Neuss Zeitkapsel bei Abriss des Edith-Stein-Hauses gefunden

Neuss · Joachim Braun, Geschäftsführer des Familienforums Edith Stein, freut sich über die Dokumente aus dem Jahr 1963.

 Micha van Haalen (l.) und Joachim Braun zeigen die Zeitkapsel. Deren Inhalt: eine Ausgabe der NGZ und die Kopie der Gründungsurkunde von 1963.

Micha van Haalen (l.) und Joachim Braun zeigen die Zeitkapsel. Deren Inhalt: eine Ausgabe der NGZ und die Kopie der Gründungsurkunde von 1963.

Foto: WOi

Gut, dass Micha van Haalen so genau hingesehen hat. Als Baggerfahrer ist er beim Abriss des Edith-Stein-Hauses im Einsatz - und hatte eine besondere Aufgabe. Joachim Braun, Geschäftsführer des Familienforums Edith Stein, hatte den Niederländer auf die sogenannte Zeitkapsel angesetzt. Dabei handelt es sich um ein kleines Behältnis, das - mit einer Kopie der Gründungsurkunde sowie einer Ausgabe der Neuß-Grevenbroicher Zeitung befüllt - am 30. Mai 1963 bei der Grundsteinlegung mit verbuddelt wurde. "Wir hatten die Zeitkapsel eigentlich hinter einem großen Stein mit römischen Ziffern in einer Mauer im Erdgeschoss vermutet - aber da war nichts", sagt Braun.

Also erklärte der Geschäftsführer dem Baggerfahrer, er möge doch bitte darauf achten, ob er die Zeitkapsel im Bauschutt finde. Gesagt, getan - und vor allem: gefunden. Nur ein paar Stunden später sah Micha van Haalen die Kapsel mitten im Schutt und übergab sie schließlich an Joachim Braun. Und der freut sich über das Zeitdokument, das ins Archiv des Familienforums Edith Stein wandern soll.

Wer sich mit Joachim Braun den Inhalt anschaut, der begibt sich auf eine spannende Zeitreise. In der Zeitung von damals finden sich natürlich die großen weltpolitischen Ereignisse. Im Frühjahr 1963 fand das Zweite Vatikanische Konzil statt - und Papst Johannes XXIII. lag im Sterben. John F. Kennedy sprach sich gegen eine Europäische Union aus. Und im Inland sorgte die Erhöhung des Milchpreises 42 auf 60 Pfennig für Erregung. Für die Fans des 1. FC Köln hingegen gab es Grund zum Feiern: Die Geißbock-Elf siegte kurz vor der Gründung der Bundesliga in der Oberliga-Endrunde mit 8:2 gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Aber auch ein Blick ins Lokale lohnt. Neuss hatte damals drei Kinos und alle warben für die aktuellen Filme, die sie zeigten. Im Apollo lief "Der Sohn des Spartacus", das Adler-Filmtheater zeigte "Cimarron" und im Gloria war "Lili" zu sehen. Zugleich wurde über eine Tagung in Trier berichtet, bei der es unter dem Titel "Das Antike in der Heimat" unter anderem auch um Neuss und seine Geschichte ging. Und der damalige Oberbürgermeister Peter Wilhelm Kallen suchte mit einer Schützen-Delegation nach einem passenden Ort für den Fackelbau. "Wir werden den Inhalt der Zeitkapsel gut aufbewahren", sagt Joachim Braun. "Und wir werden bei der Grundsteinlegung für das neue Edith-Stein-Haus ebenfalls Dokumente für die Nachwelt in einer Zeitkapsel hinterlassen."

(NGZ)
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