Feuilleton Wohngefühle

Feuilleton · Neuss ",wohnen und hausen' ist kein Kursprojekt, sondern von Anfang an als Ausstellungsprojekt konzipiert," stellt Taki Kiometzis direkt einmal klar. Er ist Dozent für Fotografie an der Schule für Kunst und Theater in der Alten Post und Leiter der Gruppe, die sich seit einem Jahr mit dem Thema "wohnen und hausen" fotographisch beschäftigt hat. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die Sonntag eröffnet wird.

Neuss ",wohnen und hausen' ist kein Kursprojekt, sondern von Anfang an als Ausstellungsprojekt konzipiert," stellt Taki Kiometzis direkt einmal klar. Er ist Dozent für Fotografie an der Schule für Kunst und Theater in der Alten Post und Leiter der Gruppe, die sich seit einem Jahr mit dem Thema "wohnen und hausen" fotographisch beschäftigt hat. Das Ergebnis ist eine Ausstellung, die Sonntag eröffnet wird.

Kommunikation

Einmal im Monat hat sich die Gruppe getroffen und zum Thema entstandene Arbeiten diskutiert. Im Internet wurde sogar ein Diskussionsforum eingerichtet. Das Projekt setzt auf Kommunikation, auf die Konkretisierung der eigenen Idee mit eigenen Worten. Im Unterschied zu klassischen Fotokursen steht daher nicht die Vermittlung von technischem Know-how im Zentrum, wohl aber steht Kiometzis mit technischen Ratschlägen zur Seite, wenn es darum geht, eine Idee formal umzusetzen.

"Eine solche unterstützend begleitende Unterrichtsform hat sich bewährt," berichtet Thomas Brandt, Leiter der Alten Post, "gerade dann, wenn man das bildnerische Potential von Menschen fördern will, die sich nicht hauptberuflich der Kunst widmen." Mit Hobby, also Entspannung und Abstand zum Alltag, hat das aber rein gar nichts zu tun, im Gegenteil, gerade deswegen hat Taki Kiometzis ein so existenzielles, aber zugleich weites Thema wie "wohnen und hausen" gewählt.

"Bildnerisches Lernen bedeutet für mich ein zunehmender Wahrnehmungsprozess meiner Quellen, eine formale und inhaltliche Reduzierung, um dadurch den Zufallsprozess immer deutlicher in Richtung Gestaltungsprozess zu entwickeln", schildert Brandt seinen Ansatz. "Für das Projekt ist die Ausstellung wichtig, sie hat uns dazu gezwungen, eine Auswahl zu treffen. Die gezeigten Arbeiten der insgesamt sechzehn Teilnehmer sind allesamt Fotos, die sich durchgesetzt haben," sagt Kiometzis.

Eigene Ideen

Als Betrachter spürt man, dass dort eigene Ideen auf den Weg gebracht wurden. "Bei ,wohnen und hausen' mag man zunächst an die eigenen vier Wände denken, doch was passiert auf Reisen?", fragt sich Christian Wunderlich und zeigt Hochglanzaufnahmen von Hotelzimmern, in denen diffuse Schatten die flüchtige Anwesenheit von Menschen und ihrem Gepäck verraten. Yasumi Tanita-Heil befragt das Innere von Kühlschränken. Harald Happekotte riskiert einen Blick in Dielen und Flure, die Visitenkarten einer Wohnung.

Birgit Lemm baut Wohnsituationen en miniature nach. Ausgehöhlte Apfelsinen werden zu trendigen Sitzmöbeln der 70er, Eiswürfel zu futuristischen Tafeln und Lochpappen zu Wandverkleidungen einer noch nicht erfundenen Mode. Die surreale Puppenhaus-Situation trifft man auch bei Natalie Kreuter, die von ihr unterrichtete Schulkinder zu Hause in ihrer Lieblingsecke fotografierte. Wappen, Stofftiere und eben auch Puppenhäuser sind die Dinge, über die man sich definiert. Einige Kinder thronen selbstbewusst in ihren Besitztümern, andere verteidigen mit Blick und Haltung vehement ihr Territorium.

Michael Hecker träumt vom Urlaub und tauscht kurzerhand den alltäglichen Blick aus dem Wohnzimmerfenster gegen Alpenkulisse und Côte Sauvage. Christoph Krey nennt seine Arbeiten schlicht Wohngefühle 1 bis 9. Fernbedienungen lümmeln sich lapidar neben Stuhlbeinen auf dem Veloursteppich, Bügelstillleben hängen krumm an der Garderobe und bei der noblen Chefetage öffnet sich die gläserne Fensterwand auf eine filmreife amerikanische Skyline.

Info "wohnen und hausen", Kulturforum Alte Post, Neustraße 28, Eröffnung Sonntag, 12.August., 11.30 Uhr. Bis 9. September geöffnet Montag bis Freitag 16.30 bis 19.30 Uhr, Sonntag 12 bis 18 Uhr.

(NGZ)
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