schwer zu züchtenden Araucana-Hühner, die er am Wochenende bei der Ausstellung des Rassegeflügelzuchtvereins "Fauna" in der Mehrzweckhalle Holzheim zeigt, gingen dabei unter, folgert er weiter. Und die fast exotisch wirkenden lindgrünen Eier, die diese Art legt, gäbe es dann auch nicht mehr.

Zum Huhn kam der Immobilienmakler durch Zufall. Irgendwann stellte sich bei Schroters am Schwarzen Weg in Reuschenberg eine Henne ein, die irgendwo ausgebüxt war. Sie mietete sich selbst auf dem großen Gartengrundstück direkt hinter der Autobahn-Lärmschutzwand ein und belohnte die Duldung durch die Besitzer, indem sie Schroters Tag für Tag ein Ei vor die Küchentür legte. Das ging vor allem Vater und Tochter ans Herz, die — weil genug Platz vorhanden und lärmempfindliche Nachbarn weit weg waren — im Familienrat die Anschaffung von Hühnern durchsetzten. Drei sollten es sein, damit jeder am Frühstückstisch ein Ei von eigenen Hennen vorfindet.

Doch es wurden gleich 25 Stück Federvieh — und auch das war eine Entscheidung des Herzens. Bei dem Züchter in Grevenbroich, der Vögel abzugeben hatte, wurden die Tiere nach Schroters Ansicht unter so elenden Bedingungen gehalten, dass er gleich alle mitnahm. In Büttgen ging es ihm ähnlich.

Was danach bei Schroters glücklich unter freiem Himmel scharrte und kratzte, war ein Sammelsurium an Arten. Erst als sich der Makler im Jahr 2000 dem Rassegeflügelzuchtverein "Fauna" anschloss, legte er sich auf eine Rasse fest: "Araucana, wildfarbig". Diese Art züchtet er noch heute und konnte mit einem Tier 2012 die Landesverbandsmedaille erringen. Sein größter Erfolg.

Ganz gelegentlich, so gibt der Züchter zu, leistet er auch einem Küken, das sich nicht aus eigener Kraft aus der Eischale befreien kann, Geburtshilfe. "Man soll der Natur ja eigentlich nicht ins Handwerk pfuschen", gibt Schroter zu. Doch die belohnt es manchmal mit besonderen Glücksmomenten. Ein Hahn, dem Schroter beim Kampf in die Welt behilflich war, folgte ihm lange auf Schritt und Tritt.

(NGZ)
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