Neuss Wo Obdachlose Schutz finden

Neuss · Der heftige Wintereinbruch mit niedrigen Temperaturen und Frost bereitet Wohnungslosen große Probleme. Anders als in Düsseldorf reichen die Hilfsangebote für ungefähr 25 Neusser Obdachlose zur Zeit aber aus.

 Werner Hein vom Café Ausblick mit einem Obdachlosen, der Zuflucht bei den derzeitigen Minusgraden sucht.

Werner Hein vom Café Ausblick mit einem Obdachlosen, der Zuflucht bei den derzeitigen Minusgraden sucht.

Foto: woi

Der Winter ist da. Vergangenen Donnerstag herrschten in Neuss Temperaturen von minus sieben Grad. Die gefühlte Temperatur war sogar noch tiefer. Schnee und Eis machten den Aufenthalt im Freien beschwerlich.

"In Neuss muss niemand erfrieren"

Für Wohnungslose stellt solches Wetter ein Gesundheitsrisiko dar. Doch die Stadt Neuss hat vorgesorgt. "In Neuss muss niemand erfrieren", betont Ernst Görtz, Leiter der Zentralen Fachstelle für Wohnungsnotfälle, und ergänzt: "Notfalls würden wir die Kapazitäten unserer Einrichtungen auch überschreiten, um alle unterzubringen." In der Winterzeit, die vielerorts für Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt sorgt, seien Wohnungslose besonders gefährdet, da "gefährliche lokale Erfrierungen und Unterkühlungen des Organismus drohen". Zwei Neusser Hilfseinrichtungen bieten daher zusätzliche Öffnungszeiten an. Der Tagesaufenthalt im Café Ausblick wird um eine Stunde verlängert, die Übernachtungsstelle am Derendorfweg (Hin und herberge) öffnet drei Stunden früher, so dass Obdachlose lediglich zwei Stunden überbrücken müssen.

Görtz schätzt die Zahl der Obdachlosen, die die Übernachtungsstätte regelmäßig besuchen, auf 15 bis 20. Anders als früher ist die Nutzung der Hilfe nicht mehr auf drei Tage beschränkt. Dies ist Bestandteil der Hartz-Gesetzgebungen gewesen. Vorher mussten Obdachlose sich entweder einem Maßnahmenplan unterwerfen, der sie in ein geregeltes Leben zurückführt, oder in eine andere Stadt weiterziehen. Eine "Wanderungsbewegung" gebe es zwar noch, doch die sei wesentlich geringer als früher, sagt Görtz.

Kirchen müssen nicht öffnen

Die vorhandenen Strukturen reichen zur Zeit also aus. Anders ist es in Düsseldorf. Dort wird deshalb die Berger Kirche bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für Obdachlose geöffnet. Das Angebot für Wohnungslose war vorher zu gering. Ernst Görtz kennt die Problematik in der Nachbarstadt und erklärt, dies sei in Neuss in absehbarer Zeit nicht notwendig. Pfarrerin Ilka Werner, Vorsitzende der evangelischen Kirchengemeinden, findet die Öffnung einer Kirche aber grundsätzlich gut. "Die Temperaturen draußen sind mörderisch", sagt sie. Anders Guido Assmann, Oberpfarrer von Sankt Quirinus. Er würde seine Kirche nicht eigenverantwortlich öffnen. Die Neusser Katholiken seien in der Obdachlosenbetreuung sehr engagiert, sprächen sich aber stets zuerst mit der Stadt ab.

Ernst Görtz ist froh darüber, dass das gute Angebot in Neuss auch angenommen wird. "Natürlich gibt es Leute, die die Hilfseinrichtungen scheuen", sagt Görtz, "Doch das sind einige wenige."

(NGZ)
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