Millionenauflage mit Fantasy-Büchern Erfolgsautor Wolfgang Hohlbein aus Neuss wird 65 Jahre alt

Hoisten · Mit einer Gesamtauflage von 44 Millionen Büchern gehört Wolfgang Hohlbein zu den meistgedruckten Autoren Deutschlands. Jetzt wird der Schriftsteller und Wahl-Neusser, der nur nachts schreibt, 65.

Wolfgang Hohlbein schreibt seine Bestseller immer von Hand. Er sitzt an einem schwarzen Tischchen im Wohnzimmer seines Reihenhauses in Hoisten und füllt eine ledergebundene Kladde nach der anderen. Seite um Seite mit klarer, kleiner Schrift. Kein Wort ist durchgestrichen, nichts auf die Schnelle hingeschmiert. Auf diese Weise hat Hohlbein über 200 Bücher geschrieben. Mit einer weltweiten Gesamtauflage von etwa 44 Millionen gilt der Wahl-Neusser, der in Weimar geboren wurde und in Meerbusch-Osterath aufwuchs, als einer der meistgedruckten deutschen Schriftsteller. Am Mittwoch wird der Autor 65 Jahre alt.

Man würde nicht vermuten, dass dieser freundliche Mensch gruselige Thriller schreibt, die empfindlichere Naturen besser nicht vor dem Zubettgehen lesen sollten. „Ich habe das Glück, mein Hobby zum Beruf gemacht zu haben“, sagt der komplett schwarz gekleidete Hohlbein. Als Arbeit empfinde er das Schreiben nicht. Der schmal gebaute Mann trägt Vollbart und Brille, die grau melierten Haare reichen bis weit über die Schultern.

An seinem stillen Pult schreibt der Autor seit Jahrzehnten stetig ein Buch nach dem anderen: nicht nur Gruselgeschichten, sondern auch Kinder- und Jugendbücher, historische Krimis, Fantasyromane und Märchen. Mehrere Bücher hat Hohlbein zusammen mit seiner Frau Heike (63) geschrieben. Schon der erste Roman des Paares, das Fantasy-Jugendbuch „Märchenmond“, wurde 1982 ein Bestseller – und auch schon zum Stoff für ein Musical. Damals gab es außer dem Schriftsteller Michael Ende keinen, der in dem Genre unterwegs war. Hohlbein, ein gelernter Industriekaufmann, der vor seinem Wechsel ins Schriftstellerfach gelegentlich auch als Nachtwächter gearbeitet hat, hatte zuvor seinen ungeliebten Job mutig an den Nagel gehängt.

Die Hohlbeins sind Familienmenschen. Sie haben sechs erwachsene Kinder, genauso viele Enkelkinder. Fast alle wohnen Tür an Tür in einer Reihenhaus-Reihe in der Nähe des alten Hoistener Friedhofs. Vor dessen Umwandlung zu einem Park war das für den Autor ein interessanter, ein seltsamer, ein besonderer Ort.

Im Haushalt der Hohlbeins leben auch vier Hunde und zwei Katzen. Von Hoisten aus, wo man auf Mais- und Kohlfelder blickt, bricht er auf zu Lesereisen und Fantasy-Treffen, nimmt aber mitunter auch Einladungen von Neusser Schulen zu Vorlesestunden oder Diskussionsrunden mit seinen jugendlichen Lesern an. Dort spricht er auch offen darüber, dass sein zweites Buch das schwerste war. Oder dass er für die ersten Seiten eines neuen Buches manchmal Wochen braucht, „ab einem gewissen Punkt die Story aber wie von selbst läuft“. Oder dass ihn alles interessiere, „was einen Schritt aus der Realität herausgeht“.

Das ist der Neusser Autor Wolfgang Hohlbein
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Das ist der Neusser Autor Wolfgang Hohlbein

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Foto: dpa/Christophe Gateau

Hohlbein, bekennender Freund von Freilufttheatern, war und ist experimentierfreudig. Im Jahr 2000 gehörte er zu den ersten Autoren, die ihre Werke auch als E-Book herausbrachten. Und 2012 ließ der Mann, der als eher zurückhaltend gilt, sogar ein Kamerateam an sich heran, das ihn für eine Dokumentation auf RTL 2 begleitete. Die Doku-Soap „Die Hohlbeins – eine total fantastische Familie“ auf dem gleichen Sender floppte im Jahr darauf allerdings.

Demnächst wird seine Kinderbuchreihe „Die Wolf-Gäng“, schon vor Jahren von der Kaarster Musikschule als Musical auf die Bühne gebracht, in Hessen verfilmt. Darin geht es um Jugendliche mit außergewöhnlichen Fähigkeiten aber auch normalen Schwächen, etwa eine Fee mit Flugangst. Und natürlich arbeitet der unermüdliche Autor an einem neuen Buch, verrät aber nichts zum Inhalt.

Einer seiner letzten Thriller, das „Mörderhotel“, ist an einen historischen Fall aus dem Chicago des ausgehenden 19. Jahrhundert angelehnt. Es geht um ein Hotel mit Falltüren und Geheimgängen, in dem Menschen verschwinden und schreckliche Dinge passieren. Den „Hauptspaß“, sagt Hohlbein, habe er an Mittelaltergeschichten. „Das ist der kleine Junge in mir“, sagt er vergnügt mit leiser Stimme.

Ändert sich nach dem 65. Geburtstag für ihn etwas? Eher nicht. In fünf Jahren, also nach dem 70., werde er es vielleicht etwas ruhiger angehen lassen, sagt er. Einstweilen schreibt der Hobby-Motorradfahrer wie es scheint mühelos fleißig weiter, vorzugsweise nachts, und lebt nach seiner Fasson. „Ich nehme mir die Freiheit heraus, nicht erreichbar zu sein“, sagt er. Das Handy hat Hohlbein auf prepaid umgestellt. Er telefoniert so selten, dass zehn Euro alle sechs Monate reichen, berichtet er. Dass er trotz seiner auffälligen langen Haare auf der Straße meist nicht erkannt wird, stört ihn nicht: „So kann ich mit der Familie in die Eisdiele gehen.“

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