Furth-Nord/Furth-Mitte/Morgensternsheide Wo Neuss ganz familiär ist

Neuss · Im Norden der Stadt, wo Kaarst sehr nahe ist, wächst Neuss seit Jahrzehnten. Dort sind viele Familien zu Hause, die Nachbarschaft als soziales Netz und Lebensqualität verstehen. Die Further entwickeln Selbstbewusstsein.

 Die Bittners in ihrem Baumhaus. Noell und Tabea rahmen Vater Heinz-Josef ein, Mutter Ursula gibt Tochter Cara und der ganzen Familie Halt.

Die Bittners in ihrem Baumhaus. Noell und Tabea rahmen Vater Heinz-Josef ein, Mutter Ursula gibt Tochter Cara und der ganzen Familie Halt.

Foto: Woi

Sind wir eigentlich noch in Neuss? Die Frage ist berechtigt, wenn sie im nordwestlichen Zipfel der Stadt gestellt wird. Gäbe es dort die Unterführung der Autobahn A 57 nicht, die fließende Grenze zwischen den Nachbarstädten Neuss und Kaarst wäre nicht zu erkennen. So dicht ist dort die Bebauung. Für die drei Bittner-Schwestern Tabea (15), Cara (13) und Noelle (10) ist es auch "normal", links der Autobahn die Realschule in Kaarst zu besuchen, und rechts der Autobahn an der Flurstraße im Stadtbezirk Nördliche Furth zu wohnen. Aber Vater Heinz-Josef (47) stellt klar: "Die Furth ist für uns ein Zuhause." Mittelpunkt bleibe die Kirche St. Josef: "Das ist Heimat. Wir möchten von ,Henger de Bahn' nicht mehr weg."

Nördlich der Bahntrasse

Sprechen die Neusser über die Nordstadt, meinen sie einen Bereich nördlich der Bahntrasse Düsseldorf-Grevenbroich, der mehr ist als ein Stadtteil. Knapp 40 000 Menschen wohnen dort in sieben offiziellen Stadtbezirken: Barbaraviertel, Weißenberg, Vogelsang, Morgensternsheide, Südliche-, Mittelere- und Nördliche Furth. Als verbindende Lebensader zieht sich die alte Limesstraße durch die Nordstadt. Dort, wo vor 2000 Jahren schon die Römer zogen, rollt heute der Verkehr von Neuss in Richtung Kaarst. Mit den 1950er Jahren kam die große bauliche Entwicklung. Ganze Stadtteile wurden aus dem Boden gestampft.

Die Infrastruktur wuchs mit: das Etienne-Krankenhaus, das Bad im Nordpark und viele neue Kindergärten und Schulen. "Ich kann alle meine Besorgungen in der Nähe machen", sagt Mutter Ursula Bittner (43). Sie lobt die sozialen Netzwerke. Die Kirchen tragen ihren Anteil bei, der Schützenverein ebenso wie der Initiativkreis und der Werbekreis. Doch letztlich sind es die Menschen, die das Wir-Gefühl mit Leben füllen. Wer mit Furthern spricht, der hört das Loblied auf die Nachbarschaft. Ursula Bittner formuliert das so: "Friedlich, freundlich, familiär und an Pfingsten feierlich." Pfingsten ist der Traditionstermin fürs Further Schützenfest. Dann zieht auch Heinz-Josef Bittner mit. Als Jogger bereitet ihm die Länge der Zugwege keine Probleme. Schon morgens um 5 Uhr ist er unterwegs: "Ich bin schnell im Grünen und genieße die Gerüche der Natur." Wer will, der lässt auf der Furth auch schnell die städtische Hektik hinter sich. Zu den Oasen der Stille gehören auch die Kleingarten-Anlagen, der Stadtwald und das Jörne Meerke.

Spannendes Quartier

Die Furth ist ein spannendes Quartier mit intensiver Bebauung, aber wenig Gewerbe und Industrie. Die Siedlungen sind zu unterschiedlichen Zeiten errichtet worden; dort wechslen sich Mietwohnungen mit Einfamilienhäuser ab – eine bürgerliche Struktur. Etwas versteckt im Bereich der Broichstraße ducken sich unter alten Bäumen auch einige Villen. In dieser Umgebung fühlt sich Familie Bittner wohl – und vermisst fast nichts. Es fehlt, so klagen die Töchter, eine Bücherei, während die Eltern hoffen, dass es auch Cafés, Gaststätten und Restaurants auf die Furth zieht.

(NGZ)
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