Neuss Zu viel Lärm in Elvekum

Neuss · Am "Internationalen Tag gegen den Lärm" zogen am Mittwoch gut 80 Elvekumer zum Bahndamm. Dort untermauerte das Bürgerforum mit einem eigenen Schallgutachten seine Forderung: "Unser Dorf soll leiser werden!"

 Uwe Ritterstaedt (2.v.l.) stellte das Ergebnis seines Lärmgutachtens vor. Selbst in der Stunde vor Mitternacht wurden zehn durchfahrende Züge gemessen – laut genug, um die Elvekumer wach werden zu lassen.

Uwe Ritterstaedt (2.v.l.) stellte das Ergebnis seines Lärmgutachtens vor. Selbst in der Stunde vor Mitternacht wurden zehn durchfahrende Züge gemessen – laut genug, um die Elvekumer wach werden zu lassen.

Foto: A. Woitschützke

Tagsüber erstirbt jedes Gespräch im Rauschen durchrasender Züge, nachts wirft deren Lärm die Elvekumer fast aus den Betten: Die Bahnstrecke ist ein lauter Nachbar. Wie laut, das haben die Menschen im Ort mit einem selbst finanzierten Schallgutachten ermitteln lassen, das tags wie nachts Spitzenwerte von über 90 und einen Dauerlärmpegel bei etwa 65 Dezibel ausweist. Zum Vergleich: Ab 85 Dezibel ist an gewerblichen Arbeitsplätzen Gehörschutz vorgeschrieben. Verständlich, dass das Bürgerforum Elvekum fordert: "Unser Dorf soll leiser werden!" — und mit dieser Forderung am gestrigen "Internationalen Tag gegen den Lärm" gut 80 Elvekumer für eine Diskussionsveranstaltung am Bahndamm mobilisieren konnte.

Das 800 Jahre alte Elvekum fühlt sich als Verlierer der stürmischen Entwicklung im Neusser Süden, die immer neue Lärmquellen schuf und keine beseitigte. Auch die Freude über die Ankündigung der Bahn, in Elvekum an der zweispurigen Strecke drei Meter hohe Lärmschutzwände zu errichten, wurde schnell getrübt. Denn die werden mitten im Ort aufhören und zwischen dem Wall der Bahn und dem Lärmschutzwall, den die Stadt für das Neubaugebiet Allerheiligen auf aufwerfen musste, auf beiden Seiten der Strecke eine 100 Meter lange Lücke klaffen lassen. "Ein offensichtlicher Planungsfehler", sagte gestern der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Jörg Geerlings.

Um die Lücke im Lärmschutzwall wissen die Elvekumer, seit Anfang vorigen Jahres die Bahnpläne für Lärmschutz an Bahnstrecken vorgestellt wurden. Und sie ließen wenig unversucht, um die Verantwortlichen von der Notwendigkeit eines Lückenschlusses zu überzeugen. Ergebnis: Die Bahn, die an mehreren Stellen im Stadtgebiet mit Bundesmitteln Lärmschutz schafft, ändert ihre Pläne nicht. Und die Stadt hat kein Geld. 400 000 Euro wären nötig, um den Ort ruhiger schlafen zu lassen. Die bittere Erkenntnis der Elverkumer in ihrem "Kampf gegen den krank machenden Lärm" fasste Uwe Quix zusammen: "Unsere Probleme will in Neuss keiner wahr haben."

Roland Kehl (Grüne) gab auf dem Podium zu, von den Problemen nichts gewusst zu haben. Als dem Planungsausschuss das Lärmschutzprojekt der Bahn vorgestellt wurde, konnte der das nur als sinnvoll zur Kenntnis nehmen. Denn einen Rechtsanspruch für eine solche Wand an einer bestehenden Strecke gibt es nicht. Doch damit wollte sich gestern niemand zufrieden geben. Man müsse noch einmal mit der Bahn sprechen, um zu erreichen, dass "Luxuswände" an anderer Stelle im Stadtgebiet zugunsten der Elvekumer gestrichen werden, sagt Geerlings nach einstündiger Diskussion — die 18 Mal von Zügen unterbrochen wurde.

(NGZ)
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