Neuss Wolfgang Clement zu Gast in Neuss

Neuss · Streitbar, aber gut gelaunt präsentierte sich gestern Ex-Ministerpräsident Wolfgang Clement, der bei einer Tagung im Swissôtel als Redner auftrat.

Einen gut gelaunten Wolfgang Clement erlebten die Zuhörer gestern im Swissôtel, wo der Ex-Ministerpräsident auf einer Tagung des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) als Gastredner auftrat. Eingeladen hatte der Regionalverband Düsseldorf/ Mittlerer Niederrhein, um mit dem streitbaren Politiker, der 2008 aus der SPD ausgetreten war, über die wirtschaftliche Lage in Deutschland und Europa zu diskutieren.

Clement, mittlerweile 73 Jahre alt, amüsierte seine Zuhörer zunächst mit Anekdoten eines alternden Politikers. So sei es doch bemerkenswert, dass er keinen Führerschein habe und es dennoch zum Landesverkehrsminister brachte. Die schönsten Erlebnisse habe er sowieso in der Bahn. Etwa wenn ihm die Schaffnerin erzähle, "das ganze Abteil spricht über Sie, Herr Seehofer." Danach zeigte Clement, der Vorsitzender der arbeitgebernahen Initiative "Neue Soziale Marktwirtschaft" ist, aber doch seine streitbare Seite.

So sei der von der großen Koalition geplante Mindestlohn falsch, schließlich funktioniere die Tarifpartnerschaft in Deutschland. Auch für die Energiewende hat Clement kaum ein gutes Wort übrig: Sie bringe energieintensive Unternehmen in Bedrängnis, "dabei kann Deutschland auf die Industrie nicht verzichten, sie ist der Grund für unsere aktuelle wirtschaftliche Stärke", so Clement, der einen schleichenden Prozess der Deindustrialisierung befürchtet.

Zudem sprach sich der ehemalige Sozialdemokrat, der schon vor seinem Parteiaustritt als konservativ gegolten hatte, gegen eine Verteilung von Sozialleistungen "nach dem Gießkannenprinzip" aus. So bekomme seine Ehefrau nun die "Mütterrente" in Höhe von 28 Euro im Monat. "Wir gehen davon dann mal essen", sagte Clement, der davon überzeugt ist, "dass 90 Prozent der Bezieherinnen auf diesen Zuschuss überhaupt nicht angewiesen sind".

Eine gezielte Förderung sei nicht nur in der Sozialpolitik, sondern in allen Bereichen notwendig. Als regelnde Kraft vertraut der Ex-Politiker auf die EU: "Europa wird uns zur Vernunft bringen", meinte Clement.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort