Neuss Zeitreise durch die Neusser Geschichte

Neuss · Mit dem neuen Theaterstück "Geheimoperation Quirinius" nach dem gleichnamigen Roman von Susanne Püschel bietet das Theater am Schlachthof (TaS) ein Stück für Kinder ab acht Jahren an. Damit schließt das Theater eine Lücke.

 Sarah Binias und Natascha Popov (re.) in "Geheimoperation Quirinus"

Sarah Binias und Natascha Popov (re.) in "Geheimoperation Quirinus"

Foto: Clara Habermann

Aus dem kleinen Saal des Theaters am Schlachthof (TaS) dringt der tosende Applaus in alle Räume des Gebäudes. Klatschen und Pfeifen, Jubel und Zugabe-Rufe sind zu hören — und das an einem Montagmorgen. Normalerweise finden um diese Uhrzeit eher keine Vorstellungen statt, doch in dieser Woche gab es eine Ausnahme. Der gesamte fünfte Jahrgang der Gesamtschule an der Erft war als Testpublikum geladen. Die Schüler waren die ersten, die sich "Geheimoperation Quirinius" nach dem Roman der Neusserin Susanne Püschel ansehen durften. Am kommenden Sonntag feiert das neue Stück Premiere.

Und darum geht es: Der Junge Nick ist auf der Flucht. Die Kapuzenbande ist ihm dicht auf den Fersen. Auf der Suche nach einem Versteck begegnen er und seine Freundin Kira dem Wasserkobold Akki. Das uralte Zauberwesen nimmt die beiden kurzerhand mit auf eine Zeitreise durch die Neusser Stadtgeschichte. Sie reisen zurück in die Zeit, als die Römer in Neuss ankamen, beobachten die Entstehung des Quirinus-Münsters und treffen auf den berüchtigten Räuber Fetzer. Doch noch immer ist die Kapuzenbande hinter ihnen her... Für den Regisseur Jens Spörckmann — selbst waschechter Neusser — ist die Inszenierung eine Herzensangelegenheit: "Ich interessiere mich selbst sehr für die Neusser Geschichte und bin froh, das Buch von Susanne Püschel auf die Bühne bringen zu können." Mit dem Stück für Kinder ab acht Jahren schließt sich im TaS eine Lücke. Denn das Kindertheater ist für Kinder bis zum 6. Lebensjahr gedacht, danach gibt es erst wieder das Jugendtheater ab 16 Jahren. "Das ist eine natürlich gewachsene Lücke", erklärt Spörckmann. "Kinder im Grundschulalter interessieren sich noch für so etwas. Doch dann kommt ein Alter, in dem Fußball und andere Hobbys wichtiger sind, und das Interesse kehrt erst ab 15 oder 16 Jahren zurück."

Mit dem Stück "Geheimoperation Quirinius" wagt man daher eine Art Experiment. Zunächst soll es fünf Vorstellungen geben — mit der Möglichkeit, in die Verlängerung zu gehen. Bis zur Premiere am Sonntag ist aber noch einiges zu tun. Der Regisseur geht noch einmal in die Klassen, um das Feedback der Testvorstellung einzuholen. Doch Spörckmann und Pressesprecher Dennis Prang sind nach dem Montag zuversichtlich. "Wenn die Kinder noch Kritikpunkte sehen, sprechen wir im Ensemble darüber und sehen, ob man noch etwas verändern kann", sagt Prang.

In Kooperation mit dem Stadtarchiv gibt es nach der Premiere für Kinder von 10 bis 14 Jahren eine kostenlose Stadtführung mit Rolf Lüpertz. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Landesprojektes "Kulturrucksack NRW" statt und führt die Kinder an die Orte, an die auch Akki die Zeitreisenden Nick und Kira geführt hat.

Dabei sei das Theaterstück nicht nur für Kinder, sondern auch für Erwachsene interessant, betont Spörckmann. "Wie heißt es auf den Spielen immer: ,Geeignet für Alter 8 bis 88‘". "Geheimoperation Quirinius" bietet Schauspiel, Musik und Video-Projektionen. Das Testpublikum jedenfalls war hellauf begeistert. Nach der Vorstellung bombardierten die Schüler das Ensemble mit Fragen: "Bekommen wir Autogramme? Wer macht das Bühnenbild? Wie wird man eigentlich Schauspieler?"

Rund eine Stunde dauert das Stück, das geprägt ist durch sein aufwendiges und abwechslungsreiches Bühnenbild.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort