Neuss Wohnungen für Ältere fehlen

Neuss · Bezahlbare Wohnungen mit Serviceleistungen für ältere Menschen sind Mangelware in Neuss. Dort, wo die Preise erschwinglich sind, stehen auf den Wartelisten oft bis zu fünfmal so viele Interessenten wie es Wohnungen gibt.

Neuss: Wohnungen für Ältere fehlen
Foto: Berns, Lothar

Johann Lötsch und seine Frau machen noch alles selbst: Kochen, waschen, putzen. Auch Treppen sind für den 73-Jährigen und seine ein Jahr ältere Frau noch kein Problem. "Aber es ist ein gutes Gefühl, das Hilfe da wäre, wenn man sie braucht", sagt Lötsch, ehemals Bankangestellter. Er und seine Frau leben so, wie es ältere Menschen zunehmend wollen: Selbstbestimmt in einer eigenen, barrierefreien Wohnung, aber mit der Möglichkeit, etwa den Friseur, die Fußpflege oder eine Haushaltshilfe in Anspruch nehmen zu können. Doch nur wenige kommen in den Genuss einer solchen Wohnung.

Neuss: Wohnungen für Ältere fehlen
Foto: Berns, Lothar

Am Hubertusweg, wo die Lötschs wohnen, hat die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG) gebaut. "Insgesamt sind derzeit 200 solcher Projekte auf dem Plan oder im Bau", sagt Geschäftsführer Uli Brombach. Zum 1. Juli etwa werden zehn öffentlich geförderte Wohnungen an der Frankenstraße bezugsfertig. Kosten für die Mieter: 5,10 Euro pro Quadratmeter und nochmal etwa zwei Euro pro Quadratmeter an Betriebskosten. Das wären für eine 65-Quadratmeter-Wohung gut 460 Euro im Monat. Wer noch weitere Leistungen, etwa der ambulanten Dienste, mit denen die GWG Verträge hat, hinzubuchen will, muss zusätzlich zahlen. Je nach Umfang können das auch schnell mal noch ein paar hundert Euro mehr sein. Frei ist längst keine der Wohnungen an der Frankenstraße mehr. "Wir haben drei- bis fünfmal so viele Interessenten wie Wohnungen dieser Art", sagt Brombach. Ähnlich seht es beim Bauverein aus, der solche Wohnungen unter anderem auf der südlichen Furth, in Erftal und im Marienkirchviertel anbietet. "Die Nachfrage ist enorm", sagt Frank Lubig, Vorstandsvorsitzender des Bauvereins. Vakanzen jedoch — Fehlanzeige. Die Stadt sieht ebenfalls einen Mangel an bezahlbarem, altengerechten Wohnraum: "Die Angebotsseite ist nicht da", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. "Darum müssen wir uns kümmern."

Die Seniorenbeauftragte Karin Kilb kennt das Problem aus erster Hand und kommt sich mittlerweile schon ein wenig wie eine Maklerin vor. Ein Großteil der Beratung in der Seniorensprechstunde drehe sich um dieses Thema. "Zuletzt waren wieder drei Senioren bei mir, die eine solche Wohnung suchten", sagt sie. Sie rät dann vor allem, sich frühzeitig bei Bauverein, GWG und Co. auf die Wartelisten setzen zu lassen, damit man überhaupt eine Chance auf eine Wohnung hat. Frühzeitig heißt: Jahre im Voraus. Aus ihrer Sicht fehlen seniorengerechte Wohnungen zu bezahlbaren Preisen, also auch finanzierbar für Senioren ohne Eigentum und mit einer durchschnittlichen Rente.

(NGZ)
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