Neuss Wohnraum für Flüchtlinge bleibt knapp

Neuss · Das Deutsche Rote Kreuz und die Caritas werden die städtische Flüchtlingsunterkunft am Nordbad mit 92 Plätzen betreiben. Nachbarn konnten die Containereinrichtung jetzt besichtigen. Sie wird laut DRK schnell belegt sein.

Neuss: Wohnraum für Flüchtlinge bleibt knapp
Foto: Andreas Woitschützke

Wann die ersten Flüchtlinge in die neue Unterkunft am Nordbad einziehen werden, ist noch nicht sicher. Aber eins ist klar: "Wenn sie kommen, werden alle Zimmer innerhalb einer Woche belegt sein", sagt Marc Dietrich, Chef des Neusser Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Denn die Container am Nordbad bieten Platz für 92 Menschen. "Und wir rechnen damit, dass künftig 100 Flüchtlinge pro Woche nach Neuss kommen", erklärt der städtische Sozialdezernent, Stefan Hahn.

In rund sechs Monaten Bauzeit hat die Stadt am Parkplatz des Nordbades zwei insgesamt 1700 Quadratmeter große Container-Häuser errichtet. Anwohner der Neusser Weyhe konnten die Unterkunft jetzt besichtigen und sehen, was die Bewohner erwartet: etwa 16 Quadratmeter große Zwei-Bett-Zimmer, jeweils mit Metallspinden, einem Tisch und zwei Stühlen. "Das ist natürlich nicht luxuriös, aber es ist ausreichend", findet Marc Dietrich. Sollten Familien mit kleinen Kindern kommen, könnten Betten hinzugestellt werden. Familien mit größeren Kindern bekämen Zimmer nebeneinander.

Auf jeder der insgesamt vier Etagen der zweistöckigen Wohn-Container gibt es eine Gemeinschaftsküche mit je vier Koch- und Spüleinheiten. "Die Kühlschränke haben die Menschen lieber auf ihren Zimmern. Wer mal in einer Wohngemeinschaft gelebt hat, wird die Gründe kennen", sagt Dietrich. Außerdem gibt es pro Etage acht Duschen für Frauen und Männer und ebenso viele Toiletten. Betreut werden die Bewohner von einer Sozialarbeiterin und einem Hausmeister, die ihr Büro in einem der Container haben. Ein Sicherheitsdienst bewacht das Gelände.

Für die Besucher ein interessanter Einblick. "Ich habe noch nie einen Container von innen gesehen", sagte ein Anwohner. Den Außenbereich gestalten die Betreiber erst nach der Ankunft der Bewohner. "Es ist ja ihr Zuhause", erklärt Dietrich. Zudem sei gar nicht bekannt, wer kommt. Darum habe es keinen Sinn, jetzt beispielsweise einen Spielplatz einzurichten. "Sollten etwa nur junge syrische Männer hier einziehen, könnten sie damit nicht viel anfangen."

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Rund 400.000 Euro hat die Stadt für den Bau des Flüchtlingsheims gezahlt. "Dazu kommt eine monatliche Miete für die Container-Häuser von 31.300 Euro", sagt Hahn. Man werde deshalb Container künftig kaufen statt sie mieten.

"Ab einer Standzeit von vier Jahren ist das günstiger. Und es ist davon auszugehen, dass die Unterkünfte länger stehen bleiben werden." Die Module könnten später für Kindergärten oder Schulen genutzt werden.

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Angesichts des zu erwartenden Flüchtlingsstroms appelliert die Stadt an die Neusser, freien Wohnraum zu melden. "Die Kapazitäten des öffentlichen Wohnungsbaus sind erschöpft. In Neuss mangelt es ohnehin an bezahlbaren Wohnungen", sagt Hahn. Auch die Obdachlosenunterkünfte füllten sich stetig. "Wir haben keine Möglichkeit mehr, die Menschen unterzubringen, die ihre Wohnung verlieren, weil sie etwa die Miete nicht zahlen können", sagt Hahn.

Die Unterbringung von Flüchtlingen in Gewerbehallen oder in Büros scheitere meist an fehlenden Sanitäranlagen, entsprechende Container hätten lange Lieferzeiten. "Langfristig wird uns nichts anderes übrigbleiben, als auf Turnhallen zurückzugreifen", sagt Hahn.

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(NGZ)
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